Mächtiger Fluss wird zum Rinnsal Dürre in China lässt Jangtsekiang um die Hälfte schrumpfen

AP/tpfi

20.8.2022

Der Jialing ist ein Nebenfluss des Jangtsekiang. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa
Der Jialing ist ein Nebenfluss des Jangtsekiang. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa
Bild: Mark Schiefelbein/AP/dpa

Wo früher einmal Wasser war, sind nur breite Schlammflächen vor den Anlegestellen. Der mächtigste Fluss des Landes ist zusammenschrumpft.

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20.8.2022

Der trockenste Sommer in China seit Beginn der Aufzeichnungen vor sechs Jahrzehnten hat den mächtigsten Fluss des Landes zusammenschrumpfen lassen. In der Millionenstadt Chongqing verkehrten die bei Touristen beliebten Fähren über den Jangtsekiang am Freitag nicht mehr. Der Strom war nur noch halb so breit wie üblich. Vor den Anlegestellen erstreckten sich bis zu 50 Meter breite Schlammflächen bis zu der Stelle, wo das Wasser noch floss.

Die sonst belebten Strassen der Millionenmetropole waren nach Temperaturen von bis zu 45 Grad am Donnerstag verwaist. «Wir können diesen Sommer nicht ohne Klimaanlage überleben», sagte der 22-jährige Chen Haofeng, der Fotos vom freigelegten Flussbett machte. «Nichts kann uns abkühlen.»

Weltweite Produktion betroffen

In der benachbarten Provinz Sichuan mussten Firmen die Produktion stoppen, weil der Stromverbrauch gedeckelt wurde. Dort kommen 80 Prozent des Stroms aus Wasserkraftwerken, deren Stauseen nur noch zur Hälfte gefüllt sind, während der Energiebedarf steigt, weil die Menschen ihre Klimaanlagen auf Hochtouren laufen lassen.

Tausende Unternehmen, die unter anderem Mikroprozessoren, Solarpaneele und Autoteile herstellen, schlossen für mindestens sechs Tage. Einige versicherten, Lieferungen an Kunden seien nicht gestört, doch die Shanghaier Stadtregierung teilte am Donnerstag mit, dass Tesla und andere grosse Autobauer ihre Produktion hätten aussetzen müssen.

Der Jangtsekiang strömt durch 19 chinesische Provinzen, die nach Angaben der Weltbank 45 Prozent der Wirtschaftsleistung Chinas erbringen. Die Lage in Sichuan dürfte aber nur begrenzte Folgen haben, weil die Provinz nur für vier Prozent der Industrieproduktion des Landes steht. Andere Provinzen setzen bei der Energieversorgung mehr auf Kohlekraftwerke, deren Arbeit nicht gestört ist.