Artenvielfalt Eine Erklärung zur Artenvielfalt gekippt

SDA

22.9.2020 - 08:33

Während der Nahrungssuche geht der Ruderflusskrebs Acartia tonsa hohe Risiken ein: Durch schnelle Bewegungen im Wasser macht er seine Feinde auf sich aufmerksam.
Während der Nahrungssuche geht der Ruderflusskrebs Acartia tonsa hohe Risiken ein: Durch schnelle Bewegungen im Wasser macht er seine Feinde auf sich aufmerksam.
Source: Thomas Kiørboe

Diejenigen Arten, die sich bei Nahrungsüberfluss ihre Mägen vollschlagen, gelangen auch bei Nahrungsknappheit an viel Kost. Das zeigt eine Studie mit Beteiligung eines Genfer Wissenschaftlers. Sie widerlegt damit eine gängige Theorie zur Entstehung der Artenvielfalt.

Biologinnen und Biologen rätseln seit Langem, wieso sich auf der Erde so viele Arten gleichzeitig entwickeln konnten. Ein Ansatz besagt, dass es einerseits Arten gibt, die bei knappen Ressourcen viel Nahrung erwerben können. Andererseits gelingt es anderen besser, schnell grosse Mengen zu verspeisen, wenn Futter im Überfluss vorhanden ist.

Bisher gebe es dafür jedoch kaum experimentelle Beweise, sagte Mridul Thomas von der Universität Genf. Das schweizerisch-dänische Team analysierte deshalb bei über 500 land- und wasserlebenden Arten, von Einzellern bis Säugetieren, wie schnell sie Nahrung verspeisen können – bei Ressourcenüberfluss und -knappheit.

Die Tausendsasa-Organismen

Das überraschende Resultat: Diejenigen Organismen, die bei geringem Nahrungsangebot effizient sind, gelangen auch dann zu viel Futter, wenn Ressourcen reichlich vorhanden sind. Das berichten die Forschenden im Fachmagazin «PNAS».

«Unsere Forschung erklärt nicht die biologische Vielfalt, aber sie kippt eine bestehende Theorie darüber, warum genau wir biologische Vielfalt haben», sagte Mridul Thomas gemäss einer Mitteilung der Universität Genf.

Kompromiss der Risikobereitschaft

Die Forschenden schlagen daher eine neue Erklärung vor: Den Kompromiss der Risikobereitschaft. Demnach gelangt eine Art besser an Futter, weil sie eifrig und lebhaft danach sucht – egal ob Ressourcen reichlich oder knapp vorhanden sind. Doch damit geht sie das Risiko ein, ihren Feind auf sich aufmerksam zu machen und gefressen zu werden.

«Es kann also manchmal gut sein, diese Risiken zu vermeiden», sagte der Genfer Forscher. Auch wenn das bedeute, weniger Futter zu bekommen. Diese neue Theorie muss in weiteren Experimenten noch überprüft werden – sie würde laut den Forschenden jedoch ihre Beobachtungen erklären.

https://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.2008370117

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