Risiko Ferien-Rückkehrer Einreise-Regime verschärfen oder abwarten?

uri

2.8.2021

Reisende am Flughafen Zürich zu Beginn der Sommerferien.
Reisende am Flughafen Zürich zu Beginn der Sommerferien.
Bild: Keystone

Weil sich viele Reisende in den Ferien mit Corona infizieren, verschärfen Deutschland und Österreich die Bestimmungen für die Einreisende. Die Schweiz wartet hingegen ab. Ob das gut ist, wird sich zeigen. 

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Mit steigenden Fallzahlen und der grassierenden Delta-Variante müssen Einreisende nach Deutschland seit Sonntag wieder nachweislich geimpft, genesen oder negativ getestet sein. Auch in Österreich wird ab 3. August wieder ein negativer PCR-Test verlangt, wenn man nicht vollständig geimpft oder genesen ist. In der Schweiz wartet man hingegen mit einer Verschärfung der Massnahmen für Einreisende ab. Ob das eine gute Idee ist, wird sich erst noch zeigen.

Seit Sonntag gilt bei der Einreise nach Deutschland eine Testpflicht. Damit soll eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zum Ende der Sommerferien verhindert werden. Alle Menschen ab zwölf Jahren müssen bei der Einreise nun wieder nachweisen können, dass bei ihnen das Übertragungsrisiko verringert ist – mit dem Nachweis einer Impfung, einem Nachweis als Genesener oder einem negativen Testergebnis. Eine solche Vorgabe gab es bisher schon für alle Flugpassagiere. Jetzt gilt sie für alle Verkehrsmittel, also auch bei Einreisen per Auto oder Bahn.

Reise-Rückkehrer treiben die Fälle in die Höhe

Zuvor hatte das Robert-Koch-Institut RKI eine Zunahme der Corona-Fälle durch den Ferienverkehr für Deutschland registriert. Wie es im wöchentlichen Lagebericht vom 30. Juli heisst, resultiere zwar noch immer ein Grossteil der Fälle aus Ansteckungen im Inland, die Zahl der Neuinfektionen aus mehreren Reiseländern steige jedoch. In der Zeit vom 28. Juni bis 25. Juli sind gemäss Bericht demnach 3'662 gemeldete Fälle auf Auslandsreisen zurückzuführen.

Besonders häufig gemeldet wurden Covid-19-Erkrankungen demnach nach Besuchen in Spanien, der Türkei und den Niederlanden, gefolgt von Kroatien und Griechenland, wobei ein besonders starker Zuwachs vor allem im Fall der Türkei bemerkt wurde. Hier habe sich die Zahl der pro Woche erfassten Fälle ungefähr verdoppelt. Zudem befänden sich mit Frankreich, Italien, Österreich und Dänemark weitere beliebte Ferien-Destinationen auf den ersten zehn Plätzen der Liste der «Risikoländer». 

Bundesrat verfolgt «Entwicklung sehr eng»

In der Schweiz – wo die Fallzahlen zuletzt stagnierten – wartet der Bundesrat hingegen mit Massnahmen ab. Bundesrat Alain Berset verwies in einem Tweet kürzlich auf die gute Situation in der Schweiz. Allerdings, so Berset, gebe es auch eine «negative Dynamik und Unsicherheit» durch Ferienrückkehrer. «Wir verfolgen die Entwicklung sehr eng.»

Wie die Wissenschaftsredaktion des «SRF» unter Verweis auf eine aktuelle Studie erklärt, spielten «eingeschleppte Fälle» in einem Land vor allem dann «eine Rolle und trieben die Zahlen in die Höhe», wenn es ursprünglich wenig Fälle geben würde. Man könne das Problem mit einem Teich vergleichen. «Ist der Teich schon voll, hat ein Land also viele Fälle, ändert auch ein zusätzlicher Eimer Wasser nicht viel. Steht dagegen nur wenig Wasser im Teich, spielt jeder Tropfen eine Rolle, der neu dazu kommt», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler.

Gute Gründe für beide Haltungen

Auch lege die Studie nahe, «dass sich in einer Situation mit wenigen Fällen eine neue, hochansteckende Variante besonders rasch festsetzen kann.» Das sei eine Warnung.

Für die Schweiz sei die Position des Bundesrats nicht abwegig, so der Wissenschaftsredaktor, denn man könne die derzeitige Lage, die «unübersichtlich und instabil» sei, wissenschaftlich unterschiedlich bewerten. Man könne «sowohl für eine Verschärfung wie für eine Zurückhaltung Gründe finden.»

Der Text ist ergänzt mit Material von DPA.