Minus 40 Grad Kälter als auf dem Mars

sda/sob

31.1.2019 - 03:35

Eisige Temperaturen haben weite Teile der USA im Griff. Mehrere Menschen starben bereits an den Folgen der extremen Kälte. In der Nacht sinken im Mittleren Westen die Temperaturen auf fast minus 40 Grad Celsius.

Während es an der US-Westküste tagsüber fast 20 Grad warm ist, fallen die Temperaturen im Landesinnern nachts auf rekordverdächtige Tiefstwerte. Der Nationale Wetterdienst (NWS) sowie Ärzte und Nothelfer warnten vor lebensbedrohlichen Bedingungen. Mindestens drei Bundesstaaten riefen den Katastrophenfall aus. 



Mehrere Tote

Bis zum Mittwoch starben bereits acht Menschen an den Folgen der Kälte, wie der Sender ABC berichtete. Im Örtchen Ponsford in Minnesota sollen gefühlte Temperaturen – also in Verbindung mit der Windgeschwindigkeit – von minus 55 Grad errechnet worden sein. Bis Sonntag müssen die Amerikaner einen starken Kreislauf beweisen. Dann sollen die Temperaturen vielerorts um mehr als 30 Grad klettern und fast 20 Grad plus erreichen.

Die aktuellen Wetterwarnungen für die USA.
Die aktuellen Wetterwarnungen für die USA.
Grafik: NWS

Chicago, am Michigan-See im Norden der USA gelegen, stand im Zentrum der grossen Kälte. Die Behörden richteten mehr als 60 Wärmestuben für Wohnungslose ein. Zusätzlich nahm jede Polizeidienststelle Menschen auf, die sich vor der Kälte schützen wollten.

Kälter als auf dem Mars

In der Millionenmetropole im Bundesstaat Illinois wurden am Donnerstag Temperaturen von minus 33 Grad Celsius erwartet – das sei kälter als in Teilen der Antarktis und ganz nahe am Allzeittief, das 1994 gemessen wurde. CNN berichtete, schon am Mittwoch seien die Temperaturen in der Region auf unter minus 17 Grad Celsius gefallen. US-Medien fanden heraus, dass es in einigen Orten der USA derzeit kälter ist als auf dem Mars.

Der Lake Michigan vor Chicago. 
Der Lake Michigan vor Chicago. 
Source: Keystone

Bis Mittwochabend fielen mehr als 3'000 Flüge den Temperaturen zum Opfer. Die Flughäfen kamen teils mit dem Enteisen der Maschinen nicht nach. Das Bahnunternehmen Amtrak sagte am Mittwoch alle Zugverbindungen von und nach Chicago ab. Eine ähnliche Eiseskälte von minus 17 Grad und darunter würden bis Montag 83 Millionen Amerikaner oder 25 Prozent der Bevölkerung erfahren.

Der Wetterdienst NWS warnte vor Erfrierungen auf ungeschützter Haut innerhalb von Minuten. Verantwortlich für diese «arktische Kälte» ist der sogenannte Polarwirbel – ein Band kalter Westwinde, das normalerweise über dem Nordpol kreist. Wird der Wirbel geschwächt, kann die Luft in niedrigere Breiten entweichen. Zum Mittleren Westen der USA werden Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Michigan, Minnesota, Missouri, Nebraska, North Dakota, Ohio, South Dakota und Wisconsin gezählt.

Postdienst gibt auf

Angesichts des brutalen Frosts müssen selbst die wettergeprüften Zusteller des US-Postdienstes vielerorts kapitulieren. Der USPS teilte mit, der Dienst werde in Iowa, Minnesota sowie in Teilen von Wisconsin und Illinois eingestellt. In vielen Bundesstaaten bleiben zudem Schulen und manche Universitäten geschlossen.

In Illinois, Wisconsin und Minnesota wurde wegen der Kälte der Katastrophenfall ausgerufen. «Das kalte Wetter, das sich zwischen Dienstagabend und Donnerstagmorgen auf den Weg zu uns macht, könnte uns Temperaturen bringen, die wir vorher noch nicht erlebt haben. Sie stellen eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit der Menschen im ganzen Staat dar», schrieb der Gouverneur von Illinois, J.B. Pritzker.

Tipps gegen Frost- und andere Beulen

Tiefe Atemzüge vermeiden

Im Bundesstaat Iowa empfahl die zuständige NWS-Zweigstelle Bürgern, tiefe Atemzüge zu vermeiden und so wenig zu sprechen wie möglich: «Das hier ist die kälteste Luft, die viele von uns jemals erlebt haben», hiess es in ihrem Wetterbericht.

Die gefühlten Temperaturen – in den USA spricht man von «Windchill»-Werten – liegen oft deutlich tiefer. Schon am Dienstagmorgen wurden laut NWS im US-Bundesstaat Maine Werte von bis zu minus 49 Grad Celsius errechnet. Der «Windchill»-Effekt beschreibt die Abkühlung der Haut bei erhöhter Windgeschwindigkeit.

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