Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson zeigt im Kunsthaus Zürich exklusiv die Lichtinstallation «Symbiotic seeing». Die Ausstellung dauert vom 17. Januar bis 22. März.
Eliasson stellt im Kunsthaus Zürich aus
Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson zeigt im Kunsthaus Zürich exklusiv die Lichtinstallation «Symbiotic seeing». Die Ausstellung dauert vom 17. Januar bis 22. März.
Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson zeigt im Kunsthaus Zürich ein mehrteiliges Gesamtkunstwerk, das er teilweise exklusiv für das Museum konzipiert hat. Im Mittelpunkt steht die Lichtinstallation «Symbiotic seeing» (2020).
Als Begleitung dieser Installation im Bührle-Saal des Kunsthauses Zürich spielt ein Roboter auf einem Cello live einen technoiden Sound, der das sphärische Erlebnis verstärken soll. Der Blick geht nach oben, an die Decke, wo sich ein Wolkenspiel aus eingesprühtem Nebel ereignet. Die schwebende Schicht ist in Fluss, denn der Nebel reagiert auf die Menschen im Raum, auf ihre Bewegungen und ihre Körperwärme.
Mit dieser Arbeit holt Eliasson gewissermassen die Natur ins Kunsthaus. Und er zeigt mit technischer Raffinesse, dass der Mensch die Natur unmittelbar beeinflusst und verändert.
Ökologisches Denken
Mit Naturschauspielen befasst sich der Künstler seit Langem. 2003 feierte er in der Tate Modern in London mit einer Monumentalinstallation eines Sonnenaufgangs im Nebel einen riesigen Publikumserfolg. Das ökologische Denken sei im Zeitalter des offensichtlichen Klimawandels weiterhin besonders wichtig, wie Eliasson am Donnerstag vor den Medien betonte.
Mit seinem Kunstparcours im Kunsthaus will er auch das Publikum zu diesem Denken animieren. Leicht macht er es ihm allerdings nicht. In einem Raum zeigt Eliasson zahlreiche futuristisch, planetarisch anmutende Skulpturen in unterschiedlichsten Materialien und Formen. Sie leuchten, drehen sich, spiegeln, blinken und lassen sich in ihrer geometrischen Komplexität bewundern.
Titel geschweige denn Erklärungen dazu finden sich in der Ausstellung allerdings nicht. Wer Aufschluss gewinnen will, findet im Katalog eine Liste mit Beschreibungen der Werke. Beschreibungen, nicht Erklärungen.
Solidarische Welt
Was allenfalls weiterhilft, ist die eigene Intuition. Sie wird unterstützt durch Ausführungen des Künstlers und der Kuratorin Miriam Varadinis vom Donnerstag. Was Eliasson mit seiner Kunst propagiert, ist eine solidarische Welt, in der die Einsicht herrscht, dass alle im gleichen Boot sitzen: Mensch, Tier, Pflanze, Mikrobe, Bakterium.
Zukunft hat nur eine Welt, in der nicht Konfrontation, sondern Kooperation und das einvernehmliche Zusammenleben Priorität haben. Insbesondere der Mensch muss die Meinung, die höchste Spezies zu sein, hinterfragen, ist Eliasson überzeugt. Insbesondere, weil er es ja ist, der für den Klimawandel verantwortlich ist.
Wer ist «wir»?
Aufschluss geben kann auch die Station der Ausstellung, die in einem dokumentarischen Alphabet von A wie Atmosphäre über N wie Natur bis Y wie Yes und Z wie Zoom Texte, Fotos, Zitate oder Buchhinweise auflistet. «Who do you mean when you say 'we'?» ist eine entscheidende Frage, die Eliasson hier stellt. Sie fordert den Menschen auf, vom hohen Ross zu steigen und die Welt in ihrer Gesamtheit als schützenswert zu betrachten.
Das Kunsthaus Zürich ist nicht das erste Schweizer Museum, mit dem Olafur Eliasson eine enge Kooperation eingeht. Mit dem Kunsthaus Zug arbeitete der Künstler ab 2003 sogar mehrere Jahre zusammen.
Mit der Ausstellung «The Body as Brain» richtete er ein Labor zur Erforschung der eigenen Wahrnehmung ein. Seine Modelle, Versuchsanordnungen, Installationen und Maschinen machten das eigene Sehen von Naturphänomenen bewusst. Die Betrachterin, der Betrachter erlebte sich so selbst als Teil permanenter Bewegungs- und Veränderungsprozesse.
Solarlampe für Afrika
Seit je verbindet Eliasson Natur, Kunst und Kunstraum, jetzt auch wieder im Kunsthaus Zürich. Der Künstler engagiert sich aber auch für eine gerechtere Welt. Zusammen mit dem Ingenieur Frederik Ottesen entwarf er die Solarlampe «Little Sun». Ihr Ziel ist es, Licht in Regionen ohne Stromversorgung zu bringen. In Afrika wird das Objekt von ansässigen Unternehmen produziert, schafft Arbeitsplätze und sorgt für lokale Gewinne.
«Little Sun» war 2018 in der Ausstellung «Social Design» im Museum für Gestaltung in Zürich zu sehen. Am 23. Januar und 6. Februar 2019 bietet das Kunsthaus Zürich an zwei Abenden unter dem Titel «Black Out» die Möglichkeit, die abgedunkelte Museumssammlung mit Eliassons Solarlampe neu zu entdecken.
Verfasser: Karl Wüst, ch-intercultur
Zurück zur Startseite