Rettung nach 29 Tagen auf See«Es war mal eine schöne Pause von allem»
phi
9.10.2021
Zwei Männer haben im Pazifik erst die Orientierung und dann ihre GPS-Verbindung verloren. 29 Tage trieb das Duo im Meer und überlebte nur dank Orangen, Kokosnüssen und Regenwasser.
phi
09.10.2021, 00:00
phi
Es ist keine Reise für Amateure, doch Livae Nanjikana und Junior Qoloni sind erfahrene Seeleute. Die beiden Männer von den Salomonen wollen von der Insel Mono nach New Georgia fahren. «Wir haben den Trip schon mal gemacht, es hätte kein Problem sein sollen», sagt Nanjikana dem britischen «Guardian».
Aber wie heisst es so schön? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Wenige Stunden nach ihrem Aufbruch setzen starker Regen und kräftige Winde ein. Die Küstenlinien, denen die beiden folgen wollen, sind immer schwerer auszumachen. «Als das schlechte Wetter aufkam, wurde es übel, aber es wurde noch schlimmer, als das GPS ausfiel.»
Das Duo geht auf Nummer sicher. «Wir konnten nicht mehr sehen, wo wir hinfahren, und deshalb haben wir uns dazu entschieden, den Motor auszumachen und zu warten, um Sprit zu sparen.» Gesagt, getan: Der 60-PS-Motor ihres sieben Meter langen Sea-Ray-Motorbootes verstummt und das Warten beginnt.
Regen, Kokosnüsse und Gott
Als der Himmel endlich aufklart, ist nirgendwo mehr Land zu sehen. Die beiden Männer haben Orangen von Mono dabei, die jedoch nach neun Tagen aufgebraucht sind. Die Lage wird immer ernster. Sie sammeln Regenwasser im Segeltuch und versuchen, körperlich und psychisch nicht Schiffbruch zu erleiden.
Wie haben sie überlebt, fragt die Salomon Island Broadcasting Corporation? «Nur dank des Regenwassers, der Kokosnüsse und unseres Glaubens an Gott, denn wir haben Tag und Nacht gebetet», antwortet Nanjikana. Wann immer sie eine Kokosnuss auf dem Wasser schwimmen sehen, werfen sie den Motor an, sammeln sie ein und öffnen sie mit Werkzeug oder dem Schiffsanker.
Das Duo ist augenscheinlich sehr fromm: Gott habe ihnen aufgetragen, ein Segel zu bauen. Mit Rudern und Tuch erreichen sie dieses Ziel, setzen Segel und «folgen der Windrichtung», erklärt Nanjikana. Sie ahnen, dass sie auf Papua-Neuguinea zutreiben – und entdecken am 27. September endlich in der Ferne Land.
Plötzlich sehen sie Fischer in der Ferne
Es handelt sich um New Britain, das vor dem Ersten Weltkrieg noch Neupommern hiess. Es ist die grösste Insel des Bismarck-Archipels – und zwei Tage später machen sie am Horizont Fischer aus. Sie winken und rufen, doch niemand nimmt Notiz von ihnen. Sie werfen den Motor noch einmal an und fahren so lange auf die anderen Boote zu, bis der Tank leer ist.
«Das war der Zeitpunkt, an dem wir geschrien und immer wieder gewinkt haben, als ein Fischer uns sah und zu uns gepaddelt ist», erklärt der Schiffbrüchige. «Als er uns erreicht hat, fragten wir ihn: ‹Wo sind wir jetzt?› Er antwortete: ‹Papua-Neuguinea.›» Da habe Najikana gewusst, dass sie gerettet waren.
Der Fischer schleppt sie zur Insel, wo die Geretteten zusammenbrechen und ins Spital getragen werden müssen. Inzwischen wurden sie aufgepäppelt: «Wir wurden von den Leuten hier, die sehr nett sind, gut versorgt und ernährt.» Er freue sich nun einerseits auf die Rückkehr, sagt Nanjikana. Aber andererseits meint er: «Es war mal eine schöne Pause von allem.»