Umstrittene Zeitumstellung EU-Bürger zur Sommerzeit befragt: Muss die Schweiz mitziehen?

SDA/DPA/jfk

17.8.2018

Die EU liess ihre Bürger zur Sommerzeit befragen. (Symbolbild)
Die EU liess ihre Bürger zur Sommerzeit befragen. (Symbolbild)
Bild: Keystone/Sandor Ujvari

Die EU-Umfrage zur möglichen Abschaffung der Sommerzeit ist nach rund sechs Wochen in der Nacht zum Freitag zu Ende gegangen. Doch bis zur Auswertung der Ergebnisse kann es noch Wochen dauern.

Seit Anfang Juli war die Online-Befragung der EU-Kommission einem Sprecher zufolge auf riesiges Interesse gestossen. Allein in den ersten drei Tagen wurden demnach mehr als 500'000 Online-Fragebögen ausgefüllt. Nach der Hälfte der Zeit waren mehr als eine Million Antworten eingegangen.

Unter anderem wurden die Teilnehmer gefragt, welche Erfahrungen sie mit dem Wechsel von Winter- auf Sommerzeit gemacht haben, und ob sie für eine Abschaffung oder Beibehaltung der üblichen Zeitumstellung im Frühjahr und im Herbst sind. Ausserdem konnten sie in einem Textfeld Bemerkungen machen.

Bis die Ergebnisse ausgewertet sind und veröffentlicht werden, kann es nach Angaben der EU-Kommission allerdings noch Tage oder Wochen dauern. In EU-Kreisen wird allerdings erwartet, dass die Mehrheit der Umfrageteilnehmer gegen die Sommerzeit ist.

Umfrage ist kein Referendum

Ein Sprecher kündigte an, an diesem Freitag voraussichtlich nur die Gesamt-Teilnehmerzahl der Umfrage zu präsentieren. Wie viele Bürger in welchem Land für oder gegen eine Abschaffung der Zeitumstellung votiert haben, bleibt also vorerst unklar.

Die EU-Kommission betont ohnehin ausdrücklich, bei der Umfrage handele es sich nicht um ein Referendum. Das Europaparlament hatte die Brüsseler Behörde im Februar beauftragt, Forderungen nach einer Abkehr von der Sommerzeit zu prüfen. Die nicht repräsentative Umfrage ist dabei nur ein Teil der Bewertung.

In der Schweiz scheiterten bisher mehrere Anläufe zur Abschaffung der Sommerzeit. 1982 kam eine lancierte Volksinitiative nicht zustande, eine Motion im Nationalrat von Yvette Estermann im September 2012 wurde mit grosser Mehrheit abgelehnt. 

Nutzen der Sommerzeit umstritten

Allerdings stellte der Bundesrat damals in seiner Begründung klar, dass er damit nicht den Sinn der Sommerzeit grundsätzlich befürwortete, sondern lediglich die zeitliche Übereinstimmung mit den Nachbarländern. Im Umkehrschluss wäre es also wahrscheinlich, dass die Schweiz mitziehen würde, sollte die EU die Sommerzeit wieder abschaffen.

Die Umstellung der Uhren in heutiger Form wurde mit dem Ziel eingeführt, Energie zu sparen. Regelungen auf EU-Ebene zur Sommerzeit gibt es seit 1981. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück.

Der Nutzen ist allerdings umstritten. Laut Experten knipsen manche Nationen wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends seltener das Licht an. Im Frühjahr und Herbst wird dagegen morgens mehr geheizt. Ausserdem sehen Mediziner gewisse Gesundheitsrisiken, die mit der Zeitumstellung einhergehen können. So warnen Schlafforscher, dass empfindsame Menschen Probleme mit dem zeitlichen Hin und Her haben könnten - samt Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.

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