Angehörige erinnern an 72 Opfer Fast ein Jahr nach dem Brand in London: Warum mussten 72 Menschen sterben?  

AFP

22.5.2018

Knapp ein Jahr nach dem Grossbrand im Londoner Grenfell Tower mit 72 Toten haben die Untersuchungen in dem Fall mit öffentlichen Aussagen der Angehörigen begonnen. Die Hinterbliebenen von sechs Todesopfern erzählten zum Auftakt am Montag in einem Hotel in der britischen Hauptstadt von ihren Erlebnissen und Gefühlen. Insgesamt neun Tage sind in dieser erste Phase der Ermittlungen für die Berichte der Angehörigen vorgesehen.

Der mit der Untersuchung betraute pensionierte Jurist Martin Moore-Bick bezeichnete den Brand in dem 24-stöckigen Hochhaus im Juni 2017 als "Tragödie". Während der kommenden Tage werde es "viel Kummer" geben. Er hoffe aber, dass der Kummer durch "Erinnerungen an vergangene Freude, angemeinsam verbrachte Zeit und früheres Glück" gemildert werde.

Zu Beginn der öffentlichen Anhörung schwiegen die Anwesenden für symbolische 72 Sekunden, um der Opfer zu gedenken. Dann sprachen unter anderem die Eltern eines kurz nach dem Unglück in einem Krankenhaus tot geborenen Babys.

Ihr Sohn werde "immer hier in unseren Herzen sein", sagte Vater Marcio Gomes, der zusammen mit seiner Frau Andreia den Flammen aus dem 21. Stock entkommen war. "Er war so friedlich, so ruhig... unser schlafender Engel." Ohne die Stärke seiner Frau wäre er nicht hier, sagte Gomes.

Es gebe auch nach einem Jahr viele offene Fragen zu dem Unglück, beklagte Mohamed Araf Neda, dessen Bruder im Grenfell Tower ums Leben gekommen war. Er werde sich an seinen Bruder als "Held" erinnern, weil er andere Bewohner gerettet habe.

Weitere Hinterbliebene erzählten aus den Leben der Opfer und berichteten, wie sie selbst mit dem Verlust umgingen. Sie riefen dazu auf, die Toten nicht zu vergessen.

Die zweite Phase der Untersuchungen sieht dann Aussagen von weiteren Betroffenen der Feuerkatastrophe vor. Diese Phase soll bis November dauern.

Die Eltern eines kurz nach dem Unglück in einem Krankenhaus tot geborenen Babys.
Die Eltern eines kurz nach dem Unglück in einem Krankenhaus tot geborenen Babys.
Keystone
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