Sturm «Ida» bedroht USA «Gefahr ist noch nicht vorbei»

SDA/dpa/sob/uri

30.8.2021 - 15:09

Exakt 16 Jahre nach «Katrina» hat Tropensturm «Ida» im südlichen US-Bundesstaat Louisiana ein Todesopfer gefordert und schwere Schäden verursacht. Obwohl der Sturm inzwischen an Kraft verloren hat, bleibt er weiterhin eine grosse Gefahr. 

30.8.2021 - 15:09

Auch nach seiner Herabstufung vom Hurrikan zum Tropensturm ist «Ida» weiter eine grosse Bedrohung für Teile der USA. «Die Gefahr ist noch nicht vorbei», sagte Deanne Criswell von der amerikanischen Katastrophenschutzbehörde Fema am Montagmorgen (Ortszeit) dem Sender CNN. Der Sturm werde auf dem Weg in die US-Bundesstaaten Mississippi oder sogar Tennessee und West Virginia weiter viel Regen mit sich bringen. «Die Menschen, die sich im Einzugsgebiet des Sturms befinden, müssen sich also weiterhin über die Risiken im Klaren sein», sagte Criswell.

Criswell gab auch eine erste Einschätzung zu Schäden ab, die der Hurrikan im südlichen Bundesstaat Louisiana hinterlassen hat. Es gebe Berichte über möglicherweise eingestürzte Gebäude, eine Reihe von Spitälern werde mit Notstrom-Generatoren betrieben. Man wisse auch, dass einige Menschen Hilfe benötigten. Genaueres werde sich in den kommenden Stunden zeigen.

Criswell sagte ausserdem: «Ich glaube nicht, dass es einen schlechteren Weg für den Sturm hätte geben können.» «Ida» sei nicht nur als «extrem gefährlicher Hurrikan» der Stufe vier auf Land getroffen, sondern auch stundenlang ein Kategorie-4-Hurrikan geblieben. 

Mindestens ein Todesopfer

«Ida» hat im südlichen US-Bundesstaat Louisiana mindestens ein Menschenleben gefordert und erhebliche Schäden verursacht. In der Gemeinde Prairieville sei eine Person von einem umstürzenden Baum tödlich verletzt worden, teilte das örtliche Sheriff-Büro am Sonntagabend auf Facebook mit. Der Ort liegt südöstlich von Baton Rouge, der Hauptstadt Louisianas. 

Auf Fotos und Videos waren massive Überflutungen und Schäden durch den Hurrikan zu sehen. Örtliche Medien berichteten von zerstörten Häusern, überfluteten Strassen und umgeknickten Bäumen und Strommasten. Im Ort Galliano habe der Sturm Teile des Daches eines Spitals weggerissen. Es sei aber niemand verletzt worden.

Besonders betroffen waren niedrig liegende Gebiete südwestlich der Stadt New Orleans, für die es zuvor zumeist Evakuierungsanordnungen gegeben hatte. Auch aus der weiter nördlich gelegenen Kleinstadt Houma mit rund 30'000 Einwohnern, die direkt im Pfad des Sturms lag, kamen erste Berichte über schwere Schäden. In New Orleans waren Überschwemmungen und Schäden an Gebäuden zu sehen.

Ein Teil der Skyline von New Orleans im Dunkeln am 29. August 2021. 
Ein Teil der Skyline von New Orleans im Dunkeln am 29. August 2021. 
Bild: Getty Images

Zudem sind wegen des Hurrikans im Süden der USA mehr als eine Million Kunden ohne Strom. Betroffen ist nach Angaben der Webseite Poweroutage.us vor allem Louisiana: Dort seien rund 996'000 Haushalte ohne Elektrizität, im benachbarten Bundesstaat Mississippi etwa 36'000.

Auch im gesamten Stadtgebiet von New Orleans fiel der Strom aus, wie die städtische Einsatzzentrale am Sonntagabend über Twitter mitteilte. «Der einzige Strom in der Stadt kommt von Generatoren», hiess es. In New Orleans leben knapp 400'000 Menschen.

Der Weg von Hurrikan «Ida» in den USA. 
Der Weg von Hurrikan «Ida» in den USA. 
Grafik: dpa

16 Jahre nach Katrina

Als «extrem gefährlicher Hurrikan» der Stufe vier war «Ida» am Sonntagmittag auf Land getroffen. Das Nationale Hurrikanzentrum in Miami (NHC) warnte vor heftigem Regen, einer «lebensgefährlichen Sturmflut» und katastrophalen Windböen.

Der Wirbelsturm habe beim Erreichen der Küste Windgeschwindigkeiten von rund 240 Kilometern pro Stunde mit sich gebracht. Über dem südlichen US-Bundesstaat Louisiana hat «Ida» an Stärke verloren. Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) stufte «Ida» am späten Sonntagabend (Ortszeit) auf die Kategorie eins (von fünf) herab. Der Wirbelsturm bringe nunmehr maximal anhaltende Windgeschwindigkeiten von etwa 150 Kilometern pro Stunde und noch heftigere Böen mit sich, teilte das NHC in Miami mit.

Die Behörde warnte weiter vor «katastrophalen Sturmfluten», orkanartigen Winden sowie Sturzfluten. Der Hurrikan bewegte sich über Land nur sehr langsam fort, daher sind die Orte in seinem Pfad längerer Zeit extremen Winden ausgesetzt. Experten befürchteten deshalb große Schäden.

«Ida» traf in Louisiana auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankunft des verheerenden Hurrikans «Katrina» auf Land. «Katrina» hatte in und um New Orleans katastrophale Schäden und Überschwemmungen verursacht. Damals kamen rund 1800 Menschen ums Leben. Seither wurden in der Region allerdings Milliarden Dollar in den Hochwasserschutz investiert.

Ein Mann geht in New Orleans an einem weggeblasenen Hausdach im French Quarter vorbei. Hurrikan «Ida» hat im südlichen US-Bundesstaat Louisiana ersten Fotos und Videos zufolge massive Schäden verursacht.
Ein Mann geht in New Orleans an einem weggeblasenen Hausdach im French Quarter vorbei. Hurrikan «Ida» hat im südlichen US-Bundesstaat Louisiana ersten Fotos und Videos zufolge massive Schäden verursacht.
Keystone

«Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor»

Präsident Joe Biden erklärte für Louisiana – wie vom Bundesstaat erbeten – den Katastrophenfall. Somit können Bundesmittel für den Wiederaufbau und zur Unterstützung betroffener Bürger und Unternehmen freigegeben werden, wie das Weisse Haus mitteilte. Biden hatte zuvor die Zentrale der US-Katastrophenschutzbehörde Fema in Washington besucht.

«Das wird ein zerstörerischer Hurrikan, ein lebensbedrohlicher Sturm», warnte Biden. «An die Menschen der Golfküste, ich will, dass Sie wissen: Wir beten für den besten Ausgang, und bereiten uns auf das Schlimmste vor.»

Biden versprach den Menschen die Unterstützung der Regierung. «Sobald der Sturm vorübergezogen sein wird, werden wir die ganze Macht dieses Landes für Rettung und Wiederaufbau einsetzen», sagte Biden.

Der Sturm zog nur langsam über Land, weswegen die Orte in seinem Pfad längerer Zeit extremen Winden und heftigen Regenfällen ausgesetzt waren. Experten befürchteten daher grosse Schäden.



Louisianas Gouverneur John Bel Edwards warnte, das wahre Ausmass der Zerstörung werde in dem Bundesstaat erst ab Montag ersichtlich werden, sobald der Sturm in nordöstlicher Richtung abgezogen sei und Rettungs- und Bergungseinsätze beginnen könnten.

Edwards erklärte wegen des Hurrikans den Notstand, aktivierte die Nationalgarde mit rund 5000 Soldaten und mobilisierte Hunderte Bergungsexperten. Zudem standen Tausende Arbeiter bereit, um die Stromversorgung wieder herzustellen.

Weitere Überschwemmungen durch Regen

«Ida» verursachte an einigen Teilen der Küste eine meterhohe Sturmflut. Wie US-Medien berichteten, war die Wucht des ankommenden Wassers so stark gewesen, dass das Wasser im Süden von New Orleans im Mississipi Messungen zufolge rund drei Stunden flussaufwärts floss. Meteorologen warnten zudem, dass die von «Ida» ausgelösten ungewöhnlichen starken Regenfälle weitere Überschwemmungen verursachen könnten. Rettungsdienste stellten in dem Gebiet aus Sicherheitsgründen bis Montag die Arbeit ein.

Der Strom fiel im gesamten Stadtgebiet von New Orleans aus, wie die städtische Einsatzzentrale mitteilte. «Der einzige Strom in der Stadt kommt von Generatoren», hiess es. In New Orleans leben knapp 400'000 Menschen. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Versorgung in Kürze wiederhergestellt werden könne, teilte der Versorger Entergy mit. Der Hurrikan habe alle acht für die Strombelieferung der Stadt zuständigen Leitungen beschädigt. Die Reparaturarbeiten dauerten an.

Die US-Katastrophenschutzbehörde FEMA flog Hunderte Helfer und Vorräte – darunter Millionen Mahlzeiten, Trinkwasser und Generatoren – in die Region. Auch Dutzende Krankenwagen und mehrere Sanitätsflugzeuge wurden bereitgestellt. Die Küstenwache stationierte zahlreiche Hubschrauber und Boote für den bevorstehenden Rettungseinsatz. Auch das US-Militär bereitete sich auf einen Hilfseinsatz vor.

SDA/dpa/sob/uri