Unter Leitung des 23-jährigen Igor Djatlow brach im Winter 1959 eine Gruppe Alpinisten zu einer 14-tägigen Expedition auf. Die Temperaturen erreichten bis zu minus dreissig Grad. Die Aufnahme datiert auf den 1. Februar 1959.
Eine der letzten Aufnahmen der Skitouren-Gruppe, die ihr Zeltlager für die todbringende Nacht errichten.
Ein Suchtrupp entdeckte das Zelt der Opfer am 26. Februar 1959. Das Unglück, bei dem alle neun Alpinisten ums Leben kamen, ereignete sich fast einen Monat früher.
Forschende knacken Rätsel um Djatlow-Tragödie - Gallery
Unter Leitung des 23-jährigen Igor Djatlow brach im Winter 1959 eine Gruppe Alpinisten zu einer 14-tägigen Expedition auf. Die Temperaturen erreichten bis zu minus dreissig Grad. Die Aufnahme datiert auf den 1. Februar 1959.
Eine der letzten Aufnahmen der Skitouren-Gruppe, die ihr Zeltlager für die todbringende Nacht errichten.
Ein Suchtrupp entdeckte das Zelt der Opfer am 26. Februar 1959. Das Unglück, bei dem alle neun Alpinisten ums Leben kamen, ereignete sich fast einen Monat früher.
Die von Mythen umwobene Tragödie am Djatlow-Pass ist noch nach über sechzig Jahren ungeklärt. Zwei Forscher untermauern nun im Fachmagazin «Communications Earth & Environment» anhand von Modellen die Theorie, dass ein Schneebrett zum Tod von neun Alpinisten führte.
Am 2. Februar 1959 starben am Djatlow-Pass im nördlichen Ural neun erfahrene Ski-Wanderer. Laut der damaligen russischen Untersuchung führte eine «massive Naturgewalt» zum Tod der Bergsteiger. Sie starben an Unterkühlung. Aber warum sie in klirrender Kälte barfuss und leicht bekleidet aus dem Zelt stürmten und warum vier von ihnen Schädelbrüche, gebrochene Rippen und innere Verletzungen erlitten, blieb unklar.
Da alle Augenzeugen gestorben sind, ranken sich seither Mythen und Verschwörungstheorien um das Unglück am Djatlow-Pass (die Unglücksstelle trägt den Namen des damaligen Gruppenanführers Igor Djatlow). Dazu zählen der böse Zauber eines Schamanen, ein mörderischer Yeti und militärische Geheimexperimente. Aber tatsächlich überraschte wohl eine Lawine die im Zelt schlafenden Russen, wie auch die russische Generalstaatsanwaltschaft heute vermutet.
Verhängnisvolle Grube
Der gebürtige Russe Alexander Puzrin von der ETH Zürich und der Franzose Johan Gaume von der ETH Lausanne (EPFL) und Gastwissenschaftler am WSL-Lawinenforschungsinstitut SLF gingen dem Mysterium nun wissenschaftlich auf den Grund: Sie durchkämmten Dokumente, die vom mysteriösen Vorfall erzählen und entwickelten ein analytisches Modell, mit dem sie die todbringende Lawine rekonstruierten.
Demnach schätzen sie, dass eine Lawine zwischen 9,5 und 13,5 Stunden, nachdem die Alpinisten eine Grube in den Schneehang geschaufelt hatten, um ihr Zelt vor dem Wind zu schützen, mitten in der Nacht ausgelöst worden sein könnte.
Katabatische Winde
Aber wie lässt sich ein Lawinenabgang erklären, der sich in vergleichsweise flachem Gelände (weniger als dreissig Grad) ereignete und ohne dass es am Abend davor schneite? Auch dafür haben die Forschenden eine Erklärung: Katabatische Winde. Das ist kalte Luft, die hangabwärts weht und Schnee verfrachtet.
Diese katabatischen Winde zusammengenommen mit der Schaufelaktion der Alpinisten führten wohl dazu, dass sich irgendwann ein Riss in der Schneedecke bildete und sich ausbreitete. «Und am Ende ging ein Schneebrett ab», sagte Puzrin gemäss einer gemeinsamen Mitteilung der Hochschulen und des SLF.
Autopsieberichte stimmen mit Modell überein
Gemäss dem Modell ist es auch plausibel, dass eine solche Schneebrettlawine keine grosse Spuren im Hang hinterlässt. So lässt sich erklären, warum der Suchtrupp damals weder eindeutige Beweise für eine Lawine noch deren Ablagerung fand.
Ebenfalls entwickelten die Forschenden dreidimensionale numerische Simulationen der Verletzungen, die eine solche Schneebrettlawine verursachen kann. Sie stellten fest, dass diese mit den Autopsieberichten der Opfer übereinstimmen.
Journalistin brachte Forschung ins Rollen
Übrigens brachte ein Telefonanruf einer Journalistin der «New York Times», die zur Lawinentheorie des Unglücks recherchierte, Johan Gaume auf die Idee, der ihm bis dahin unbekannten Tragödie auf den Grund zu gehen.
Er holte seinen Kollegen Puzrin ins Boot, der sich umgehend in das Projekt verbiss: «Das Rätsel vom Djatlow-Pass gehört heute zur russischen Folklore. Als ich meiner Frau erzählte, woran ich arbeite, war sie zutiefst beeindruckt», sagte der Professor für Geotechnik.
Trotz den neuen Erkenntnissen bleiben die Forschenden vorsichtig. Sie betonen, dass das Unglück in weiten Teilen ein Rätsel bleibe.
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