Tiere Forscher entdecken Jojo-Effekt bei Elefanten

SDA

9.1.2019 - 09:11

Mal dicker mal dünner: Zürcher Forscher sind einem "Jojo-Effekt" bei Zoo-Elefanten auf die Schliche gekommen.
Mal dicker mal dünner: Zürcher Forscher sind einem "Jojo-Effekt" bei Zoo-Elefanten auf die Schliche gekommen.
Source: Christian Schiffmann

Im Laufe ihres erwachsenen Lebens bringen Zoo-Elefanten mal mehr, mal weniger auf die Waage. Und zwar in einem auffälligen Zyklus von rund hundert Monaten. Von diesem "Jojo-Effekt" berichten Zürcher Forschende. Und liefern auch gleich eine Erklärung dafür.

"Eigentlich wollten wir herausfinden, ob Zoo-Elefanten, die sich fortpflanzen, schlanker sind als solche, die keine Nachkommen produzieren", sagte Marcus Clauss von der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der Universität Zürich gemäss einer Mitteilung der Hochschule vom Mittwoch.

Sein Doktorand Christian Schiffmann besuchte zu diesem Zweck fast alle europäischen Zoos, um Aufzeichnungen über das Gewicht der dortigen Elefanten zu sammeln. 5300 Messungen zu 70 asiatischen und 27 afrikanischen Elefantenweibchen kamen zusammen. Tatsächlich waren Tiere, die sich nie fortgepflanzt hatten, schwerer als die, die Jungtiere bekommen hatten.

Bei der Auswertung der Daten fiel den Forschern jedoch noch etwas anderes auf: Das Körpergewicht der erwachsenen Dickhäuter schwankt in einem Zyklus von rund hundert Monaten. Der Gewichtsunterschied beträgt dabei rund 300 Kilogramm, wie die Wissenschaftler im Fachblatt "Mammalian Biology" berichten.

Zahnende Elefanten können besser kauen

"Zunächst dachten wir, dass es mit der Fortpflanzung zusammenhängen könnte, zum Beispiel mit dem Gebären oder der Laktation", erklärte Clauss im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Allerdings machte der regelmässige Zyklus der Gewichtsschwankungen die Forscher stutzig. Zudem zeigte sich das Muster ebenfalls bei Tieren ohne Nachwuchs.

Vielmehr liegt der Grund wohl im ungewöhnlichen Zahnwechsel der Elefanten. Anders als die meisten Säugetiere wechseln Elefanten nicht nur einmal im Leben die Zähne. Beim Menschen zum Beispiel reicht der einmalige Wechsel von den Milchzähnen zum bleibenden Gebiss, um das Wachstum des Kiefers auszugleichen.

Elefanten können zwar mit etwa zehn Jahren als erwachsen gelten, hören aber zeitlebens nicht vollständig auf zu wachsen. Deshalb wechseln sie insgesamt fünfmal die Zähne.

Normalerweise sitzt bei ihnen auf jeder Kieferseite jeweils ein Zahn unten und oben. Beim Zahnen schiebt sich dahinter der nächste Zahn nach vorne, während der alte Zahn vorne wegbröckelt. Während dieses Zahnwechsels vergrössert sich damit vorübergehend die Kaufläche, da zeitweilig zwei Zähne zum Kauen zur Verfügung stehen.

"Während dieser Zeit fällt es ihnen somit leichter, Pflanzennahrung zu verwerten, und sie nehmen zu", sagte Clauss. Ist der sechste und letzte Zahn abgenutzt, verlieren die Tiere an Gewicht, bis sie schliesslich sterben.

Foto-Datenbank für Zoos

Dass Schiffmann persönlich zu den Zoos reiste, um die Daten aufzutreiben, sei unabdingbar gewesen, so der Forscher weiter. Zoos würden mit Anfragen bombardiert und müssten solche Daten aufwändig in meist handschriftlichen Unterlagen suchen.

Zudem sammelte Schiffmann historische Fotos der Zoo-Elefanten und erstellte eigene Aufnahmen, um die Körperkondition der Dickhäuter zu dokumentieren. Diese stellte er in einer nur für Zoos zugänglichen Datenbank zusammen, so dass jeder Zoo die Entwicklung seiner Tiere nachvollziehen kann.

"Zum einen können die Zoo-Mitarbeitenden so entscheiden, ob der Zustand des Tieres etwas neues oder schon einmal so aufgetreten ist", so Clauss. Ausserdem könne die fotografische Dokumentation Bewusstsein dafür schaffen, die Elefanten nicht zu adipös werden zu lassen, wenn man sehe, dass man das Tier schon einmal in schlankerem Zustand hatte.

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