Heute vor 45 Jahren Forscher schicken verschlüsselte Botschaft ins All

gusi

16.11.2019

Das Arecibo-Observatorium auf Puerto Rico hat die zweitgrösste Satellitenschüssel der Welt. Von hier aus wurde die Botschaft übermittelt.
Das Arecibo-Observatorium auf Puerto Rico hat die zweitgrösste Satellitenschüssel der Welt. Von hier aus wurde die Botschaft übermittelt.
Keystone

Vor 45 Jahren schickte die Menschheit ihre erste offizielle Kontaktaufnahme ins All. Mit der Arecibo-Botschaft wollte man Ausserirdische erreichen. Bis jetzt gab es allerdings keine Antwort.

Es ist ein Bild, das an die Anfänge der Computertechnologie erinnert. Konkret an die frühe Version des Tetris-Spiels. Doch hinter dieser Arecibo-Botschaft steckt deutlich mehr – um nicht zu sagen – um Welten mehr.

Am 16. November 1974 war sie die erste Botschaft der Menschheit an ausserirdisches Leben. Vom Arecibo-Observatorium auf Puerto Rico wurde sie als einmaliges Radiowellen-Signal ins All geschickt. Die Botschaft bestand aus einer binär codierten Information, die diese Grafik ergab.

Der binäre Code der Botschaft (l.) und die Grafik (m./r.), die daraus entsteht.
Der binäre Code der Botschaft (l.) und die Grafik (m./r.), die daraus entsteht.
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Zielort des Signals vor 45 Jahre war das Sternbild Herkules. Dieses besteht aus 300'000 Einzelsternen. Aufgrund der grossen Sternendichte vermuteten die Verantwortlichen hier eine höhere Chance auf ausserirdisches Leben.

Komplizierte Decodierung

Als Erfinder der Nachricht gilt der amerikanische Astronom und Astrophysiker Frank Drake. Bis heute muss der mittlerweile 89-jährige Forscher allerdings auf eine Antwort warten. Die Nachricht braucht bis zum Zielort 25'000 Lichtjahre.

Aber selbst dann ist nicht sicher, ob Ausserirdische sie überhaupt verstehen können. Die müssten nämlich richtig clever sein, um den Code zu knacken.

So besteht die Nachricht aus insgesamt 1679 Bit. Die Empfänger müssten diese Zahlen in ihre Primfaktoren 23 und 73 zerlegen und die Folge von Bits anschliessend in einer 23 mal 73-Matrix als Pixel eines Schwarzweissbildes anordnen. Hä? Ja, richtig, da hängt schon der Erdenbewohner ab, der ja eigentlich weiss, wie die Lösung aussehen sollte. 

Das steht in der Botschaft

Von oben gelesen ist die Nachricht in sieben Abschnitte gegliedert.

Erster Abschnitt

Bedienungsanleitung

Im ersten Abschnitt geht es quasi um eine Anleitung, wie der binäre Code gelesen werden muss.

Zweiter Abschnitt

Dritter Abschnitt

Vierter Abschnitt

Fünfter Abschnitt

Wichtige chemische Elemente

Der violett dargestellte zweite Teil steht für die Protonenanzahl der chemischen Elemente Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Phosphor.

Menschliche DNS

Die hier dargestellten grünen Zeichen stehen für die vier Nukleotiden, die Bausteine der menschlichen DNS.

Struktur der DNS

Im vierten Abschnitt geht es um die räumliche Struktur der DNS. Der weisse Streifen in der Mitte zeigt die Anzahl der Nukleotiden des menschlichen Genoms.

Der erste Teil der Botschaft beschreibt demnach die Biochemie des Menschen.

Erscheinungsbild Zweifüsser

Im fünften Abschnitt wird die Grösse des durchschnittlichen Menschen dargestellt. In der Botschaft sind das 176,4 Zentimetern.

Zudem soll die rote Darstellung Ausserirdischen zeigen, dass es sich beim Menschen um einen Zweifüsser handelt.

Das weisse Objekt, rechts im Bild, steht für die rund vier Milliarden Erdbewohner von 1974.

Planet Erde und das Sonnensystem

Sechster Abschnitt

Der gelbe Teil der Botschaft steht für unser Sonnensystem und die Position der Erde darin. Die Grösse der Teilchen soll das Grössenverhältnis der Planeten darstellen. 

Um den Heimatplaneten der Menschheit zu kennzeichnen, befindet sich die Erde direkt unter dem Strichmännchen und ist um ein Feld nach oben verschoben.

Der Sender

Siebter Abschnitt

Hier wird das Arecibo-Observatorium auf Puerto Rico dargestellt. 

Die blauen Zeichen direkt darunter stehen für die Breite der Satellitenschüssel von ungefähr 304 Metern. 

Wo genau die Nachricht in ferner Zukunft aber tatsächlich eintreffen wird, ist derzeit noch völlig unklar. Wie die Forscher heute wissen, haben sie 1974 die Eigenrotation der Milchstrasse nicht berücksichtigt. Das Signal dürfte das Sternenbild Herkules deshalb wohl verfehlen.

Kritik renommierter Wissenschaftler

Über die Nachricht ins All sind seit 1974 längst nicht alle Wissenschaftler erfreut. Die Kritik: Feindlich gesinnte Ausserirdische würden so ja erst auf die Menschheit aufmerksam.

Der Astronom Martin Ryle reichte bei der Internationalen Astronomischen Union (IAU) deshalb eine Beschwerde ein. Auch Astrophysiker Stephen Hawking verwies auf die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, was für die Ureinwohner ja keine positiven Folgen hatte.

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