USAFrauen ziehen gegen Oben-ohne-Verbot vor den Obersten Gerichtshof
dpa
13.12.2021 - 21:16
Eine US-Kleinstadt erlaubt ausschliesslich Männern einen freien Oberkörper in der Öffentlichkeit. Betroffene sehen sich diskriminiert und fordern ein Umdenken des Supreme Courts.
DPA
13.12.2021, 21:16
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Eine Gruppe Amerikanerinnen ruft wegen eines Oben-ohne-Verbots in einer Kleinstadt in Maryland den Obersten Gerichtshof der USA an. In ihrer Eingabe forderten die Frauen die Richter auf zu prüfen, ob die Verordnung in Ocean City aus dem Jahr 2017 gegen die Gleichbehandlungsklausel in der Verfassung verstösst. In der Küstenstadt dürfen sich Männer mit nacktem Oberkörper in der Öffentlichkeit zeigen, Frauen aber nicht.
Ocean City erliess seine Verordnung 2017, nachdem eine der Klägerinnen, Chelsea Eline, die örtliche Polizei kontaktiert und ihr Recht auf einen freien Oberkörper geltend gemacht hatte, wie die «Daily Times» berichtete. Im August erklärte ein Berufungsgericht die Verordnung für verfassungsgemäss und verwies darauf, dass Gerichte im ganzen Land ähnliche Verordnungen stets bestätigt hätten. Das Gericht lehnte dann einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens ab. Die Stadt habe das Recht, eine Beschränkung für Frauen, aber nicht für Männer zu erlassen, um das öffentliche Empfinden zu schützen, schrieb einer der Richter. Der Vorsitzende Roger Gregory stimmte zu und stellte fest, dass die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs die Aufrechterhaltung des Verbots erfordere. Er schlug jedoch vor, das Gericht solle sich erneut mit der Angelegenheit befassen.
«Schutz des traditionellen moralischen Empfindens»
«Auf den ersten Blick scheint die Verordnung von Ocean City harmlos zu sein», erklärte Gregory. «Aber wir müssen aufpassen, dass wir unsere Analyse nicht durch die Grenzen unserer sozialen Brille einschränken.» Wenn die Verordnung Nacktheit als Entblössung der Schultern oder der Knöchel definierte, «würde dieses Gesetz nicht gegen die Gleichheitsschutzklausel verstossen?».
In der Petition wird gefragt, ob der «Schutz des traditionellen moralischen Empfindens» ein so wichtiges staatliches Interesse sei, dass es die Diskriminierung aller Frauen rechtfertige. Das Gericht hat bis zum 7. Januar Zeit zu reagieren, wie aus dem Terminkalender des Obersten Gerichtshof hervorging.