Um potenzielle Schädlinge bereits zu identifizieren bevor sie eingeschleppt oder exportiert werden, setzt die WSL auf sogenannte Wächterpflanzen.
Damit neue Pflanzenkrankheiten frühzeitig erkannt und bekämpft werden können, führt die WSL Infektionsversuche unter Laborbedingungen durch.
Früherkennung kann Bäume retten
Um potenzielle Schädlinge bereits zu identifizieren bevor sie eingeschleppt oder exportiert werden, setzt die WSL auf sogenannte Wächterpflanzen.
Damit neue Pflanzenkrankheiten frühzeitig erkannt und bekämpft werden können, führt die WSL Infektionsversuche unter Laborbedingungen durch.
Eingeschleppte Organismen können grosse Schäden an heimischen Bäumen verursachen. So sind bereits viele Eschen an einem asiatischen Pilz zugrunde gegangen. WSL-Forscher arbeiten daran, potenziell gefährliche Organismen bereits in ihrem Ursprungsland zu identifizieren.
Denn sobald sich eingeschleppte Schadorganismen wie Insekten, Viren, Bakterien, Fadenwürmer oder Pilze erst einmal hier breit gemacht haben, ist es schwierig oder sogar unmöglich, sie zu bekämpfen. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) will diese daher bereits erkennen, bevor sie beispielsweise aus Asien nach Europa gelangen.
Das Problem ist jedoch, dass viele dieser Organismen im Ursprungsland überhaupt keine Krankheiten an den dort heimischen Gehölzen auslösen, wie Simone Prospero, Phytopathologe an der WSL, erklärt. Gefährlich werden sie erst in der neuen Umgebung, sagt der Spezialist für Pflanzenkrankheiten.
Dies gilt auch für den Pilz, der das gefürchtete Eschentriebsterben auslöst. Dieser besiedelt in Asien als harmloser Blattpilz die dort heimischen Eschenarten. In Europa bedroht er die Gemeine Esche als wertvolle Baumart in ihrer Existenz.
Spürsinn erforderlich
Die Suche nach potenziell gefährlichen Organismen erfordert daher detektivischen Spürsinn. Ein Ansatz der Forscher ist es, sogenannte «Wächter-Bäume» zu pflanzen, also beispielsweise europäische Bäume in China, und dann zu beobachten, ob die Gehölze Krankheiten entwickeln.
Eine andere Möglichkeit ist es, alle Organismen zu bestimmen, die zusammen mit einer bestimmten Baumart vorkommen. Diese Liste, die für eine einzige Baumart bis zu 4000 Pilzarten enthalten kann, nehmen die Forscher dann genauer unter die Lupe, etwa indem sie untersuchen, welche der Organismen bekannte gefährliche Verwandte haben.
Eine weitere Identifikationsmöglichkeit sind Genomanalysen. Dabei stehe die Forschung jedoch noch am Anfang, sagt Prospero. Erste Ergebnisse erwartet er in den kommenden Jahren.
Internationale Zusammenarbeit erforderlich
Wichtig sei in jedem Fall die internationale Zusammenarbeit. Denn was für den Import von Schädlingen gelte, gelte ebenso für den Export. «Die Verschleppung geschieht in beide Richtungen», erklärt der Phytopathologe.
So könnten gewisse für europäische Bäume harmlose Organismen für asiatische Gehölze gefährlich sein. Die Forschenden bei der WSL haben daher sechs Baumarten ausgepflanzt, die besonders häufig exportiert werden, wie etwa die Stechpalme oder eine Haselnussart. Das Ziel besteht darin, mögliche Schadorganismen zu bestimmen, die mit diesen Baumarten exportiert werden könnten.
Quarantäne und Hochsicherheitslabor
Besonders gefährliche Schadorganismen für den Wald, die in der Schweiz noch nicht vorkommen oder nicht weit verbreitet sind, werden als Quarantäneorganismen klassifiziert. Für diese gelten spezielle Vorsichtsmassnahmen und eine Meldepflicht.
Um diese Organismen und ihre Bekämpfung zu untersuchen, führt die WSL auch Infektionsversuche im eigenen Pflanzenschutzlabor in Birmensdorf ZH durch. Dafür gilt die höchste Biosicherheitsstufe (Stufe 3) im Bereich Pflanzenschutz.
Wie wichtig das Thema nicht nur für den Wald, sondern auch für andere Ökosysteme und die Landwirtschaft ist, streicht die Generalversammlung der Vereinten Nationen heraus, indem sie 2020 zum «Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit» (IYPH) ausgerufen hat.
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