Deutschland Gefahrenlage in deutschen Hochwassergebieten spitzt sich zu

SDA

3.1.2024 - 17:48

Sandsäcke liegen entlang des Flusses Helme an der Talsperre Kelbra. Die Hochwasserlage ist weiterhin kritisch. Foto: Matthias Bein/dpa
Sandsäcke liegen entlang des Flusses Helme an der Talsperre Kelbra. Die Hochwasserlage ist weiterhin kritisch. Foto: Matthias Bein/dpa
Keystone

Es regnet und regnet, und die Gefahr von Deichbrüchen wächst mit jedem Tag. Bis Samstag soll der Dauerregen in Teilen Deutschlands nun noch andauern.

Ursprünglich hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine Warnungen bis Donnerstagnacht herausgegeben – Am Mittwoch wurden sie verlängert. Damit dürfte sich die Lage in den Hochwassergebieten noch einmal zuspitzen.

Land unter ist vor allem im Nordwesten Deutschlands: Das Bundesland Niedersachsen, der Süden Sachsen-Anhalts und der Norden Thüringens meldeten Überschwemmungen auf grossen Flächen. Wie gross die Fläche insgesamt ist, lässt sich kaum abschätzen.

100 000 Helfer sind allein in Niedersachsen im Einsatz

Schon seit vor Weihnachten haben Niedersachsen und Bremen mit Hochwasser zu kämpfen – die Lage dort ist am schlimmsten. «Wir haben eine Lage, die in den letzten Tagen immer wieder mit drei Worten zusammengefasst werden konnte: kritisch, aber stabil», sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. Er sprach von gewaltigen Wassermassen.

In Niedersachsen seien deutlich mehr als 100 000 Helferinnen und Helfer im Einsatz, sagte Weil. Er appellierte an Unternehmen, sie weiterhin von ihrer eigentlichen Arbeit für die Bewältigung der Hochwasserlage freizustellen. Dieser Appell gelte für die kommenden Tage und notfalls auch in der nächsten Woche. Laut zuständigem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz seien bislang 1,9 Millionen eingelagerten Sandsäcken abgerufen worden, inzwischen werde auch auf die Reserven von Sandsäcken aus anderen deutschen Bundesländern zurückgegriffen.

Wie lange halten die Deiche?

Schlimmeres haben die Deiche verhindert, die überwiegend den Wassermassen standhalten. Die Frage ist, wie lange noch? «Bislang haben wir keine Deichbrüche gesehen, da der technische Hochwasserschutz gut funktioniert», sagte der Leiter des Ludwig-Franzius-Instituts für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen an der Leibniz Universität Hannover, Torsten Schlurmann. «Die Deiche schützen vor Hochwasser hinreichend gut, solange sich Wasser nicht über längere Zeit an ihnen staut.»

Die Standfähigkeit eines Deiches hänge dann von vielen verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel davon, wie gross der Gradient zwischen dem Druck durch den Wasserstand im Fluss und der Landseite des Deiches sei, aus welchem Material der Deich gebaut sei und auf welchem Untergrund dieser stehe. Eine wichtige Aufgabe der Einsatzkräfte sei es daher, die Deiche stetig zu beobachten, etwa durch Deichläufer am Boden oder mithilfe von Drohnen aus der Luft.

Bundeskanzler Scholz will sich Bild von der Lage machen

Von den Wassermassen bedroht sind auch mehrere Orte entlang der Helme, die durch Thüringen und Sachsen-Anhalt fliesst. Angefordert wurden Bundeswehrsoldaten. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte angekündigt, sich ein Bild von der Lage in Sachsen-Anhalt machen zu wollen. In Niedersachsen war er bereits.

Experten fordern als Konsequenz aus dem Hochwasser ein Umdenken beim Schutz vor Überschwemmungen in Deutschland. «Im Zuge des Klimawandels, wo sich die Hochwasser-Prozesse ändern werden, werden wir sicher andere Arten von Hochwässern in Zukunft sehen», sagte Ralf Merz, Hydrologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle (Saale), im Deutschlandfunk. «Solche langen Hochwasser-Ereignisse wird es auch in Zukunft sicher öfter geben.» Viele Schäden könnten vermieden werden.