Japaner lebte 30 Jahre im Paradies Gegen seinen Willen: Behörden holen nackten Einsiedler von der Insel

gusi

5.7.2018

Er war bekannt als nackter Einsiedler. 30 Jahre lang lebte Masafumi Nagasaki (82) alleine auf der japanischen Insel Sotobanari. Hier wollte er in Frieden sterben. Doch jetzt haben ihn die Behörden vom Eiland geholt – und in ein Altersheim gesteckt.

Masafumi Nagasaki nennt die Insel Sotobanari seine Heimat. Über 30 Jahre lang lebte der Japaner hier als Selbstversorger, völlig abgeschnitten von der restlichen Welt. Er liebte seinen Tagesablauf mit morgendlichen Dehnübungen am Strand, dem Duschen mit Regenwasser, dem Fischen und sogar dem ewigen Kampf gegen die Insekten. 

Für sein ganz persönliches Glück brauchte Nagasaki keine Luxusgüter, kein künstliches Licht, kein Handy und schon gar keine Kleider. Glücklich ist er, wenn er sich auf seiner Insel, seinem selbstgewählten Alterswohnsitz, frei bewegen kann. Es ist sein Paradies, in dem er auch sterben wollte.

Doch das haben ihm jetzt die japanischen Behörden verboten. Gegen seinen Willen haben sie ihn bereits im April von der Insel geholt. Es war befürchtet worden, Nagasaki leide an der Grippe und würde ohne ärztliche Hilfe nicht zurechtkommen.

Wie das australische Online-Portal «News.com» schreibt, lebt Nagasaki jetzt in einem Altenheim in der Stadt Ishigaki, 60 Kilometer von seiner Insel entfernt. Und wünsche sich nichts sehnlicher als endlich wieder in sein Paradies zurückkehren zu können. Doch die Behörden stellen sich auf stur, zu gross sei das gesundheitliche Risiko, wie es heisst.

Stadtmensch suchte einen Ort zum Sterben

Wie Nagasaki auf die Insel kam, ist bis heute nicht ganz klar. Dass er dort lebte, war 2012 bekannt geworden. Damals gab er der Nachrichtenagentur «Reuters» als «nackter Einsiedler» ein erstes Interview. «Ich mache nicht das, was mir die Gesellschaft sagt. Aber ich folge den Regeln der natürlichen Welt», sagt Nagasaki. «Man kann die Natur nicht besiegen, also muss man ihr komplett gehorchen», liess er sich zitieren.

Bevor er sich für ein Leben auf der Insel entschied, hatte Nagasaki als Fotograf und in der Unterhaltungsindustrie gearbeitet. Als die Rente nahte, wollte er nur noch weg von allem. Ansonsten ist nur bekannt, dass Nagasaki einmal verheiratet war. «Einen Ort zum Sterben zu finden, das ist sehr wichtig, und ich habe mich entschieden, dass dies der Platz für mich ist», sagt er über sein selbstgewähltes Altersdomizil 2012.

Nach eigenen Angaben soll er 1989 auf die Insel gekommen sein. Sie wird nur von wenigen Fischern mit ihren Booten angelaufen, hat gerade mal einen Durchmesser von 1000 Metern und liegt näher an Taiwan als an Tokio. Bewohnt war das Stück Land nie. Ein Kollege hatte Nagasaki von dem verlassenen Eiland erzählt. Der Städter, der von der Gesellschaft genug hatte, habe darauf seine sieben Sachen gepackt und sei kurzerhand dahingefahren. Zuerst habe er nur zwei Jahre bleiben wollen, schliesslich wurden es 30, und ginge es nach Nagasaki wäre er noch heute dort.

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