Millionenteure Geige Gestohlene Stradivari erwacht nach Jahrzehnten zu neuem Leben

dpa

12.10.2018

Die einst verschollene Stradivari Roman Totenbergs wurde an den 18-jährigen Virtuosen Nathan Meltzer übergeben.
Die einst verschollene Stradivari Roman Totenbergs wurde an den 18-jährigen Virtuosen Nathan Meltzer übergeben.
Keystone

Lange galt eine wertvolle Stradivari-Geige des Musikers Roman Totenberg als verschollen, ehe sie vor drei Jahren ramponiert zum Vorschein kam. Nun erwartet das Meisterinstrument ein neues Leben.

Geigen von Antonio Stradivari gelten als klanggewordene Juwelen unter Musikern. Eine Stradivari hat viel mitgemacht: Vor mehr als 30 Jahren wurde die Geige des gefeierten Musikers Roman Totenberg zur Beute, nur um vor drei Jahren auf wundersame Weise aufzutauchen. Und nun erwacht das wertvolle Instrument aus dem 18. Jahrhundert wieder zu neuem Leben. Nach langer Restaurationsarbeit wurde die Geige am Dienstag im Handelshaus Rare Violins in New York dem 18-jährigen Virtuosen Nathan Meltzer überreicht. Die dauerhafte Leihgabe kam von Totenbergs drei Töchtern.

Ihr Vater hatte das Instrument 1980 nach einem Konzert in Cambridge im Staat Massachusetts in der Garderobe abgestellt. Als er kurz darauf nach der Geige sah, war sie weg. Erst 2015 fand sich die Stradivari über verschlungene Wege wieder: Eine Frau stiess unter den Habseligkeiten ihres Ex-Ehemanns, einem ehemaligen Schüler Totenbergs, auf die Geige im Wert von mehreren Millionen Dollar. Sie versuchte, sie zu verkaufen, ohne zu wissen, dass es sich um Diebesgut handelte. Ein Experte erkannte das vermisste Instrument und kontaktierte das FBI. Roman Totenberg erlebte das Drama nicht mehr: 2012 starb er im Alter von 101 Jahren.

Schliesslich übergab der frühere Bundesstaatsanwalt Preet Bharara die Stradivari an die Totenberg-Familie. In deren Besitz war die Geige schon, als Totenbergs Töchter noch Kinder waren. Ein anonymer Gönner kaufte das Instrument und setzte sich zum Ziel, es wieder in der Öffentlichkeit erklingen zu lassen. Durch jahrelange Vernachlässigung war die Geige stark in Mitleidenschaft gezogen, Rare Violins sorgte für deren Restaurierung.

«Er sagt, die Violine erwacht, während er sie spielt»

Die «Ames»-Stradivari - benannt nach einem einstigen Besitzer - gelte als «eines der fantastischsten Stücke aus dem späten Schaffen des legendären italienischen Geigenbaumeisters Antonio Stradivari, sagte Bruno Price, Mitbegründer von Rare Violins. Es handele sich um ein grosses Instrument - «also erfordert es jemanden, der es kraftvoll, aber zugleich sanft spielt», erklärte er weiter. «Man braucht die Stärke, um den vollen Klang herauszuholen, aber man darf es nicht zerdrücken.»

Violinist Nathan Meltzer posiert stolz mit der wertvollen Stradivari. Ebenso glücklich: die Töchter des einstigen Besitzers Totenberg und die Mitarbeiter des Restaurationsunternehmens.
Violinist Nathan Meltzer posiert stolz mit der wertvollen Stradivari. Ebenso glücklich: die Töchter des einstigen Besitzers Totenberg und die Mitarbeiter des Restaurationsunternehmens.
Keystone

Der kräftige, rund 1,80 Meter grosse Meltzer erfülle die Kriterien, urteilte Price, und ergänzte: «Er sagt, die Violine erwacht, während er sie spielt.» Der Student der renommierten Juilliard School, der beim Starviolinisten Itzhak Perlman lernt, ist bislang nicht nur in den USA, sondern schon in London, Paris sowie Israel und Brasilien aufgetreten. Die kostbare Leihgabe bekam Meltzer im Rahmen eines Programms von Rare Violins, das reiche Gönner mit vielversprechenden jungen Musikern zusammenbringt.

Zumindest im Geiste könnten sie und ihre Geschwister Nina und Amy «nun unserem Vater zuhören» - so als ob Totenberg, ein amerikanischer Violinist polnisch-jüdischer Herkunft, wieder spielte, sagte Jill Totenberg. Schwester Nina war nicht weniger erfreut. «Einmal mehr wird die wunderschöne, brillante und kernige Stimme dieser seit langem stillen Geige wieder Zuhörer in Konzertsälen auf der ganzen Welt begeistern.»

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