Schäden auf den AzorenHurrikan «Lorenzo» hat Europa erreicht
tmxh / dpa
3.10.2019
Nachdem er über den Azoren gewütet hat, bewegt sich Sturm «Lorenzo» auf das europäische Festland zu. Hier werden die Auswirkungen aber weitaus weniger spürbar sein.
Hurrikan «Lorenzo» hat über den Azoren getobt und dort erhebliche Schäden angerichtet. Auf den zu Portugal gehörenden Atlantik-Inseln seien am Mittwoch bei heftigen Regenfällen und Orkanböen Bäume entwurzelt und Strommasten umgerissen worden, berichteten Medien unter Berufung auf die Behörden. Es habe Wellen von gut 20 Metern Höhe gegeben.
Betroffen waren vor allem die westlichen Inseln. Auf Flores sei der Hafen der Gemeinde Lajes das Flores weitgehend zerstört worden, hiess es. Der Zivilschutz teilte mit, man habe allein bis Mittwochmittag 127 Einsätze geleistet, vor allem wegen Überschwemmungen, unbefahrbarer Strassen und Schäden an Häusern. 139 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Mehrere Gemeinden waren ohne Strom.
Die östlichen Inseln des gut 1400 Kilometer westlich von Lissabon gelegenen Archipels, darunter die Hauptinsel São Miguel, wurden nur gestreift. «Am Ende war es nicht schlimm wie erwartet», sagte Ministerpräsident António Costa in Lissabon vor Journalisten.
Aktuell passiert Hurrikan Lorenzo die Azoren, hauptbetroffen sind die beiden Inseln Flores und Corvo. Hier bringt er Böen von bis zu 180 km/h und gewaltige Wellen. Bis morgen zieht er dann weiter in Richtung Irland. https://t.co/ukMOKW9ZVC (km) pic.twitter.com/76XtBdJ9m7
«Lorenzo» ist deshalb ungewöhnlich, weil es nur äusserst selten vorkommt, dass solche Wirbelstürme, die in der Hurrikan-Saison im Atlantik vor allem die Karibik und die USA in Mitleidenschaft ziehen, so weit nach Osten gelangen. Bis Samstagabend war «Lorenzo» noch der höchsten Kategorie fünf zugeordnet worden. Am Mittwoch wurde der Sturm auf Kategorie 2 herabgestuft.
Der Hurrikan der Kategorie zwei verliert nun allmählich an Stärke und bewegt sich als Sturmtief nach Nordosten in Richtung Irland und Grossbritannien. Am Freitag sind Auswirkungen des dann zum Tiefdruckgebiet herabgestuften Hurrikans «Lorenzo» bei uns zu spüren – allerdings weniger in Form von Wind als von Regen. Für das Bergland werden starke Böen erwartet, auf den Gipfeln auch Sturmböen.
«Auf dem Weg über den Atlantik verlieren solche Stürme Kraft und haben dann als eine Art Resterampe nur noch vergleichsweise wenig Wind und Regen dabei», erklärt Meteorologe Simon Trippler. Bisweilen erreichen Tropenstürme aber auch Europa, wie Debbie 1961 in Irland und Vince 2005 in Portugal.
Durch den Klimawandel könnten sich die Ausdehnungsgebiete solcher Hurrikane nun weiter verlagern. Auch könnten die Stürme länger durchhalten, wie Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung dem «Tages-Anzeiger» erklärt.
«Wenn der Atlantik weniger kalt ist, halten die Stürme auf dem Weg nach Osten länger durch. Darum steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie Europa erreichen», wird der Experte zitiert. «Daher ist es nicht unmöglich, dass wir in Europa in Zukunft auch eine Art ‹Hurrikan-Saison› bekommen werden.»
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