Seltenes Phänomen Warum Kajakfahrer jetzt durchs Death Valley paddeln

AP/toko

25.2.2024 - 22:21

Ein mutmasslicher Wassersport-Fan schleppt ein aufblasbares Einhorn auf einem temporären See im Death Valley.
Ein mutmasslicher Wassersport-Fan schleppt ein aufblasbares Einhorn auf einem temporären See im Death Valley.
AP Photo/Ty ONeil/Keystone

Das Tal ist sonst für seine Hitzerekorde bekannt, aber in diesem Jahr lassen Regenfälle einen See neu entstehen. Wassersportler müssen sich beeilen, denn in einigen Wochen ist das Phänomen vorüber.

25.2.2024 - 22:21

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • An einem der trockensten Orte der Erde, den Death Valley, hat eine Serie von Rekordregenfällen den Lake Manly wieder aufgefüllt.
  • In den vergangenen sechs Monaten fiel dort mehr als das Doppelte der jährlichen Niederschlagsmenge, nämlich mehr als 12,45 Zentimeter im Vergleich zu einem typischen Jahr.
  • Temperaturen von 54,44 Grad Celsius oder noch darüber wurden auf der Erde nur eine Hand voll Mal gemessen, meistens im Death Valley.

Einer der trockensten Orte der Welt, das Death Valley in Kalifornien und Nevada, kann derzeit mit dem Kajak erkundet werden. Eine Reihe von Rekordregenfällen in der Region füllte zumindest zeitweise den Lake Manly wieder auf – zur Freude zahlreicher Besucher.

Eine Aufseherin des Nationalparks, Nichole Andler, erklärt, die Badwater-Senke, die sich entlang eines Teils der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada erstreckt, sei normalerweise eine sehr schöne, strahlend weisse Salzfläche. In diesem Jahr ist sie ein See.

Doppelt so viel Regen wie sonst

In den vergangenen sechs Monaten fiel im Death Valley mehr als das Doppelte der jährlichen Niederschlagsmenge, nämlich mehr als 12,45 Zentimeter im Vergleich zu einem typischen Jahr, in dem etwa 5,08 Zentimeter fallen. Temperaturen von 54,44 Grad Celsius oder noch darüber wurden auf der Erde nur eine Hand voll Mal gemessen, meistens im Death Valley.

Die Badwater-Senke liegt 85,95 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste Punkt Nordamerikas. Die Senke ist bei Touristen beliebt, die Selfies machen und einen kurzen Spaziergang entlang der weissen Salzebenen unternehmen, die von sandfarbenen Bergen umgeben sind.

Kajakfahrer sollten sich beeilen

«Es ist der tiefste Punkt Nordamerikas. Es wird sich also Wasser ansammeln, aber so viel Wasser zu haben, wie wir es jetzt haben – und dass es so tief ist und so lange anhält – das ist extrem ungewöhnlich», sagt Andler. «Wenn es nicht einmalig ist, dann ist es fast einmalig.» Kajakfahrer sollten sich aber beeilen, da der Wasserstand in einigen Wochen wieder zurückgehen werde. Der See könne sich aber wahrscheinlich bis in den April hinein halten, mit Glück vielleicht sogar bis Mai. «Dann wird er ein schlammiges, nasses Durcheinander sein, und dann trocknet er zu diesen herrlichen weissen Salzebenen aus.»

Zu den Hunderten Besuchern an einem Tag gehören Heather Gang und ihr Mann Bob aus Pahrump in Nevada, die im Wasser planschen. Die meisten waten in den See, doch das Paar und andere paddeln, wo das Wasser teilweise bis zu 30 Zentimeter tief ist. «Es ist eine einmalige Gelegenheit, auf dem Manly-See Kajak zu fahren», sagt Heather Gang.

Die zahlreichen Besucher*innen freuen sich über das seltene Phänomen.
Die zahlreichen Besucher*innen freuen sich über das seltene Phänomen.
AP Photo/John Locher/Keystone

Der See ist der derzeit etwa 9,66 Kilometer lang und 4,83 Kilometer breit, aber immer noch nicht annähernd so gross wie vor Tausenden Jahren, als er sich während der Eiszeit bildete, einen grossen Teil des Parks bedeckte und mehrere hundert Meter tief war. Bob Gang sagt, er habe gehört, der See sei vor etwa 20 Jahren so weit aufgefüllt gewesen, dass er mit Booten befahren werden konnte. Ein solches Erlebnis wollte er sich nicht entgehen lassen.

«Es macht sehr viel Spass», sagt Bob Gang, der ein Mädchen in seinem Kajak mitfahren lässt. «Es ist schön zu sehen, dass die kleinen Kinder hier draussen Spass haben und etwas ganz Einzigartiges sehen.» Vielleicht werde es noch 20 Jahre dauern, bis die Kajakfahrer zurückkehren könnten, erklärt er. Aber «mit dem Klimawandel, wer weiss, vielleicht wird das der Normalfall».

Wissenschaftler sollen aktiv werden

Der stellvertretende Professor für Hydrometeorologie am Desert Research Institute in Nevada, Guo Yu, erklärt, die aktuelle Grösse des Sees sei ein einfaches natürliches Phänomen. Der Wasserstand sei auf einen nassen Winter zurückzuführen, der durch einen starken El Niño verursacht worden sei – eine natürliche und gelegentliche Erwärmung eines Teils des Pazifischen Ozeans, die in Kalifornien zu mehr Niederschlag als üblich führen kann. Hinzu komme der Klimawandel, der immer häufiger feuchtigkeitsgesättigte Luft in das Gebiet strömen lasse.

Wissenschaftler müssten den Lake Manly jetzt untersuchen, fordert Yu. Sie müssten prüfen, ob das Wasser in Zukunft für andere Zwecke genutzt werden könne, zum Beispiel als Trinkwasser für den trockenen Südwesten.

Vorerst geniessen Besucher wie die Freundinnen Trudell Artiglere und Sheri Dee Hopper aus Las Vegas das Paddeln auf dem See. Am Ende des Tages hätten sahen ihre salzverkrusteten Kajaks ausgehen wie glasierte Donuts, erzählt Artiglere.

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