«Horrorhaus» in Kalifornien Kinder angekettet und gefoltert – Eltern müssen Jahrzehnte in Haft

dpa

20.4.2019

Sie misshandelten ihre Kinder jahrelang, ketteten sie an, gaben ihnen nur wenig zu essen. Nun ist ein Ehepaar aus Kalifornien zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Und manche der Kinder äussern sich zum ersten Mal über ihre traumatischen Erlebnisse.

Ein kalifornisches Ehepaar, das seine Kinder unter grausamen Bedingungen gefangengehalten hat, ist zu mindestens 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die 50 Jahre alte Louise Turpin und ihr 57 Jahre alter Mann David wurden wegen Folter, schwerer Misshandlung und Vernachlässigung von 12 ihrer 13 Kinder schuldig gesprochen, wie die «Los Angeles Times» und andere US-Medien am Freitag berichteten. Das Strafmass lautete 25 Jahre bis lebenslang, das heisst, beide müssen mindestens 25 Jahre absitzen, bevor sie auf Begnadigung hoffen können. Das Ehepaar hatte sich im Februar schuldig bekannt.

Die Vorfälle in dem Haus der Familie in der Stadt Perris südöstlich von Los Angeles waren Anfang 2018 ans Licht gekommen, als einer damals 17 Jahre alten Tochter die Flucht gelungen war. Das Mädchen alarmierte über ein Handy die Polizei. Ihre Flucht hatte sie laut den Ermittlern zwei Jahre lang geplant. Als Polizisten das Haus aufsuchten, waren drei der Kinder angekettet. Medien sprachen von einem «Horrorhaus».

Die Kinder waren unterernährt

Der Staatsanwaltschaft zufolge soll die Misshandlung der Geschwister nach dem Umzug der Familie von Texas nach Kalifornien im Jahr 2010 begonnen haben. Demnach wurden die Kinder mit Ketten gefesselt und an ihre Betten gebunden. Sie seien oft geschlagen geworden und hätten kaum zu essen bekommen. Die Kinder - die zu diesem Zeitpunkt zwei bis 29 Jahre alt waren - waren unterernährt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Details, die die Ermittler über den Fall veröffentlichten, waren allesamt grausam: Die Kinder hätten tagsüber geschlafen und seien nachts wach gewesen. Nur wenige Male im Jahr sei Duschen erlaubt gewesen. Wenn sie ihre Hände oberhalb des Handgelenks wuschen, hätten die Eltern das schon als Spielen bestraft und sie zur Strafe gefesselt. Im Haus seien verpackte Spielzeuge gefunden worden, doch die Kinder hätten damit nicht spielen dürfen. Für sich selbst hätten die Eltern genug Essen gekauft, auch Kuchen, aber ihren Kindern nur das Nötigste gegeben.

Äusserung vor Gericht

Am Freitag war es das erste Mal, dass sich einige der Kinder vor Gericht äusserten. Eines der Opfer sagte laut US-Medien: «Meine Eltern haben mir mein ganzes Leben genommen, aber ich nehme es mir jetzt zurück.» Sie sei heute eigenständig und ihr Leben sei grossartig.

Eine ihrer Schwestern liess dagegen durch einen Anwalt erklären, sie hoffe, wieder mit ihren Eltern sprechen zu können. Sie glaube, die beiden hätten ihr Bestes gegeben, sagte sie laut Berichten.

Auch die Mutter äusserte sich vor dem Gericht in Riverside. Es tue ihr leid, dass sie ihren Kindern wehgetan habe, zitierte der Sender CNN die Frau. Sie fügte hinzu, dass sie glaube, dass Gott einen speziellen Plan für jedes der Kinder habe.

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