ProtestKlimaschützerinnen bewerfen van-Gogh-Gemälde mit Tomatensuppe
dpa/AFP/tgab
14.10.2022 - 19:56
Umweltaktivisten: Angriff auf Van-Gogh-Werk
Zwei Umwelt-Aktivisten haben in der National Gallery in London Tomatensuppe auf das kostbare Vincent-Van-Gogh-Gemälde mit dem Titel «Sonnenblumen» geschüttet.
14.10.2022
Wie weit darf der Protest gegen eine als existenziell wahrgenommene Bedrohung gehen? Klimaschützer in Grossbritannien testen diese Grenze aus und machen weltberühmte Kunstwerke zum Ziel ihres Protests.
DPA, dpa/AFP/tgab
14.10.2022, 19:56
14.10.2022, 21:50
dpa
Umweltschützerinnen haben das berühmte Gemälde «Sonnenblumen» des niederländischen Künstlers Vincent van Gogh in London am Freitag mit Tomatensuppe beworfen.
Wie die National Gallery mitteilte, blieb das Werk aus dem Jahr 1888 unbeschadet, lediglich der Rahmen sei leicht beschädigt worden. Britischen Medien zufolge war das Gemälde, das einen Schätzwert von umgerechnet rund 84 Millionen Euro hat, durch eine Glasscheibe geschützt. Laut der Zeitung «Guardian» war das den Frauen bewusst. Die zwei Aktivistinnen der Gruppe «Just Stop Oil» wurden wegen schweren Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung festgenommen, wie Scotland Yard mitteilte.
«Was ist mehr wert, Kunst oder Leben?»
Auf einem Video des Vorfalls auf der «Guardian»-Webseite ist zu sehen, wie die jungen Frauen den Inhalt von zwei Dosen komplett auf das Gemälde in dem Londoner Kunstmuseum leeren. Im Hintergrund ist ein Schrei des Entsetzens zu hören. Kurz darauf kleben sich die Frauen mit Sekundenkleber an der Wand neben dem beschmutzen Kunstwerk fest und rufen Parolen in die bereits wartenden Kameras. «Was ist mehr wert, Kunst oder Leben?», so eine der Aktivistinnen.
«Just Stop Oil» demonstriert bereits seit zwei Wochen in London mit Sitzblockaden gegen die Vergabe neuer Lizenzen zur Öl- und Gasförderung in Grossbritannien. Ebenfalls am Freitag wurden 24 Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe vor dem Hauptquartier der Londoner Polizei festgenommen, nachdem sie das Scotland-Yard-Zeichen mit Farbe beworfen und den Verkehr blockiert hatten.
Es ist bereits der zweite Angriff der Gruppe auf ein van-Gogh-Gemälde in London. Bereits im Juni hatten sich zwei Mitglieder der Gruppe an den Rahmen des Gemäldes «Pfirsichbäume in Blüte» in der Londoner Courtauld Gallery geklebt. Ein Sprecher der Gruppe rechtfertigte die Aktion gegenüber dem «Guardian» am Freitag. «Wir wollen uns keine Freunde machen, wir versuchen einen Wandel herbeizuführen und unglücklicherweise ist das der Weg, auf dem Wandel geschieht.»
Das Van Gogh Museum in Amsterdam kündigte an, «Entwicklungen genau im Auge zu behalten», die seine eigenen Sicherheitsmassnahmen betreffen könnten. Der bekannte niederländische Kunstdetektiv Arthur Brand verurteilte die Aktion in London. «Es gibt hunderte Wege, Aufmerksamkeit für die Klimaprobleme zu erreichen. Dieser sollte nicht dazugehören.»
Ähnliche Aktionen auch in Deutschland
Die jüngste Aktion ereignete sich eine Woche nach einer Drohung der britischen Innenministerin Suella Braverman gegen Klimaaktivisten, denen sie vorwarf, mit «Guerrilla-Taktiken» für «Chaos und Elend» zu sorgen. «Sie übertreten eine Linie, wenn sie das Gesetz brechen», sagte Braverman. «Und deswegen werden wir sie weiter hinter Gitter stecken.»
In den vergangenen Wochen hatten sich wiederholt Klimaaktivisten weltweit am Rahmen oder am Acrylglas-Schutz berühmter Gemälde festgeklebt. Im August klebten sich zwei Aktivisten an ein Werk von Lucas Cranach dem Älteren in der Berliner Gemäldegalerie und in Dresden an die weltberühmte «Sixtinische Madonna» von Raffael. Ähnliche Aktionen gab es unter anderem in Florenz und London.