MedikamenteKrebsmedikamente werden zu teuer gehandelt
SDA
1.5.2020 - 00:03
Kosten von Krebsmedikamenten stehen oft in keinem Verhältnis zu ihrem medizinischen Nutzen. Zu diesem Schluss gelangt eine internationale Studie der Uni Zürich. Die Verfasser raten deshalb den Behörden, bei ungerechtfertigten Preisen Vergünstigungen auszuhandeln.
Immer mehr neue Krebsmedikamente kamen in den letzten Jahren auf den Markt und trotzdem sind die Preise für die Therapien in Europa und in den USA gestiegen. Dies treibt die Gesundheitskosten in die Höhe – «eine Herausforderung, nicht nur für das Sozialversicherungssystem in der Schweiz, sondern auch für Patientinnen und Patienten auf der ganzen Welt», heisst es in einer Mitteilung eines Forschungsteams der Universität Zürich und der Harvard Medical School.
Die Wissenschaftler um Kerstin Noëlle Vokinger, Professorin an der Universität Zürich, analysierten die Kosten für Krebsmittel in der Schweiz, Deutschland, England und Frankreich sowie in den USA. Die Preise von 65 neueren Onkologika für feste Tumore sowie für Blutkrebs wurden auf die monatlichen Behandlungskosten eines Standardpatienten angepasst.
Danach wurde die Wirksamkeit der Präparate, die sowohl von der amerikanischen wie den europäischen Zulassungsbehörden zugelassen worden sind, geprüft mittels zweier etablierter medizinischer Nutzenbewertungssysteme für Krebstherapien: dem «American Society of Clinical Oncology Value Framework» und dem «European Society of Medical Oncology Magnitude of Clinical Benefit Scale».
Die Studie zeigte klar, «dass es für die Schweiz, Deutschland, England und die USA keinen Zusammenhang gibt zwischen dem klinischen Nutzen von Krebsmedikamenten und ihren Preisen», erklärt Erstautorin Kerstin Vokinger in eine Mitteilung vom Donnerstag.
Amerikaner werden am stärksten geschröpft
Von den fünf untersuchten Ländern verzeichnen die USA die höchsten Preise, im Schnitt zahlt man dort doppelt so viel für dasselbe Medikament wie in Europa. Dies liegt laut Studienverfasser daran, dass dort der freie Markt spielt, während in Europa die Behörden die Kosten mit den Herstellern aushandeln.
Von den europäischen Ländern ist Grossbritannien am teuersten. Allerdings würden dort geheime Rabatte ausgehandelt, die Preise seien deshalb in Wirklichkeit tiefer als offiziell angegeben.
An dritter Stelle der Preis-Rangliste folgt die Schweiz. In Deutschland und Frankreich sind die untersuchten Arzneien günstiger zu haben. Frankreich ist dabei das einzige Land, in dem laut Studie die Preise einigermassen mit der verbürgten Nutzenbewertung korrelieren.
«Arzneimittel mit einer geringen Wirksamkeit sollten tiefere Preise haben als solche mit einer hohen Wirksamkeit», fordert Volkinger. «Die nationalen Behörden sollten bei ihren Preisverhandlungen vermehrt den Nutzen eines Medikaments miteinbeziehen». Nur so könne aufgrund der limitierten finanziellen Ressourcen der Gesundheitssysteme den betroffenen Patientinnen und Patienten der Zugang zu wichtigen Arzneimitteln gegen Krebs gewährleistet werden.
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