Zürich Kurier des Drogen-Lieferdienstes «Vitamintaube» vor Gericht

fn, sda

12.1.2023 - 16:45

Beim Lieferdienst «Vitamintaube» konnten sich Konsument*innen Drogen so einfach wie Pizza nach Hausen bestellen. (Symbolbild)
Beim Lieferdienst «Vitamintaube» konnten sich Konsument*innen Drogen so einfach wie Pizza nach Hausen bestellen. (Symbolbild)
IMAGO/Westend61

In Zürich muss sich am kommenden Mittwoch ein ehemaliger Kurierfahrer der «Vitamintaube» verantworten. Dabei handelte es sich um einen professionell aufgezogenen Drogen-Lieferdienst.

Keystone-SDA, fn, sda

Als der 31-jährige Ingenieur aus der Westschweiz im Frühling 2020 in Zürich verhaftet wurde, war gerade der erste Corona-Lockdown – und er hatte entsprechend viele Kundinnen und Kunden, die zuhause auf den Kurier im roten Opel warteten. Dieser fuhr für den Lieferdienst «Vitamintaube» Waren aus. Aber nicht etwa Pizza, sondern Drogen.

Der Fall vor dem Bezirksgericht Zürich zeigt, dass Drogenhandel heute nicht mehr in Parks und an Strassenecken stattfindet, sondern am Handy. Bei der «Vitamintaube» konnten Konsumentinnen und Konsumenten über den Messengerdienst Telegram mit wenigen Klicks Drogen aller Art zu sich nach Hause bestellen.

Von Ayahuasca bis Opium

In seinem Rucksack hatte der Beschuldigte rund ein Dutzend verschiedene Drogen, darunter Kokain, Ketamin, Ayahuasca und Opium, alle in standardisierte Portionen für je 100 Franken verpackt.

Auf seiner Liste standen eigentlich noch rund 50 Adressen – doch für den «Vitamintaube»-Kurier war die nächste Adresse ein Zürcher Gefängnis, wo er zwei Tage lang bleiben musste. Am Mittwoch muss er sich nun vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten.

Die Staatsanwaltschaft fordert für den Kurier wegen Verbrechens gegen das Betäubungsmittelgesetz eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu je 80 Franken sowie eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten.

Kuriere wurden über Telegram angeworben

Beim Beschuldigten Ingenieur handelt es ich nur um einen «kleinen Fisch». Wer die Hintermänner oder -frauen der «Vitamintaube» sind, ist unklar. Gemäss Anklageschrift zeigten sich diese nie und warben auch die Kuriere per Telegram-Messengerdienst an.

Per Post kamen die Drogen dann zu den Kurieren, die sie an speziell bezeichneten Abholorten entgegennahmen. Bezahlt wurde entweder Bar oder im Voraus mit Bitcoin. Die «Vitamintaube» stürzte nach mehreren Verhaftungen von Kurieren ab, der Lieferdienst wurde eingestellt. Mittlerweile ist er unter anderem Namen aber wieder aufgetaucht.