Überblick Lawinensituation in den Alpen bleibt angespannt

SDA

14.1.2019 - 17:53

Die Lawinensituation in der Schweiz hat sich nach dem schneereichen Wochenende kaum entspannt. Abgänge bedrohten die Verkehrswege auf Strassen und Schienen. Mit grossen Mengen Schnee bekamen es die Ost- und Zentralschweiz sowie der Kanton Graubünden tun.

Nach den starken Schneefällen am Wochenende bleibt die Lawinensituation zu Wochenbeginn weiterhin angespannt. Bei der Schneesituation am Montag herrschte eine Art Daueralarm in den Bergen. Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos warnte mit der selten herausgegebenen höchsten Stufe 5 «sehr gross» vor Lawinen. Betroffen waren östliche Gebiete des Berner Oberlandes, die Innerschweiz, das Glarnerland und grosse Teile Graubündens. Zudem wehte in den Bergen zeitweise ein starker Wind.

Es seien sehr grosse und vereinzelt extrem grosse spontane Lawinen oberhalb 1800 Meter zu erwarten, schrieb das SLF. In der Sturzbahn könnten Lawinen viel Schnee mitreissen und bis in die Täler vorstossen. Exponierte Gebäude sowie Verkehrswege seien gefährdet. Praktisch auf dem ganzen übrigen Alpenbogen herrschte die zweithöchste Lawinengefahr, Stufe 4.

Skifahrer im Wallis mitgerissen

In Montana im Wallis riss eine Lawine am Montag zwei Skifahrer ausserhalb der markierten Pisten mit. Die Verschütteten konnten sich selber aus den Schneemassen befreien und blieben unverletzt.

In Jaun im Kanton Freiburg löste eine dreiköpfige Skigruppe abseits der Pisten eine Lawine aus. Ein 22-jähriger Skifahrer aus der Region wurde verschüttet. Er konnte unter einer mehr als drei Meter dicken Schneeschicht geborgen werden. Ein Helikopter flog ihn mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital.

In der Ortschaft Platta im Bündner Oberland verletzten sich am Sonntag bei einem Lawinenabgang ein 41-jähriger Eiskletterer schwer und ein 48-jähriger leicht. Der dritte Kletterer schlug Alarm.

Gesperrte Strassen und Schienen

Disentis im Bündner Oberland war den ganzen Montag über wegen Lawinengefahr weder auf der Strasse noch auf der Schiene erreichbar. Am frühen Abend teilte die Gemeinde mit, die Sperre der Kantonsstrasse werde aufgehoben. Die Bahnstrecke nach Disentis wurde kurz vor 18 Uhr wieder freigegeben.

Die Situation auf dem Bündner Strassennetz blieb am Montag unverändert kritisch. Der Julierpass, die wichtigste Strassenverbindung ins Engadin, war gesperrt. Zudem gab es zwischen dem Ober- und dem Unterengadin kein Durchkommen, weder auf der Strasse noch auf der Schiene. Aus Sicherheitsgründen gesperrt waren überdies die Ofenpassstrasse sowie die Strasse nach Samnaun.

Urserental lahmgelegt

Auch die Rhätische Bahn (RhB) bekam den grossen Schnee zu spüren. Auf mehreren Linien konnten aus Sicherheitsgründen keine Züge fahren. Die wichtige Strecke zwischen Landquart und Davos wurde am Nachmittag freigegeben, musste aber kurz darauf wieder geschlossen werden. Der Wind hatte Bäume umstürzen lassen und grosse Mengen Schnee verfrachtet. Noch nicht erreichbar war am frühen Montagabend das Engadin via Albulatunnel.

Heftig geschneit hatte es auch in der Zentral- und Ostschweiz. Im Kanton Uri legten die grossen Schneemengen das Urserental lahm. Andermatt war nur noch per Bahn erreichbar, die Schule zu, der Dorfbus fuhr nicht, und die Kehrichtabfuhr stellte den Betrieb ein. Hospental und Realp waren ganz von der Umwelt abgeschnitten.

Im Glarnerland war die Ortschaft Elm wegen Lawinengefahr von der Umwelt abgeschnitten. Ausserdem wurde die Passstrasse von Linthal hinauf auf den Urner Boden für den Verkehr gesperrt.

Räumungsarbeiten abgebrochen

Auf der Schwägalp sind die Lawinen-Räumungsarbeiten am Montag wegen anhaltender Schneefälle und Orkanböen aus Sicherheitsgründen unterbrochen worden. Die Zufahrtsstrasse ab der Passhöhe blieb wegen Lawinengefahr gesperrt.

Beim Abgang einer riesigen Lawine vom Säntis-Nordhang auf die Schwägalp waren letzten Donnerstag drei Personen leicht verletzt worden. Das 2015 gebaute Hotel bei der Säntisbahn-Talstation und zahlreiche parkierte Autos wurden beschädigt.

Schulfrei im Obertoggenburg

Wegen der Wettervorhersagen für die kommenden Tage bekamen rund 130 Schülerinnen und Schüler aus dem Obertoggenburg im Kanton St. Gallen am Montag und Dienstag schulfrei.

Für die Kinder von Unterwasser und Alt St. Johann könne die Sicherheit auf dem Schulweg aufgrund der Wetterlage nicht gewährleistet werden, hiess es. Um den Schulbus zu erreichen, müssen manche Kinder zu Fuss bis zu 30 Minuten durch den Schnee gehen.

Bilder aus der Schweiz
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