Hass als Geschäftsmodell Wie Streamer mit der Wut auf eine feministische Gamerin Geld machen

toko

15.12.2023

Ziel von Hass: Die österreichische Gamerin Shurjoka.
Ziel von Hass: Die österreichische Gamerin Shurjoka.
Screenshot Youtube/Shurjoka

Die Streamerin und Feministin «Shurjoka» gewann den deutschen Computerspielpreis, äussert sich auch politisch — und wird in der Gaming-Szene massiv angefeindet. Für manche ein gutes Geschäft.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Pia Scholz alias «Shurjoka» streamt auf der Plattform Twitch und äussert sich immer wieder politisch, bezeichnet sich als intersektionale Feministin.
  • Im Mai gewann sie den deutschen Computerspielpreis, auch aufgrund ihrer vielfältigen Inhalte.
  • Seit rund einem Jahr sieht sich die 26-jährige Anfeindungen im Netz ausgesetzt. (Männliche) Streamer äussern sich in Videos kritisch und polemisch.

Shurjoka ist eine Streamerin, das heisst: sie spielt Computerspiele und lässt dabei andere zuschauen.

Das Live-Streaming-Genre ist ein Milliardengeschäft. Die Plattform Twitch, auf der auch Shurjoka unterwegs ist, liess sich Amazon bereits 2014 fast eine Milliarde Dollar kosten. Aus heutiger Sicht ein Schnäppchen. 

Nicht schlecht verdienen auch die Protagonist*innen, die es schaffen, eine grosse Fangemeinde um sich zu scharen. Pia Scholz, wie Shurjoka mit bürgerlichem Namen heisst, gehört bei weitem nicht zu den erfolgreichsten Streamer*innen auf der Plattform. In der Szene ist sie derzeit jedoch in aller Munde.

So fing alles an

Ins Fadenkreuz ihrer überwiegend männlichen Kollegen geriet Shurjoka insbesondere durch die Kontroverse um das Computerspiel «Hogwarts: Legacy». Hierzu gab es im Netz zahlreiche Boykottaufrufe, wenn auch nicht unbedingt in der Gaming-Szene.

Wer das Spiel kaufe, so hiess es, unterstütze damit auch die Autorin der Harry Potter Reihe, J.K. Rowling, die sich online  vermeintlich transfeindlich äusserte. Auch die 26-Jährige schloss sich der Fraktion Boykott an und zog damit eine Menge Aufmerksamkeit auf sich.

Als sie im Mai auch noch den Deutschen Computerspielpreis als Spielerin des Jahres gewann, gab es offenbar kein Halten mehr. Shurjoka habe den Preis zu Unrecht gewonnen, so der Tenor über die Siegerin, welche die Auszeichnung explizit auch für ihre «vielfältigen Inhalte» bekam.

Mehrere Streamer und Youtuber veröffentlichen seit Monaten regelmässig Videos, die ihren Beiträge auf Twitch thematisieren. Sie tragen Titel wie «Shurjoka Meltdown, dreht sie jetzt komplett durch?» oder auch «Der Absturz von Shurjoka».

Mit diesen «Reactions» genannten Videoformaten klingeln die Kassen. Der deutsche Streamer «MontanaBlack», ganz oben im deutschsprachigen Raum, äusserte sich dazu sogar öffentlich und listet seine angeblichen Einnahmen in einem seiner Videos auf. «Also das schmeckt sehr gut, Shurjoka», sagt er. «Kannst gerne so weitermachen — den finanziellen Segen nehme ich mit!»

Millionen Klicks für «Reactions»

Shurjoka äussert sich immer wieder auch politisch und bezeichnet sich als intersektionale Feministin. Allein das geht manchen offenbar schon zu weit. Dazu muss man wissen: Die Gaming-Szene ist in den vergangenen Jahren wiederholt durch Frauenfeindlichkeit in die Schlagzeilen geraten, von Chats auf Streaming-Plattformen bis hinauf zu den Chefetagen der grossen Studios.

Wer sich etwa auf der Youtube Video-Inhalte der Streamerin sucht, hat erstmal ein Problem. Unter ihrem Namen als Suchbegriff finden sich unter den ersten Ergebnissen ausschliesslich Inhalte von anderen Streamern, die sich über sie äussern. Manche dieser Videos wurden mehr als eine Million Mal angesehen.

«Ey Shurjoka, deine Tränen sind mein Gleitgel», schreibt ein Streamer unverblümt auf X, vormals Twitter. Auf seinem Kanal thematisiert er häufig die Beiträge von Shurjoka, auch er hat ein Millionenpublikum.

In mehreren Videos polemisert er scharf gegen die Streamerin . Als eine Welle an Beleidigungen in den sozialen Medien über Shurjoka hereinbrach, zeigte sie ihren männlichen Kollegen an.

Inzwischen wurde er von Twitch verbannt, wie er selbst mit einem Screenshot publik machte:

«Belästigung anderer aufgrund eines persönlichen Traumas»