Der Anstieg des Meeresspiegels könnte bis zum Jahr 2100 über einen Meter und bis 2300 sogar über fünf Meter betragen – wenn die Menschheit weiter so viel Treibhausgas ausstösst wie bislang. Das teilte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Freitag mit.
Die neuen Risikoabschätzungen liegen demnach alles in allem höher als die bislang vom Weltklimarat veröffentlichten. Die Abschätzung basiert auf zunehmendem Wissen über Ozeane, Eismassen und Wasserkreisläufe. Die Wissenschaftler zeigen die verbleibenden Unsicherheiten auf, halten aber zugleich frühere Schätzungen des Meeresspiegelanstiegs für zu niedrig.
«Was wir heute innerhalb weniger Jahrzehnte tun, bestimmt den Meeresspiegelanstieg für viele Jahrhunderte, das zeigt die neue Analyse deutlicher als je zuvor», erklärte Stefan Rahmstorf vom PIK. «Das ist aber auch eine gute Nachricht: Wir haben es beim Ausstoss von Treibhausgasen selbst in der Hand, wie stark wir die Risiken für Millionen von Menschen an den Küsten der Welt ansteigen lassen.»
Herausforderungen grösser als befürchtet
Für ein Szenario, in dem gemäss den Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens die Erwärmung auf zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau begrenzt wird, sagen die Experten einen Anstieg der Ozeane von etwa einem halben Meter im globalen Mittel bis 2100 und von einem halben bis zwei Meter bis 2300 voraus.
Für ein Szenario unverminderten Ausstosses von Treibhausgasen mit einer Erwärmung um weltweit durchschnittlich viereinhalb Grad Celsius prognostizieren die Fachleute hingegen einen entsprechend grösseren Anstieg des Meeresspiegels von 0,6 bis 1,3 Meter bis 2100 und 1,7 bis 5,6 Meter bis 2300.
Diese Risikoabschätzungen übertreffen laut PIK weitgehend die entsprechenden bisherigen Einschätzungen des Weltklimarats IPCC. Da die Daten und das Prozessverständnis immer besser werden, hob der IPCC demnach zuletzt seine Projektionen zum Meeresspiegel bereits um knapp zwei Drittel an. Nun sehe es aber so aus, als seien die Herausforderungen noch grösser als bislang befürchtet und Gegenmassnahmen daher noch dringlicher, erklärte das PIK.
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