Der Anteil der muslimischen und aus dem Islam hervorgegangenen Glaubensgemeinschaften hat zwischen 2010 und 2018 lediglich um einen Prozentpunkt zugenommen. Am stärksten wächst die Gruppe der Religionslosen.
1970 gehörten annähernd 100 Prozent der Schweizer Bevölkerung einer der Landeskirchen an – die eine Hälfte war Römisch-katholisch, die andere Evangelisch-reformiert. Danach verloren diese beiden Konfessionen kontinuierlich an Zulauf – die Protestanten etwas schneller als die Katholiken. Heute gehören 24,4 Prozent der Einwohner der evangelisch-reformierten Landeskirche an, 36,5 der römisch-katholischen. 2010–2018 ging die Anzahl Katholiken um 3, die der Protestanten um 5 Prozent zurück.
Zu den «offiziellen» Protestanten kommen diejenige aus verschiedenen evangelikalen Splittergruppen, im Volksmund «Sekten» genannt, beispielsweise 0,6 Prozent (Neu)Pietistische Gemeinden und je 0,4 Prozent Endzeit- und Pfingstgemeinden. Alle zusammen machen 7,5 Prozent der vom Bundesamt für Statistik (BFS) befragten Schweizer Bewohner aus. Das sind deutlich mehr als die Angehörigen muslimischer Gruppen, die einen Anteil von 5,2 Prozent abdecken.
Jüdischen Glaubens sind gleichbleibend 0,3 Prozent der Schweizer Bevölkerung, weniger als Buddhisten und Hinduisten mit Anteilen von 0,5 und 0,6 Prozent. Die «Konfession», die am schnellsten wächst, ist die Konfessionslosigkeit: Ihr Anteil hat um 8 Prozentpunkte zugenommen, ein Viertel der Wohnbevölkerung zählt sich mittlerweile dazu.
Muslime praktizieren selten
Besonders verbreitet ist Religionslosigkeit bei Einwanderern aus Ozeanien (etwa 70 Prozent), Frankreich (knapp 60), Deutschland (50) und den USA (etwas über 40). Von Personen mit Wurzeln in den Balkanstaaten und der Subsahara/Afrika verzichtet demgegenüber nur etwa jeder Zehnte auf Religion.
Der Glauben ist eins, aber er muss auch praktiziert werden. Am seltensten in Gottesdienste gehen naturgemäss die Konfessionslosen, über 60 Prozent von ihnen haben in den vergangenen 12 Monaten keinerlei religiösen Veranstaltungen besucht.
Am zweitseltensten gehen Muslime an religiöse Versammlungen: Drei Viertel besuchen nie bis fünfmal im Jahr solche Treffen. Ganz fleissig sind hinwiederum evangelikale Sondergemeinschaften: Über 70 Prozent ihrer Anhänger gehen mindestens ein Mal die Woche in den Gottesdienst.
Ähnlich beim Beten: Von den Mitgliedern von muslimischen Gemeinden haben 40 Prozent in den 12 Monaten vor der Erhebung nie gebetet – ebenso wie 34 Prozent der Protestanten und 26 Prozent der Katholiken. Ein Drittel der Evangelikalen beten dagegen mehrmals am Tag.
Frauen sind gläubiger und abergläubischer
Die Frauen heben allgemein den Durchschnitt: Jede dritte betet täglich oder fast täglich, bei den Männern macht das nur jeder fünfte. 58 Prozent der Frauen glauben an Engel und ähnliche Wesen, bei den Männern sind das nur 37 Prozent. Ähnlich verhält es sich beim Glauben an Heiler und Hellseher. Spirituelle Praktiken üben mehr als ein Viertel der Frauen aus, während Männer solchem Tun zu 90 Prozent skeptisch gegenüberstehen.
In ganz schwierigen Momenten – bei Krankheit beispielsweise oder gar Tod – findet mehr als die Hälfte beider Geschlechter Halt im Glauben. Wenn's um Natur und Kindererziehung geht, sind es etwas weniger, aber immer noch über 40 Prozent. Immerhin noch jeder Sechste vertraut auf Gott, wenn es um Sex geht – oder Abstimmungen.
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