Grosseinsätze der Polizei Sechs deutsche Rathäuser nach Drohungen evakuiert

dpa

26.3.2019

Fast zeitgleich sind in Deutschland am Vormittag sechs Rathäuser nach Drohungen evakuiert worden. Die Schauplätze sind über das Land verteilt.

In mehreren deutschen Städten sind am Dienstagmorgen Rathäuser, Verwaltungsgebäude und auch ein Kindergarten evakuiert worden. Betroffen waren Augsburg, Göttingen, Kaiserslautern, Chemnitz, Neunkirchen im Saarland und Rendsburg in Schleswig-Holstein.

Zusammenhang unklar

Seit Monaten gibt es eine deutschlandweite Serie von Drohschreiben mutmasslicher Rechtsextremer an Politiker, Behörden oder Gerichte. Die Berliner Staatsanwaltschaft, die federführend ermittelt, spricht inzwischen von deutschlandweit mehr als 100 Fällen. Ob die Fälle vom Dienstag damit in Zusammenhang stehen, war zunächst offen.

Auch bei der Stadt Heilbronn ging ein Schreiben ein, es wurde aber nicht als ernsthaft eingestuft. Nach Angaben der Polizei ging ein solches Schreiben bundesweit bei vielen Städten ein. Ob und wie die Drohungen aber zusammenhingen, war zunächst unklar. Auch zu den Hintergründen war vorerst nichts bekannt. Das Bundeskriminalamt habe noch keine zentralen Ermittlungen dazu übernommen, sagte eine Sprecherin. Es gebe zwar einen Informationsaustausch, zuständig seien aber die Behörden vor Ort.

Das Neue Rathaus in Göttingen ist nach einer Bombendrohung geräumt worden.
Das Neue Rathaus in Göttingen ist nach einer Bombendrohung geräumt worden.
Source: DPA/Swen Pförtner

In Augsburg gab es am Morgen nach einer Gewaltandrohung einen Grosseinsatz der Polizei, das Rathaus wurde evakuiert, Tramlinien, die über den Rathausplatz fahren, wurden gestoppt. Ausserdem wurden drei Verwaltungsgebäude geräumt. Auch Bürgerbüros der Stadt sollten evakuiert werden, teilte ein Stadtsprecher mit. Insgesamt seien etwa 500 Personen von den Evakuierungen betroffen. Nach rund zwei Stunden gab die Polizei Entwarnung für das Rathaus und zwei benachbarte Gebäude. Es sei kein gefährlicher Gegenstand gefunden worden.

«Alles ist abgesperrt»

In Göttingen erklärten die Ermittler kurz nach 9 Uhr: «Es befinden sich aktuell keine Personen mehr im Gebäude.» Eine Sprecherin fügte hinzu: «Alles ist abgesperrt, der Plan ist, das Gebäude mit Sprengstoffspürhunden zu durchsuchen.» Nach ihren Worten ging eine anonyme Bombendrohung ein. Die Strassen um das Rathaus wurden gesperrt, der öffentliche Personennahverkehr wurde weitläufig umgeleitet. Kurz nach 10 Uhr hiess es dann auch dort: Es sei nichts Gefährliches gefunden worden.

In Kaiserslautern sei eine Drohmail eingegangen, sagte ein Polizeisprecher. Die Einsatzkräfte seien auch mit Sprengstoff-Spürhunden am Ort. Der Bereich rund um das Rathaus sei weiträumig abgesperrt worden, auch ein Verwaltungsgebäude wurde geräumt. Es gebe aber derzeit keine konkrete Bedrohungslage, erklärte der Sprecher. Die Massnahmen würden vorsorglich durchgeführt.

Absender nicht nachvollziehbar

Auch im saarländischen Neunkirchen lief am Morgen ein Polizeieinsatz nach einer Bombendrohung. «Das Rathaus bleibt vorübergehend geschlossen», sagte eine Sprecherin der Polizei in Saarbrücken. Ausserdem wurde ein naher Kindergarten evakuiert. Auch hier sei zuvor eine Drohmail eingegangen. «Der Absender ist nicht nachvollziehbar. Die Mail trägt keine Unterschrift», sagte ein leitender Polizist. Auch die Ermittler im Fall Rendsburg sprachen von einer anonymen Drohbotschaft.

Bislang Unbekannte senden seit längerer Zeit Drohschreiben an verschiedenste Institutionen in Deutschland, darunter auch Finanzämter, Rathäuser, Anwaltskanzleien oder Verlage. Sie drohen mit Bomben oder – wie im Falle der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) – damit, «Bürger auf offener Strasse zu exekutieren». Schon mehrfach wurden Gebäude daraufhin evakuiert, Sprengkörper wurden aber bislang nicht gefunden.

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