AfghanistanMissbrauch bei Frauen-Elf – Skandal um Afghanistans Vorzeige-Team
SDA/AFP/phi
4.12.2018
Das Frauenfussball-Team Afghanistans sollte auch den Graben zwischen den Geschlechtern schliessen – und ausgerechnet dort soll es zu Missbrauch und Misshandlungen gekommen sein.
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat die Untersuchung von Vorwürfen gegen Funktionäre des nationalen Fussballverbands AFF gefordert, die Nationalspielerinnen sexuell missbraucht und körperlich misshandelt haben sollen.
«Das ist bestürzend für alle Afghanen. Jegliches Fehlverhalten gegenüber Sportlern, männlich oder weiblich, kann nicht hingenommen werde», sagte Ghani nach einer Unterredung mit dem Generalstaatsanwalt des Landes. Dessen Büro erklärte, es habe bereits ein Ermittlerteam zusammengestellt.
Die britische Zeitung «The Guardian» hatte berichtet, der Missbrauch durch ranghohe Verbandsvertreter habe in Afghanistan stattgefunden, unter anderem am AFF-Standort, aber auch während eines Trainingscamps in Jordanien im Februar. Die Zeitung zitierte die ehemalige Programmdirektorin des Frauennationalteams, Chalida Popal, die nach Morddrohungen ins Exil ging. Sie hatte die Diskriminierung von Frauen in Afghanistan angeprangert und erklärt, Verbandsfunktionäre übten Gewalt gegen Frauen aus.
Der AFF-Generalsekretär Sajed Aliresa Akasada bezeichnete die Vorwürfe am Wochenende als unwahre Unterstellungen. Dagegen leitete der Fussballweltverband FIFA nach eigenen Angaben Untersuchungen ein. Der dänische Sportbekleidungshersteller und Sponsor Hummel stellte wegen der Vorwürfe seine Förderung ein.
17 Jahre Krieg und kein Ende: Viele Afghanen geben den USA die Schuld
Neben der afghanischen Armee sollen 15'000 ausländische Soldaten für Frieden am Hindukusch sorgen – doch fast täglich wird Afghanistan von Terroranschlägen erschüttert.
Bild: Keystone/AP
Afghanische Soldaten trainieren eine Gefangennahme. Nach 17 Jahren Krieg kontrollieren die Taliban wieder die Hälfte des Landes, und die Sicherheitslage ist schlechter als je zuvor.
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«Wir haben nach den Taliban etwas Gutes erwartet, aber stattdessen wird es jeden Tag schlimmer», sagt Hamidullah Nasrat links), der auf dem Hauptbasar in Kabul Stoffe verkauft.
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Jawad Mohammadi, ein Veteran der afghanischen Sicherheitskräfte, verlor 2015 beide Beine beim Tritt auf eine Landmine. Auch die US-Amerikaner zahlten mit 2400 gefallenen Soldaten einen hohen Blutzoll für ihren bisher längsten Krieg.
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Hamid Karsai, der von 2001 bis 2014 Afghanistans Präsident war, führt das Andauern des Krieges auf das Versagen der USA bei der Beseitigung von Taliban-Zufluchtsorten in Pakistan, das Bombardieren afghanischer Dörfer und die Festnahmen von Einheimischen bei Razzien zurück.
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Mohammed Ismail Kassimjar, der Afghanistans Hohem Friedensrat angehört, wundert sich, warum es den zeitweise 150'000 US- und Nato-Kräften im Land zusammen mit Hunderttausenden afghanischen Soldaten nicht gelungen ist, wenige zehntausend Taliban zu besiegen: «Entweder wollten sie es nicht oder sie konnten es nicht».
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Afghanen, die in der jüngsten Zeit an den Frontlinien gegen die Taliban eingesetzt waren, klagen über fehlerhafte Ausrüstung und mangelnden Nachschub.
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Insgesamt sei die Moral in den Streitkräften auf einem Tiefpunkt, und viele Soldaten äusserten jetzt Sympathien für die Taliban, schildert Tamim Darwesch, der fast fünf Jahre in der Provinz Helmand diente. Selbst völlig frustriert, kehrte er dieses Jahr nach einem Urlaub nicht zur Truppe zurück - und schlägt sich jetzt als Tagelöhner durch.
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