In Bern ist die Stimmung am Tag vor dem einzigen Formel-E-Grandprix-Rennen in der Schweiz in diesem Jahr angespannt. Die Organisatoren kämpfen mit Vandalenakten, die Behörden sprechen von nicht vollumfänglich eingehaltenen Auflagen.
Nach einer Velodemonstration gegen das Rennen der Elektroboliden schätzen die Organisatoren den Sachschaden auf 400'000 Franken. Stephan Oehen, Mediensprecher der Organisatoren, bestätigte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage eine entsprechende Meldung der Online-Ausgabe der Zeitung «Blick».
An der Demo vom Donnerstagabend seien Logo-Bänder der Sponsoren beschädigt oder entfernt worden, sagte Oehen. Diese Bänder müssten während des Rennens vorhanden sein. Es bestünden Verträge. Sie hätten deshalb ersetzt werden müssen. Auch seien Fernseh- und Stromkabel durchschnitten worden. Die Velodemo führte über die Rennstrecke.
Eine erste Fahrt der Rennboliden über den Rundkurs im Berner Obstbergquartier musste deshalb vom früheren Freitagnachmittag auf den späteren Nachmittag verschoben werden. Das Rennen vom Samstag ist aber laut Oehen nicht in Frage gestellt.
Ein Mediensprecher der Berner Kantonspolizei sagte auf Anfrage, mit Blick auf die hohen Kosten, welche nach Angaben der Veranstalter durch die Vandalenakten entstanden sei, habe sie Ermittlungen zur Beweissicherung aufgenommen. Eine Strafanzeige liege nicht vor.
Auf die Frage, ob die Organisatoren eine Strafanzeige einreichen wollten, sagte Oehen, derzeit liege der Fokus auf der Organisation des Rennens.
Buslinie früher als geplant eingestellt
In den Berner Tageszeitungen war in den letzten Tagen immer wieder die Rede von Einschränkungen, welche die Anwohnerinnen und Anwohner der Rennstrecke in Kauf nehmen müssen. Sie brauchen beispielsweise einen Passierschein und können laut «Berner Zeitung» ihr Quartier nur über Passerellen verlassen.
Der Passierschein ist laut «Der Bund» nur in englischer Sprache abgefasst und warnt Träger von Herzschrittmachern vor elektrischen Toren entlang der Rennstrecke.
In dieser Zeitung sagte der zuständige Berner Gemeinderat Reto Nause am Freitag in einem Interview, es seien Fehler passiert und es habe erhebliche Probleme gegeben. Beispielsweise habe es nicht vorgesehene nächtliche Arbeiten gegeben.
Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried spricht in einer auch an Keystone-SDA gerichtete Stellungnahme von nicht vollumfänglich gewährleisteten Auflagen und Spielregeln. Dies namentlich in Bezug auf die Zugänglichkeit zum Obstbergquartier und der Gewährleistung des öffentlichen Verkehrs.
Von Graffenried spricht damit den Umstand an, dass Berns städtische Verkehrsbetriebe Bernmobil den Betrieb einer Buslinie durch die Berner Innenstadt schon am Freitagmittag stoppen musste, statt erst am Samstagmorgen. Dies wegen Sicherheitsproblemen im Zusammenhang mit der Bereitstellung der Rennstrecke, wie Bernmobil-Mediensprecher Rolf Meyer auf Anfrage zu einer Tweet-Kurznachricht sagte.
Stephan Oehen von den Rennveranstaltern sagt zu dieser Kritik, für die Organisatoren gelte es, diese Vorwürfe zuerst einmal zu prüfen. Mit den Rennvorbereitungen und den Aufbauarbeiten seien die Organisatoren zufrieden. In einer komplexen Umgebung wie einer Stadt gebe es für die Organisation eines solchen Anlasses aber immer Optimierungspotenzial.
Noch Auswertung nötig
Auch von Graffenried und Nause sagen, der Anlass werde noch ausgewertet werden müssen. Für Nause stellt sich die Frage, ob die Kritik nach dem Rennen anhält oder nicht. Nach der Fussballeuropameisterschafts-Endrunde 2008, die unter anderem in Bern ausgetragen wurde, sei die Mehrheit zufrieden gewesen.
Die Stadt Bern brauche gemäss Strategie alle zehn Jahre einen «Big Event», damit Europa und die Welt merkten, dass Bern die Hauptstadt der Schweiz sei. Am Formel-E-Rennen vom Samstag in Bern werden rund 100'000 Zuschauer erwartet.
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