Coronavirus Mit Busreisen zurück in die Normalität

Von Andreas Drouve, dpa

25.11.2021 - 05:43

Corona machte die Busreise quasi über Nacht zum Auslaufmodell, dem die Verschrottung drohte. Nun röhren die Motoren der Reisebusse wieder. Mit allem Für und Wider.

DPA, Von Andreas Drouve, dpa

Mit einer Vollbremsung kamen sie zum Stillstand, im übertragenen Sinne. Niemand wusste, wann und wie es weitergehen würde. Nun rollen sie wieder und finden seit Sommer allmählich in die Erfolgsspur zurück.

Gemeint sind Reisebusse, die dort anknüpfen wollen, wo sie vor der Corona-Krise aufgehört hatten. Lange boomte die Branche, doch in den Destinationen hat nicht jeder gejubelt. Busreisen standen für nervigen Overtourism. Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer sorgten für verstopfte Altstadtgassen, Burgen, Kathedralen und Caféterrassen. Manch einer echauffierte sich auch über den regelmässigen Ansturm aufs Frühstücksbüfett, wenn die Abfahrt schon um 8.00 Uhr angesetzt war und wenig Zeit blieb.

Alle finden in ihre alten Rollen zurück

Jetzt boomt der Bus wieder. Auch die Reiseleiter freuen sich. Und stehen nun wieder vor den gleichen Fragen wie vor Corona: Konzentrieren sie sich bei den Erklärungen auf das Interessante und Wesentliche? Oder bewegen sie mit Jahreszahlen und Nebensächlichkeiten nur die Luft vor dem Mund?

Gleichfalls aus der Übung gekommen sind die Reiseteilnehmer. Nun können sie die vom Guide präsentierten Fakten wieder mit dem Inhalt ihrer gedruckten Reiseführer vergleichen. Und Einspruch erheben: «Hier im Band auf Seite einhundertdreiunddreissig steht aber, dass...»

Rüdiger Tramsen, Geschäftsführer von Biblische Reisen aus Stuttgart, sieht noch eine Baustelle, und zwar bei Stadt- und Ortsrundgängen: die Ausstattung aller Reisegäste mit Audiosystemen. Warum das? «Um die Rudelbildung um die Reiseleitung herum zu vermeiden.»

Doch auch Corona ist natürlich noch ein Thema. Ab kommendem Jahr gilt bei Biblische Reisen übrigens ausnahmslos die 2G-Regel. Andere Anbieter praktizieren dieses Konzept bereits.

Wenn die Jungen älter werden

Hört man sich in der Branche um, ist deutlich zu spüren, dass die Gäste einen grossen Nachholbedarf an Reisen haben. Doch wie sieht es mit dem Nachwuchs in Kundenkreisen aus?

Bei Busgruppenreisen liegt die Altersstruktur gewöhnlich bei 50 plus. Sind jüngere Menschen in Sicht? Prinzipiell ja. Sie werden irgendwann älter und könnten in Zukunft zur Klientel zählen. Man muss nur lange genug warten, bis Individualisten zu Herdentieren werden. Und die Vorzüge einer Busreise zu schätzen wissen.

Wer mit dem Bus reist, muss sich um nichts kümmern. Er hat sich dafür entschieden, rundum versorgt zu werden: Transport, Quartiere, Essen, Öffnungszeiten. Einfach aus dem Fenster schauen, mitmachen, zuhören. Sollte der Reiseleiter zu jenen zählen, die ihre Gäste ohne Unterlass mit belanglosen Fakten beschallen, schaltet man einfach ab.

Busgruppen als Sinnbild für Reisenormalität

Man könnte sagen, dass Busgruppen als Sinnbilder für die Rückkehr zur Reisenormalität stehen. Doch der Neubeginn ist kein Selbstläufer. Ständig gilt es, an den allerneuesten Hygienekonzepten zu feilen. Und am Ort des Geschehens kräftig wischen zu lassen: Haltegriffe, Armlehnen, Kopfteile – alles wird regelmässig desinfiziert.

Für Busreiseveranstalter sind die Zeiten noch längst nicht so rosig wie vor der Pandemie. Aber auch nicht pechschwarz wie vor einem Jahr. Rückschläge und Stornierungen sind nie auszuschliessen.

Fast 80 Prozent der Befragten des RDA-Branchenbarometers erwarten für die kommenden sechs Monate einen ungünstigen Geschäftsverlauf. Der Wert sei wegen der strenger werdenden Corona-Auflagen im Vergleich zu September «sprunghaft angestiegen».