Letzte RuheMörder im Glaskasten – Thailand streitet über Leichnam im Museum
Von Christoph Sator, dpa
29.5.2019
Si Quey gehört in Thailand zum Volksgut. Seit Jahrzehnten drohen Eltern ihren Kindern mit dem Serienmörder aus China. Heute noch wird sein Leichnam in einem Museum zur Schau gestellt. Muss der Tote nicht endlich seine Ruhe bekommen?
Den Namen Si Quey kennt in Thailand jedes Kind. Ein böser Mann aus China, ein Serienmörder angeblich, ein Menschenfresser sogar. «Geh nicht raus, wenn es dunkel ist. Sonst holt dich Si Quey», sagen Eltern hier seit Generationen. Das ist, mit Verlaub, natürlich völliger Unsinn. Der Mann ist seit bald 60 Jahren tot, hingerichtet am 17. September 1959 von einem Erschiessungskommando. Sein Leichnam, einbalsamiert mit Paraffin, steht in einem fest verschlossenen Glaskasten in Bangkoks ältestem und grössten Krankenhaus. Gegen 200 Baht Eintritt (5,60 Euro) kann ihn dort jeder sehen.
Genau deshalb gibt es nun Streit. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat es niemanden gross gestört, dass in der Siriraj-Klinik, wo sich auch die Königsfamilie behandeln lässt, die Leiche eines hingerichteten Mörders zur Schau gestellt wird - mit dem Zusatz «Si Quey (ein Kannibale)». Aber jetzt finden viele Thais, dass das nicht mehr in die Zeit passt. Mehr als 10 000 Leute haben eine Petition unterschrieben, damit der Tote endlich seine Ruhe bekommt.
Ein Opfer der Gesellschaft
In Gang gesetzt wurde die Bewegung von Pharaoh Chakpatranon, der Mitte Mai ein Foto des Toten auf Twitter veröffentlichte und «Gerechtigkeit» verlangte. Auch Verbrecher hätten nach dem Tod Respekt verdient. «Wir müssen uns die Menschenwürde bewahren.» Zudem zweifelt Pharaoh, dass der Chinese alle Morde begangen hat, die ihm zur Last gelegt werden, und wirklich Kannibale war. Si Quey sei «Opfer einer Gesellschaft, aufgrund von unbestätigten Gerüchten, aufgebauscht von den Medien».
Tatsächlich ist der Fall nicht so klar, wie die meisten vermuten. Der Chinese, Jahrgang 1927, war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Einwanderer nach Thailand gekommen. In der Stadt Noen Phra, 200 Kilometer südlich von Bangkok, fand er schliesslich eine Arbeit als Gärtner. Dort wurde er 1958 ertappt, wie er die Leiche eines Achtjährigen verbrennen wollte. Der 31-Jährige gab zu, den Jungen getötet zu haben. Und auch, Herz, Leber und Nieren herausgenommen zu haben, um sie später zu essen.
Der Fall machte Schlagzeilen im ganzen Land. Im Lauf der Verhöre gestand der Chinese fünf weitere Kindermorde in verschiedenen thailändischen Städten. Der Prozess dauerte nur neun Tage. Das Gericht verurteilte ihn zu lebenslang - auch, weil er sich schuldig bekannt hatte. Das Berufungsverfahren endete dann aber mit der Todesstrafe. Si Quey fiel bei der Verkündung des Urteils in Ohnmacht. Ein paar Monate später wurde es vollstreckt. Über den Fall gibt es verschiedene Bücher, Filme und sogar Theaterstücke.
Erst später kamen Zweifel auf, ob der chinesische Gärtner wirklich in allen Fällen der Täter gewesen sein konnte. Wie zum Beispiel konnte ein so armer Mann, der kaum Thai sprach, zu jener Zeit durchs Land reisen und so viele Morde begehen, ohne dass dies auffiel? Wurde in den Verhören und im Prozess alles richtig übersetzt? Welchen Einfluss spielte möglicherweise die damalige anti-chinesische Stimmung? Über all dies hatte man sich seinerzeit kaum Gedanken gemacht.
Sichtbare Schusswunde
Nach der Exekution wurde der Leichnam der Wissenschaft zur Verfügung gestellt - wie in anderen Ländern auch. Mit einer Autopsie wollten die Thai-Ärzte klären, ob sich das Gehirn eines Serienmörders von normalen Gehirnen unterscheidet. Anschliessend wurde der Tote einbalsamiert und ins Museum gebracht. Seither führten unzählige Eltern ihre Kinder zur Abschreckung ins Siriraj. Bis heute spazieren Schulklassen an der wächsernen Figur vorbei, die recht schief in ihrer Vitrine steht. Die Schusswunden der Hinrichtung sieht man noch genau so wie die Autopsienarbe auf der Stirn.
Zum Museum gehören auch die Mumien von zwei weiteren, allerdings namenlosen Mördern. Dort gibt es auch Fotos von Mordopfern, von Unfallopfern und auch von Menschen, die sich das Leben nahmen. Für westliche Besucher ist nur schwer zu fassen, dass es solch ein Gruselkabinett gibt. In Thailand allerdings sind solche Brachialmethoden gar nicht so ungewöhnlich. Hier müssen Autofahrer, die betrunken am Steuer sassen, auch Leichenhäuser schrubben.
Im Fall von Si Quey scheint sich die Stimmung nun zu wandeln. Es ist nicht nur die Petition. Die Präsidentin der Kulturstiftung CCF, Surapong Kongchantuk, sagte der Zeitung «The Nation»: «Das Krankenhaus muss den Leichnam der Familie zurückgeben, damit Si Quey ein ordentliches Begräbnis bekommt. Es hat kein Recht, den Leichnam zu behalten - und schon gar nicht, ihn öffentlich als Kannibalen zu geisseln.»
Die Klinik hat nun angekündigt, die Angelegenheit zu prüfen. Wie lange das dauern soll, verrät sie nicht. Zumindest hat man auf dem Glaskasten hinter Si Queys Namen schon einmal den Zusatz «Ein Kannibale» entfernt.
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Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
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Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
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Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
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Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
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Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Bild: Brenton Edwards/ADELAIDE ADVERTISER/AAP/dpa
Winterfest: Stammrosen sind im Rosenpark Dräger in Steinfurth, Deutschland, mit Folie kältesicher verpackt. (25.1.2021)
Am Stadtrand von Damaskus haben die Kämpfer eine Drogenfabrik des Assad-Regimes entdeckt. Fachleute beschuldigen Syrien seit Jahren, ein grosser Akteur im internationalen Rauschgifthandel zu sein.