Drehort am Brienzersee Netflix-Tourismus sorgt für Unmut im idyllischen Iseltwald

Das beschauliche Dorf Iseltwald am Brienzersee wird diesen Sommer von zahllosen Fans einer südkoreanischen Netflix-Serie aufgesucht. Manche Dorfbewohner und sogar Tourismus-Manager jedoch sind nicht begeistert. 

Das Dorf Iseltwald im Berner Oberland war bislang eher nicht für Massentourismus bekannt. Ein Netflix-Hit aus Südkorea jedoch sorgt bereits seit Januar dafür, dass eine grosse Zahl an Besucher*innen aus dem asiatischen Raum in den idyllischen Ort am Brienzersee kommt. 

Die Serie «Crash Landing on You» erzählt die Geschichte einer südkoreanischen Erbin, die nach einem Gleitschirmunfall in den Bergen Nordkoreas landet und sich in einen nordkoreanischer Offizier verliebt. 

Der Steg am Brienzersee und andere Drehorte um Interlaken sind nun zu beliebten Fotomotiven geworden. Um den Ansturm zu bewältigen, setzte Postauto in diesem Sommer sogar zusätzliche Fahrzeuge auf der Postauto-Linie 103 ein.

Langsam jedoch wird es den Dorfbewohner*innen offenbar zu viel. Und sogar den lokalen Tourismus-Verantwortlichen ist der Strom an asiatischen Serienfans ein Dorn im Auge. 

Wegen Netflix-Serie: Asiaten stürmen Bootssteg in Iseltwald BE

Seit Januar dieses Jahres wird Iseltwald BE von zahlreichen Touristen aus dem asiatischen Raum besucht. Ein Steg am Brienzersee und andere Orte um Interlaken sind zu einem beliebten Fotosujet geworden. Grund dafür ist nicht etwa eine millionenteure Werbekampagne von Schweiz Tourismus, sondern die Telenovela «Crash Landing on you» auf Netflix aus dem Jahr 2019. «Es ist so aufregend, hier zu sein», so die Philippinerin Jennifer Llacer gegenüber Keystone-SDA. «Ich habe die Serie so viele Male angeschaut und bin so glücklich, hier zu sein.» Die Serie erzählt die Geschichte einer südkoreanischen Erbin, die per Zufall einen nordkoreanischer Armeeoffizier trifft. Einige Szenen wurden am Bootssteg in Iseltwald, im Berner Oberland gedreht und in Zürich gedreht.

27.07.2022

Einem Bericht von swissinfo.ch zufolge ist in Iseltwald die Befürchtung weit verbreitet, die Region könne finanziell nicht profitieren und die Gemeinde nichts davon haben, sondern stattdessen lediglich den zurückgelassenen Müll einsammeln müsse. Ausserdem würden die Serien-Fans genau jene Tourist*innen vertrieben, die den Ort wegen seiner Ruhe aufsuchen.

«Iseltwald ist ein ruhiges Dorf mit 420 Einwohnern. Die Einheimischen sind nicht glücklich über diese Welle von Touristen,» sagt demnach etwa eine Mitarbeiterin eines Souvenir-Ladens.

«Lupin»Diese Drehorte locken Scharen von Touristen an

Das lokale Tourismus-Büro Bönigen-Iseltwald bestätigt die Sorgen als «leider wahrheitsgemäss» und erklärt: «Die Tourismuseinnahmen des Dorfes haben sich durch die Serie nicht besonders erhöht. Wir haben nur Geld für die Entsorgung des Mülls ausgegeben. Wir diskutieren derzeit mit der örtlichen Gemeinde, um eine Lösung zu finden».

Einige Stammgäste kämen demnach schon seit 20 Jahren nach Iseltwald, um Ruhe und Erholung zu finden. Man wolle den «Charme» nicht verlieren.

Immerhin: Ein Paar, das selbst im Ort wohnt, zeigt sich «erfreut» über die neuen Besucher*innen. Und solange man keine neuen Steuern zahlen müsse, störe man sich auch nicht besonders daran.