Unwetter in Italien Sturm zerstört Jacht von Berlusconis Sohn

SDA/jfk

30.10.2018 - 10:59

Nach den schweren Unwettern in Italien ist die Opferzahl weiter gestiegen. Seit Montag kamen mindestens zehn Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt, ein Mann im kalabresischen Catanzaro wird noch vermisst.

Im Trentino wurde die Leiche eines Fischers geborgen, der wegen des starken Windes in den Levico-See gefallen war. Er wollte den Zustand seines Bootes prüfen, als er ins Wasser stürzte, wie Medien berichten.

Im Küstenort Rapallo, rund 30 Kilometer südöstlich von Genua, riss der Sturm Luxusjachten los und liess sie stranden. Die Hälfte der rund 400 Jachten, die im touristischen Hafen in Rapallo vor Anker lagen, wurde zerstört, zu ihnen zählt auch ein Schiff eines Sohnes des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi.

In Rapallo wurden fast 200 Jachten durch die bis zu zehn Meter hohen Wellen zerstört, wie die Zeitung «Corrierre della Sera» meldete.
In Rapallo wurden fast 200 Jachten durch die bis zu zehn Meter hohen Wellen zerstört, wie die Zeitung «Corrierre della Sera» meldete.
Foto: Getty Images

Der ganze touristische Hafen sei verwüstet, klagte der Bürgermeister Rapallos, Carlo Bagnasco. Die Badeortschaft Portofino war isoliert, nachdem die Verkehrsachse, die zur Kleinstadt führt, schwer beschädigt worden war. In ganz Ligurien waren 22'000 Haushalte ohne Strom. «Zehn Meter hohe Wellen haben stundenlang unsere Gegend heimgesucht. Ein Damm, der den Hafen schützte, wurde zum Teil zerstört», berichten die Behörden in Rapallo.

Häfen in Ligurien geschlossen

Alle Flüsse Norditaliens standen unter Beobachtung. Der Pegel des Po, des längsten Flusses Italiens, stieg als Folge der Niederschläge innerhalb von 48 Stunden um fünf Meter. Nach extremer Dürre im September gilt ganz Norditalien als besonders von Überschwemmungen bedroht, weil der harte und ausgetrocknete Boden das Wasser nicht aufnimmt.



Der Flughafen von Genua wurde bis 14 Uhr geschlossen, alle Flüge wurden gestrichen. Auch alle Häfen Liguriens wurden über Nacht geschlossen. Ankommende Schiffe mussten vor der Küste auf ein Ende des Sturmes warten, wie der Präsident der Region, Giovanni Totti, am Montagabend in Genua mitteilte.

Umgestürzte Bäume haben in Rom parkierte Autos zermalmt.
Umgestürzte Bäume haben in Rom parkierte Autos zermalmt.
Foto: Keystone/Angelo Carconi/Ansa/AP

Markusplatz in Venedig unter Wasser

Der Markusplatz in Venedig stand nach heftigen Regenfällen weiterhin unter Wasser, doch die Lage entschärfte sich allmählich. Erhebliche Auswirkungen wurden aus der Region Veneto gemeldet. «Die Schäden betragen Hunderte Millionen Euro», klagte der Präsident der Region, Luca Zaia. Der italienische Innenminister Matteo Salvini dankte den Feuerwehrmannschaften und dem Zivilschutz für ihren unermüdlichen Einsatz zugunsten der Bevölkerung.

Der Markusplatz in Venedig am Montagnachmittag.
Der Markusplatz in Venedig am Montagnachmittag.
Source: Keystone/EPA Ansa/Andrea Merola

Höchste Warnstufe galt am Montag für die nördlichen Regionen Ligurien mit Genua, Lombardei mit Mailand, Friaul mit Triest, Venetien mit Venedig und Trentino mit der Stadt Trient sowie für die Abruzzen im Zentrum des Landes. Doch auch für Sizilien und fast den gesamten Rest Italiens galten Warnungen.

Der Landwirtschaftsverband Coldiretti klagte über Schäden für die Bauern in Millionenhöhe. In der Gegend von Brindisi in Apulien fegte ein Tornado über das Land und zerstörte Olivenhaine. In Kalabrien traten Flüsse über die Ufer und überschwemmten Treibhäuser, in denen Gemüse angepflanzt wurde.

Felder mit Orangenbäumen seien auf Sizilien überschwemmt worden, hiess es. Umweltschutzverbände riefen die Regierung Conte zu entschiedenen Massnahmen auf, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Italien zu verringern.

Schneemassen in Frankreich

In Zentralfrankreich hat wiederum heftiger Schneefall zu einem Verkehrskollaps geführt. Mehr als 1'000 Menschen mussten die Nacht zum Dienstag in Notunterkünften verbringen müssen. Zeitweise steckten mehr als 800 Autos auf blockierten Regionalstrassen fest, wie die Departements Haute-Loire und Loire mitteilten.

Einige Räumfahrzeuge kamen nur schwer durch, weil gestrandete Autofahrer ihre Wagen verlassen und Lastwagenfahrer Fahrverbote für Gebirgsstrassen ignoriert hatten. Auf mehreren Bahnstrecken in der Region Lyon war kein Zugverkehr möglich, meldete die französische Bahn. 11'000 Haushalte waren ohne Strom. Hunderte Helfer waren im Einsatz.

Unterbrüche in Österreich

In Österreich haben derweil ein Föhnsturm und heftige Regenfälle in Österreich zu erheblichen Problemen geführt. Viele Strassen vor allem im Süden des Landes waren am Dienstag wegen umgestürzter Bäume nicht passierbar. Mehrere Flüsse traten über die Ufer.

Der Bahnverkehr auf einzelnen Strecken musste eingestellt werden. In Kärnten waren rund 10'000 Haushalte ohne Strom. Besonders betroffen war auch Salzburg. Hier wurden laut Feuerwehr Teile des Daches der Festung Hohensalzburg abgedeckt. Im Stadtgebiet stürzten Bäume und Kamine um.

Meteorologen erwarteten aber ein schnelles Abflauen des Sturms. «Der Höhepunkt wurde bereits erreicht», sagte ein Sprecher der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien.

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