Raserfahrten Warum Polizisten Angst haben, Verbrecher zu jagen

tsha

1.3.2019

Wenn Polizisten zu schnell unterwegs sind, kann das teuer werden. (Symbolbild)
Wenn Polizisten zu schnell unterwegs sind, kann das teuer werden. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Laut Rasergesetz müssen sich auch Polizisten an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Dagegen regt sich jetzt Widerstand.

Eigentlich ist die Sache klar: Hin und wieder müssen Polizisten aufs Gaspedal drücken, um einen Verbrecher dingfest zu machen. Doch auch für die Beamten gilt in der Schweiz das Rasergesetz – sie machen sich also strafbar, wenn sie zu schnell fahren. «Deshalb überlegen sich manche genauer, ob sie eine Verfolgungsjagd wirklich aufnehmen wollen oder es doch besser sein lassen», so Adrian Wüthrich, Präsident des Polizeiverbands des Kantons Bern und SP-Nationalrat, gegenüber «20 Minuten».

Dass die Sorgen der Beamten berechtigt sind, zeigen mehrere Fälle aus den vergangenen Jahren. So wurde im April 2017 in Renens VD ein Polizist geblitzt, weil er in einer Tempo-50-Zone mit 81 km/h unterwegs war. Der Mann, der einen Töfffahrer verfolgte, musste 500 Franken Busse und 300 Franken für die Verfahrenskosten bezahlen. Im selben Jahr traf es einen Genfer Polizisten noch härter: Weil er bei der Verfolgung eines Einbrechers 76 km/h zu schnell fuhr, wurde er zu einer bedingten Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt.

«Kein Freipass zum Rasen»

«Als Polizistin oder Polizist fragt man sich, ob man beim Ertappen von Straftätern überhaupt noch eingreifen soll. Nun stellt sich diese Frage auch bei Verfolgungsjagden», sagt SVP-Nationalrätin und Ex-Polizistin Andrea Geissbühler im Gespräch mit «20 Minuten». Auch der Verband Schweizerischer Polizei Beamter VSPB übt scharfe Kritik. Polizisten könnten ihre Arbeit nicht mehr richtig ausführen, wenn ihnen Strafe drohe.

Anders sieht das SP-Nationalrat und Verkehrspolitiker Thomas Hardegger. Auch Polizisten hätten «keinen Freipass zum Rasen»: «Es darf schliesslich nicht so weit kommen, dass Polizisten wegen eines Bagatelldelikts andere Menschen gefährden, indem sie etwa mit 120 durch eine 50er-Zone blochen.»

Bilder aus der Schweiz
Zurück zur Startseite