AlbumreleaseSam Himself: «Ein kleiner Fisch zu sein, hat mir gut getan»
zm, sda
8.10.2021 - 08:00
Seine EP «Slow Drugs» hat den Wahl-New-Yorker Sam Himself in seiner Heimat aus dem Nichts in aller Munde katapultiert. Nun veröffentlicht der Basler Musiker mit der sonoren Stimme sein Debütalbum «Power Ballads» – Fondue Western für die Seele.
zm, sda
08.10.2021, 08:00
SDA
Es ist ein sonniger Nachmittag in einem Park in Bern und Sam Himself liegt langgestreckt auf dem harten Steinboden. Er könnte locker einschlafen, sagt er, sei es nach einem Konzert am Vorabend doch ziemlich spät geworden. Diese Pose ist allerdings für das Foto gedacht, einfach nur dasitzen und in die Kamera lächeln, das fällt dem Basler Musiker, der seit zehn Jahren auch in New York lebt, schwer.
Später im Gespräch mit Keystone-SDA erzählt Koechlin, wie Sam mit bürgerlichem Nachnamen heisst, es sei ihm ein Anliegen, seine exzentrische Seite rüberbringen zu können. Nicht, weil er sich um jeden Preis von anderen abheben wolle, sondern weil er genau das sei: ein «sturer Gring» voller kreativer Ideen und eigener Vorstellungen. Ja, Sam Himself hat «Gring» gesagt, denn wenn es um Dialekte geht, dann kann sich der Sohn eines Berners sehr wohl anpassen.
Pop, der runtergeht wie Honig
Am Freitag erscheint «Power Ballads», das Debütalbum des Musikers. Und so exzentrisch, wie man jetzt meinen könnte, ist es nicht. Es enthält zehn stimmungsvolle Popnummern, die so wunderbar sind, so auf die grossen Gefühle anspielen, dass sie runtergehen wie Honig. Die Platte enthält Sound, der stark an The National und auch mal an Bruce Springsteen erinnert (nein, diese Vergleiche hört Sam Himself nicht zum ersten Mal) – oder «Fondue Western», wie der Songwriter seinen Stil selber nennt. «Amerikanische Musik ist die DNA von dem, was ich mache», sagt er.
Sam Himself zog es seinerzeit nach New York, «mit Vorstellungen von einem Musikerleben, die natürlich nicht eintrafen», sagt er heute. Und ist froh drum. «Mal ein kleiner Fisch zu sein, keine Reaktionen zu bekommen, das hat mir gut getan.» Natürlich erst, nachdem er beinahe daran zerbrochen sei.
Kreativität als Orientierung
Umso surrealer komme es ihm vor, dass seine Musik in der Schweiz seit seiner im letzten Jahr veröffentlichten EP «Slow Drugs» durch die Decke geht. Eigentlich ist Koechlin kurz vor der Pandemie nur in die Schweiz zurückgekehrt, um mit der Baslerin Anna Rossinelli auf Tour zu gehen. «Doch nach dem ersten Konzert fiel alles zusammen.» Dass er fürs Erste nicht in die USA zurückreisen konnte, sei nicht das Schlimmste gewesen, da er hier ja Familie habe. «Aber es war schwer zu akzeptieren, dass alles anders läuft als geplant.»
Die «in der ungünstigsten Zeit veröffentlichte» EP habe ihm «den Arsch gerettet». Sie bescherte ihm im schwierigen 2020 derart viel Aufmerksamkeit, dass er anderen Künstlerinnen gegenüber manchmal ein schlechtes Gewissen habe.
Sam Himself, der auf Fotos immer ein bisschen aussieht, als würde er entspannt vor sich hinpfeifen, ist ein von Kreativität Getriebener. Einer, der gerne einfach mal abschalten würde. «Aber ich bin nur froh, wenn ich Ideen habe. Das gibt mir Struktur, ich würde sonst die Orientierung verlieren.»
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