Architektur-Biennale Schweizer Auftritt an der Biennale in Venedig hinterfragt Grenzen

fa, sda

8.4.2021 - 14:19

Pierre Szczepski, Mounir Ayoub, Vanessa Lacaille und Fabrice Aragno (von links): Die Kulturschaffenden aus der Westschweiz richten ihren Blick auf Grenzregionen wie in Rheinfelden - für die Ausstellung "Orae - Experiences on the Border" im Schweizer Pavillon an der Architektur-Biennale in Venedig.
Pierre Szczepski, Mounir Ayoub, Vanessa Lacaille und Fabrice Aragno (von links): Die Kulturschaffenden aus der Westschweiz richten ihren Blick auf Grenzregionen wie in Rheinfelden - für die Ausstellung "Orae - Experiences on the Border" im Schweizer Pavillon an der Architektur-Biennale in Venedig.
Keystone

Der Schweizer Pavillon rückt in seiner Ausstellung an der Biennale Architettura 2021 in Venedig die Peripherie ins Zentrum. Unter dem Titel «Orae – Experiences on the Border» erkundet das Projektteam die Grenze zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern.

Keystone-SDA, fa, sda

In zwei Schritten kommen die Bewohnerinnen und Bewohner von Grenzgemeinden zu Wort. Begonnen hat das Projektteam Ende 2019 mit einer Feldstudie. Ein Lastwagen, der als Atelier ausgestattet war, besuchte Gemeinden diesseits und jenseits der Grenze. Die Menschen konnten Modelle davon gestalten, wie sie sich imaginäre oder reale Grenzorte vorstellten. Das wurde filmisch dokumentiert.

Dann kam Corona. Die Pandemie hat die Vorstellungen und Wahrnehmungen der Grenzen verändert – und dem Projekt eine völlig neue Relevanz verliehen. Vor diesem Hintergrund hat das Projektteam die Grenzregionen ein weiteres Mal besucht. Die Menschen, die an den Grenzen leben, konnten diesmal in einem Schreibatelier ihre veränderte Sicht der Dinge schildern; zudem gab es Gespräche über die neuen Erfahrungen.

Peripherie rückt ins Zentrum

Im Schweizer Pavillon in Venedig wird eine Auswahl des gesammelten Materials zu sehen sein, unter dem Titel «Orae – Experiences on the Border» (orae: lat. Grenze). Die komplexen, sozialen und kulturellen Strukturen an den Grenzen sollen sichtbar gemacht werden. Und: «Das Projekt gibt Menschen eine Stimme, die sonst weniger oft gehört werden», lässt sich das Projektteam in einer Mitteilung von Pro Helvetia von Donnerstag zitieren. Auf diese Weise rücke die Peripherie ins Zentrum und stelle gängige Denkmuster zum Thema Grenzen, Beschränkungen und Durchlässigkeit in Frage.

Zudem soll sichtbar werden, wie simple Messgrössen durch Beziehungen ersetzt werden, wie Gefühle und Orte in Verbindung treten, ein neuartiges Raumverständnis möglich werde. «Eine andere Landkarte entsteht», so das Projektteam.

Kunstschaffende aus der Westschweiz

Die 17. Internationale Architekturausstellung La Biennale di Venezia soll ihre Tore am 22. Mai öffnen und bis 21. November dauern, nachdem sie eigentlich bereits für das letzte Jahr geplant war. Bei Pro Helvetia geht man fest davon aus, dass die Biennale nun trotz der Pandemie fürs Publikum geöffnet wird. «Wir sind schon am Aufstellen», heisst es gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, die für den Schweizer Pavillon zuständig ist, rechnet mit einem Gesamtbudget inklusive Begleitanlass und Publikation von 650'000 Franken; hinzu kommen Beiträge von Sponsoren. Die Biennale Architettura findet alle zwei Jahre, jeweils im Wechsel mit der Kunst-Biennale statt.

Die Ausstellung im Schweizer Pavillon hat Pro Helvetia einem Westschweizer Team von Architektur- und Kunstschaffenden anvertraut, wie bereits zu Projektbeginn kommuniziert wurde. Dazu gehören der Filmemacher Fabrice Aragno in Lausanne, die beiden Mitglieder des Laboratoire d'architecture in Genf, Architekt Mounir Ayoub sowie Architektin und Landschaftsarchitektin Vanessa Lacaille als auch der Genfer Bildhauer Pierre Szczepski. Das Laboratoire d’architecture beschäftigt sich mit Architektur- und Landschaftsexperimenten.