Online-Skandal Wegen Pädophilen-Ring: Schweizer Firmen boykottieren YouTube

tmsc

22.2.2019

Die Video-Plattform YouTube wurde von einem Pädophilen-Ring für perverse Zwecke missbraucht.
Die Video-Plattform YouTube wurde von einem Pädophilen-Ring für perverse Zwecke missbraucht.
Bild: Keystone / dpa / Nicolas Armer

Ein Nutzer hat entdeckt, wie die Video-Plattform für pädophile Zwecke missbraucht werden kann. Seine Kritik am Algorithmus von YouTube hat nun dafür gesorgt, dass auch Schweizer Firmen keine Werbung mehr schalten wollen. Auch YouTube selbst hat bereits reagiert.

Der YouTube-Nutzer Matt Watson hat Anfang der Woche eine erschreckende Entdeckung gemacht, wie «20min» nun in einem Artikel vermeldet: Über die Kommentarfunktion auf der Videoplattform können Pädophile im Handumdrehen dafür sorgen, dass ihnen nur noch Inhalte angezeigt werden, in denen Minderjährige in anzüglichen Posen dargestellt werden. Grund dafür sei der Algorithmus von YouTube, der dafür sorge, dass den Usern Content angezeigt werde, der die Nutzer mit ähnlichen Inhalten dazu verleiten soll, auf der Webseite zu bleiben. 

«20min» orientiert sich bei der Berichterstattung an einem Artikel der Nachrichtenagentur «bloomberg», die bereits vor zwei Tagen über den Sachverhalt berichtete. Laut der Agentur ist womöglich ein Pädophilenring für das Hochladen der Videos über anonyme Konten verantwortlich – weil YouTube daran gelegen ist, die Besucher so lange wie möglich auf der Seite zu halten, greift auch in diesem Falle die Empfehlungsfunktion der Plattform, die den Pädophilen weitere Videos mit gleichen Inhalten anzeigt. Was generell als User-Service von YouTube gedacht ist und selbstverständlich auch als Marketing-Tool dienen soll, um die Nutzer über weitere Inhalte mit Werbung zu bombardieren, wird also hier in höchstem Masse pervertiert.

Die entsprechenden Videos fallen nicht in den Bereich der Hardcore-Kinderpornografie, lediglich von Softcore-Inhalten ist auf «bloomberg» die Rede. Das macht die Situation aber kaum erträglicher. Angeblich weiss YouTube bereits seit längerer Zeit über diese Zweckentfremdung Bescheid – allerdings wurde bisher nie etwas dagegen unternommen. Das hat sich nun geändert, nachdem bereits etliche multinationale Unternehmen wie Disney, Dr. Oetker und McDonald's das Schalten von Werbung auf YouTube eingestellt haben. Auch Schweizer Konzerne wie Nestlé boykottieren die Plattform. Seit Kurzem scheinen sich nun auch Kuoni und Manor von der Webseite zurückgezogen zu haben – «20min» beruft sich hierbei auf eine Meldung des SRF-Nachrichtenmagazins «10vor10».

YouTube hat mittlerweile auf die Kontroversen reagiert und in einem Statement versichert, dass dem schrecklichen Verhalten auf der Plattform Einhalt geboten werde. Erste Schritte wurden bereits unternommen: So sind 400 Kanäle gelöscht worden, zudem erfolgte die Deaktivierung der Kommentarfunktion unter Millionen von Videos. Illegale Kommentare seien gesammelt und den entsprechenden Behörden offiziell vermeldet worden.

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