Rettung gescheitertVerirrter Orca ist krank und wird eingeschläfert
dpa
30.5.2022 - 09:51
Seit Wochen schwimmt ein Orca in der Seine. Eigentlich sollte das verirrte Tier wieder zum Meer gebracht werden. Doch Fachleute machen bei dem Einsatz eine traurige Entdeckung: Der Schwertwal ist schwer krank.
30.05.2022, 09:51
Die Rettungsaktion für einen in der Seine verirrten Orca ist gescheitert.
Das Tier sei kaum lebhaft, verhalte sich erratisch und desorientiert, teilte die zuständige Präfektur Seine-Maritime mit Sitz in Rouen am Sonntagabend mit. Der kranke Orca soll nun eingeschläfert werden.
Wie die Präfektur mitteilte, seien auf Luftaufnahmen des Tiers Geschwülste und Ausschlag zu erkennen. Der Orca leide wohl an einem weit fortgeschrittenen Pilzbefall, der dem Tier grosses Leid zufügen könne. Ausserdem könnten sich andere geschwächte Säugetiere anstecken. Die Krankheit des Orcas könne sich auch auf das Gehirn auswirken. Dies könnte seine Orientierungslosigkeit erklären.
Rettungsversuch mit Walgeräuschen
Noch am Samstag hatte sich ein Team unter anderem aus Wissenschaftlern, Polizei und Feuerwehr aufgemacht, um mithilfe von Walgeräuschen zu versuchen, den verirrten Orca in Richtung Meer zu leiten. Bei dem experimentellen Rettungsversuch kam auch eine Drohne zum Einsatz, die Bilder des infizierten Tiers aufnahm.
Der Forschungsgruppe Meeressäuger (GEEC) zufolge wurde der Wal erstmals Anfang April von der Besatzung eines Trawlers etwa 30 Kilometer vor der normannischen Küste gesichtet. Die Videoaufnahmen seien eindeutig. Es gebe keinen Zweifel daran, dass es sich um einen Orca handle. Seitdem wurde er immer wieder entlang der Küste, in der Seine-Mündung sowie rund 60 Kilometer flussaufwärts in der Seine bei Yainville entdeckt.
Üblicherweise seien Orcas eher vor den Küsten Schottlands, Islands und Norwegens zu Hause sowie weiter südlich im Atlantischen Ozean im Golf von Biskaya, erklärte ein GEEC-Experte. Doch statt sich Richtung Meer zu bewegen, sei der Orca immer hin und her geschwommen, hiess es von der Präfektur. Schon vor dem Rettungseinsatz wurde sein Zustand als extrem geschwächt eingestuft, die Überlebenschancen als gering.
Orca schwimmt zwischen Ufern hin und her
Weil das Tier bereits so schwach war, hatten sich die Behörden nach Beratungen mit Fachleuten für die aussergewöhnliche Geräuschmethode entschieden. Ein Einsatz aus nächster Nähe mit einem Schiff, der das Stresslevel des Tiers noch erhöhen könnte, werde so vermieden.
Die Walgesänge wurden bei dem Einsatz mit einem Lautsprecher unter Wasser abgespielt. Die Forschungsteams beobachteten dann von Booten in einiger Entfernung, wie der Orca auf die Klänge reagierte. Doch anstatt sich von den Geräuschen leiten zu lassen, schwamm das Tier zwischen den Ufern hin und her. Um dem Tier nicht noch mehr Stress zuzufügen, wurde der Versuch am frühen Sonntagabend abgebrochen.
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