Neuer TCS-Test Sind teure Kindersitze wirklich sicherer?

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22.5.2019

Die Wahl des richtigen Kindersitzes: eine Wissenschaft, wie Eltern wissen.
Die Wahl des richtigen Kindersitzes: eine Wissenschaft, wie Eltern wissen.
Keystone

Einer ist hervorragend, zwei sind komplett durchgefallen, die meisten sind «sehr empfehlenswert»: Der neue TCS-Kindersitztest hilft Eltern, das beste Modell in der benötigten Grösse zu finden. Denn das ist gar nicht so einfach.

Erst einmal nur eine Babyschale oder doch gleich einen Kindersitz, der «mitwächst»? Ist ein Kindersitz für über 500 Franken tatsächlich sicherer als das Modell daneben, das die Hälfte kostet? Und welcher Sitz lässt sich ohne grosse Umstände von einem Auto ins andere einbauen?

Fragen wie diese lassen sich schwer selbst beantworten, wenn man im Handel vor Regalreihen voller Kindersitze steht. Darum hat der Touring Club Schweiz nun wieder aktuelle Modelle auf Herz und Nieren geprüft.

Die gute Nachricht: Von den 27 getesteten Sitzen für verschiedene Grössen sind 19 «sehr empfehlenswert», einer sogar hervorragend. Die schlechte Nachricht: Das Modell mit der TCS-Topwertung, der Maxi Cosi Jade + 3wayFix ist mit einem durchschnittlichen Preis von 520 Euro nicht gerade ein Schnäppchen und nur für Kinder geeignet, die zwischen 40 und 70 Zentimeter gross sind. Mit einem Jahr sind die meisten Babys dem Testsieger also schon entwachsen.

Testsieger für die Kleinsten: Das Maxi-Cosi-Modell Jade ist eigentlich eine Kinderwagenwanne, die sich aber auch als rückenfreundliche Babyschale verwenden lässt. Das hat aber auch seinen Preis.
Testsieger für die Kleinsten: Das Maxi-Cosi-Modell Jade ist eigentlich eine Kinderwagenwanne, die sich aber auch als rückenfreundliche Babyschale verwenden lässt. Das hat aber auch seinen Preis.
Maxi-Cosi

Warum so teuer?

Zum Vergleich: Das Maxi-Cosi-Modell Pebble Pro i-Size (45 bis 75 Zentimeter), das in dieser Grössenklasse auf dem zweiten Platz nach der Jade-Ausgabe landete, kostet nur 260 Franken und schnitt in der Sicherheitswertung mit 80 Prozent statt 86 Prozent ab. In Sachen Bedienung und Ergonomie liegt das günstigere Modell fast gleich auf (74 versus 72 Prozent), nur in der Schadstoffprüfung überflügelte das teurere Modell mit 90 Prozent das günstigere (78 Prozent) deutlich.

Der eigentliche Unterschied zwischen dem Spitzenreiter und den anderen Modellen dieser Grössenklasse, die bis auf den Chicco Oasys i-Size Bebecare («nicht empfehlenswert», 0 Prozent Sicherheit) mit «sehr empfehlenswert» abschnitten: Statt einer klassischen Babyschale, in der die kleinen Passagiere gekrümmt liegen, ist das Jade-Modell eine Kinderwagenwanne mit geradem Boden, ergänzt um Schutzpolster und Dreipunkte-Gurt. Die Haltung, die das Baby darin einnimmt, ist rückenschonender als jene, die normale Babyschalen vorgeben. Wer gedenkt, seine Babyschale auch gleich als Kinderwagenaufsatz zu nutzen, sollte das in Betracht ziehen.

Das Schnäppchen unter den Babyschalen? Das Modell Beone SP der Marke Nania, das für 70 Franken die einzige mit zweistelligem Preis und dennoch «sehr empfehlenswert» ist. Dafür liegt ihr 60-prozentiges Ergebnis im Sicherheitstest auch deutlich unter den Resultaten der teureren Modelle.

Für Babys und Kleinkinder geeignet

Soll der Kindersitz von Babyalter bis etwa zum vierten Geburtstag genutzt werden können, was der i-Size-Klasse 45 bis 105 Zentimeter entspricht, sind der Sirona Z R oder Sirona Z von Cybex eine «sehr empfehlenswerte» Wahl. Beide sind darauf ausgelegt, dass das Kind im Auto rückwärts sitzt, was Sicherheitsexperten seit einigen Jahren auch für Kleinkinder empfehlen. Während der Z R ein reiner «Reboarder» ist, lässt sich das Z-Modell auf Wunsch auch um 360 Grad drehen.

In Sachen Preis (670 Franken), Schadstoffprüfung (90 Prozent) und Bedienung (64 Prozent) schnitten die Sironas identisch ab, der Z R erzielte in der Sicherheitswertung jedoch 80 Prozent, acht Prozentpunkte mehr als das drehbare Modell Z. Eine günstige Alternative in derselben Grössenklasse stellt der 550 Franken teure Reboarder Norr der Marke Nuna dar, der bei ähnlichen Schadstoff- und Bedinungswertungen auf immerhin 70 Prozent im Sicherheitstest kommt.

Und die grösseren Kids?

Kindersitze, die schon nach der strengeren i-Size-Norm geprüft wurden, gibt es für Kinder über vier Jahren noch nicht viele.
Kindersitze, die schon nach der strengeren i-Size-Norm geprüft wurden, gibt es für Kinder über vier Jahren noch nicht viele.
Keystone

Für Kinder, die schon über einen Meter gross sind, müssen Eltern beim Sitzkauf weiterhin in Gewichts- statt in Grössenklassen denken. Während die als sicherer geltene i-Size-Vorgabe für Baby- und Kleinkindersitze bereits seit 2013 gilt, trat die strengere EU-Prüfnorm für Kindersitze für Über-Vier-Jährige erst 2017 in Kraft. Entsprechend wenige iSize-Modelle für Kinder ab 105 Metern sind bisher auf dem Markt.

Wer einen Sitz für ein 15 bis 36 Kilogramm schweres Kind sucht, ist laut aktuellen Test mit dem Britax Römer Kidfix III M auf der sichersten Seite. Mit 76 Prozent im Sicherheitstest schnitt das 270 Franken teure Modell deutlich besser ab als die günstigeren Mitbewerber Britax Römer Adventure (58 Prozent, 100 Franken) und Safety 1st Road Fix (50 Prozent, 120 Franken). «Sehr empfehlenswert» sind jedoch alle drei Modelle. Als bester mittwachsender Sitz, der für Kinder von neun bis 36 Kilogramm nutzbar ist, erwies sich der Britax Römer Advansafix IV.

Zwei Totalausfälle

Ausdrücklich abgeraten wird vom TCS neben dem schon erwähnten Chicco Oasys von der Babyschale Maxi-Cosi TobiFix, die durch den Schadstofftest rasselte. Der Britax Römer Max-Way Plus erhielt vor allem wegen der schlechten Bedienbarkeit und Ergonomie nur ein «bedingt empfehlenswert», der Apramo All Stage wegen seinem nur 32-prozentigen Sicherheitstestergebnis.

Das Modell, dass Sie ins Auge gefasst haben, ist im aktuellen Test nicht dabei? Auf seiner Seite hat der Touring Club Schweiz auch die Ergebnisse der vorherigen Tests in einer Datenbank abgelegt – Sicherheits- und Einkaufsratgeber inklusive.

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