Pilz-Schwemme «Tickende Zeitbombe» – Pilzvergiftungen nehmen zu

uri

10.9.2019

Wenn man sich selbst nicht gut auskennt, sollte man sich bei gesammelten Pilzen guten Rat holen. (Symbolbild)
Wenn man sich selbst nicht gut auskennt, sollte man sich bei gesammelten Pilzen guten Rat holen. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die Wetterbedingungen lassen das Herz der Pilzler höherschlagen: In den Wäldern lässt sich derzeit reiche Beute machen. Zugleich gibt es immer weniger Kontrollstellen – und immer mehr Vergiftungen.

Über ideale Bedingungen freuen sich derzeit Pilzsammler. In den Wäldern gibt es derzeit eine wahre «Steinpilz-Schwemme» und auch andere Pilzsorten schiessen wie wild aus dem Boden. Damit einher geht allerdings auch eine «aussergewöhnliche Häufung an Pilzvergiftungen», wie «SRF» berichtet.

Laut einer Ärztin von Tox Info Suisse seien in diesem Jahr bereits rund 200 Pilzvergiftungen und Verdachtsfälle registriert. Darunter auch mit dem hochgefährlichen Knollenblätter-Pilz.

Immer weniger Pilzkontrollstellen

Die wachsende Begeisterung für das Pilzsammeln geht einher mit einem Abbau von Pilzkontrollstellen, in denen ausgebildete Fachleute die Körbe untersuchen und giftige Pilze auslesen. «Pro Jahr zählen wir 20 bis 30 weniger – das sind fünf bis zehn Prozent weniger», erklärte Marionna Schlatter, Mediensprecherin der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane (Vapko) und selbst Pilzkontrolleurin dem «SRF».



Seit dem Jahr 1992 sind die Kantone und Gemeinden nicht mehr verpflichtet, entsprechende Kontrollstellen anzubieten. Schweizweit gebe es heute noch 350 der Stellen, wobei sie in manchen Regionen und Kantonen aus Spargründen schon ganz verschwunden seien.

Bund sieht Eigenverantwortung beim Konsumenten

Schlatter spricht gegenüber dem Sender deshalb von einer «tickenden Zeitbombe». Viele Pilzler, die keine Kontrollstellen in der Nähe hätten, würden dem Verband nun Fotos ihrer Fundstücke schicken. Auch in den sozialen Medien würden immer häufiger Bilder gepostet, mit der Bitte um Rat. Doch auch hier sei, wie bei entsprechenden Smartphone-Apps, nur bedingt Verlass. Pilze könnten je nach Alter, Wachstum oder Nährstoffgehalt des Bodens nämlich ganz anders aussehen. Für eine App sei es fast unmöglich, das zu erkennen.

Die Pilzkontrolleure fordern den Bund deshalb auf, eine entsprechende Pilzbeschau wieder als Service Public zu betrachten. Hier sieht man jedoch keinen Handlungsbedarf, wie «SRF» berichtet. Auf Anfrage des Senders hiess es: «Die private häusliche Verwendung» unterliege der Eigenverantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten.

Bilder aus der Schweiz
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