Trotz Appell des Papstes Geistig Behinderter in den USA hingerichtet

dpa

6.10.2021 - 14:20

Hinrichtungskammer in einer US-Haftanstalt. (Symbolbild)
Hinrichtungskammer in einer US-Haftanstalt. (Symbolbild)
Bild: dpa

Im US-Bundesstaat Missouri wurde der 61-jährige Ernest Lee Johnson durch eine Giftspritze hingerichtet. Seine Anwälte hatten versucht, die Vollstreckung zu verhindern. Sie argumentierten, Johnson sei geistig behindert.

Trotz eines Appells von Papst Franziskus ist ein wegen dreifachen Mordes verurteilter 61-Jähriger im US-Bundesstaat Missouri hingerichtet worden. Ernest Lee Johnson starb am Dienstagabend (Ortszeit) durch eine Giftspritze im Gefängnis in Bonne Terre, wie US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf die zuständige Behörde berichteten. Seine Anwälte und Gegner der Todesstrafe hatten bis zuletzt argumentiert, Johnson habe eine geistige Behinderung, weswegen seine Hinrichtung gegen die Verfassung verstosse.

Stunden zuvor hatte der Oberste Gerichtshof der USA einen letzten Antrag auf Aufschub abgewiesen und damit den Weg für die Exekution frei gemacht. Johnsons Anwälte hatten unter Verweis auf Ergebnisse von Intelligenztests erklärt, dass er über die intellektuellen Fähigkeiten eines Kindes verfüge. Sie warfen zudem die Frage auf, ob die zuvor mit dem Fall befassten Gerichte die Behinderung Johnsons verfassungsgemäss berücksichtigt hätten.

Das Oberste Gericht von Missouri hatte es im August ebenfalls abgelehnt, Johnsons Hinrichtung zu stoppen. Die Erinnerungen an das Verbrechen, die er später einem Arzt erzählt habe, zeigten, dass Johnson in der Lage sei, «zu planen, strategisch zu denken und Probleme zu lösen – entgegen der Feststellung einer erheblich unterdurchschnittlichen Intelligenz», argumentierten die Richter.

Papst appeliert für «Heiligkeit allen menschlichen Lebens»

1994 hatte Johnson in der Stadt Columbia bei einem Überfall auf einen Gemischtwarenladen drei Mitarbeiter getötet. Die Opfer seien mit einem Zimmermannshammer erschlagen worden, berichteten US-Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Dem Arzt habe Johnson zehn Jahre später erzählt, er habe den Überfall mindestens einen Monat zuvor geplant und das Geld für Kokain gebraucht, hiess es in Gerichtsunterlagen. Johnson wurde erstmals 1995 und Jahre später noch zwei weitere Male zum Tode verurteilt.

In einem Schreiben an Gouverneur Mike Parson vergangene Woche hatte der vatikanische Botschafter in den USA im Namen von Papst Franziskus darum geben, die Hinrichtung zu stoppen. Das Kirchenoberhaupt wolle die Menschlichkeit Johnsons und «die Heiligkeit allen menschlichen Lebens» vor Augen führen, schrieb Erzbischof Christophe Pierre. Parson lehnte eine Begnadigung am Montag ab. Johnsons Hinrichtung war Medienberichten zufolge die erste in Missouri seit Mai 2020.