Gemeinsam gegen China? Trump will Europa für seine aggressive Handelspolitik gewinnen

AFP/dpa

28.3.2018

Macht Europa gemeinsame Sache mit Trump gegen China? (Archivbild)
Macht Europa gemeinsame Sache mit Trump gegen China? (Archivbild)
Keystone

Trump will im Handelskrieg gegen China mit Europa zusammenspannen - das stellt Merkel und Co. vor ein Dilemma.

Am Dienstag telefonierte US-Präsident Donald Trumpp sowohl mit dem französichen Präsidenten Emmanuel Macron als auch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Wie das Weisse Haus mitteilte, habe Trump mit Merkel am Telefon unter anderem über das Streitthema Zölle gesprochen. Beide hätten dabei auch über die Frage einer Zusammenarbeit im Kampf gegen Chinas Handelspraktiken und Praktiken des geistigen Diebstahls diskutiert. Laut der Bundesregierung sprach sich Merkel dabei für einen «Dialogprozess» zwischen der Europäischen Union und den USA zur Handelspolitik unter Berücksichtigung des regelbasierten internationalen Handelssystems aus.

Die USA hatten die EU vorläufig von den umstrittenen US-Schutzzöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen. In Verhandlungen soll es nun um die künftige Handelspolitik gehen.

Die Mitteillung zum Telefonat ist der Beleg dafür, was Beobachter seit langem als nächste Stufe im Handelskonflikt zwischen den USA und EU sehen: Sollte Europa gemeinsame Sache mit Trump gegen China machen, könnte man selbst nicht nur vorübergehend, sondern langfristig von dessen Strafzöllen auf Stahlimporte befreit werden.

EU im Dilemma

Ein solcher Deal wäre für die EU jedoch eine heikle Angelegenheit. Einerseits würden die Europäer Trumps Kampf gegen Pekings Praktiken, etwa beim Diebstahl geistigen Eigentums, gerne mitkämpfen. Doch machen sie gemeinsame Sache mit den Amerikanern auf Kosten des Freihandels mit China, hätte Europa den Trumpschen Protektionismus quasi übernommen.

Die Positionierung im Handelsstreit ist ein Drahtseilakt. Auf der einen Seite will sie sich gesprächsbereit zeigen, um eine Eskalation und einen Handelskrieg zu verhindern. Auf der anderen Seite betont sie, Europa werde sich von Trump nicht erpressen lassen und für ein Fortbestehen der international vereinbarten Regeln kämpfen.

«Ein starkes Signal der Einheit»

Beim Telefonat ging es darüber hinaus auch um den Nervengiftanschlag in Grossbritannien. Die Bundeskanzlerin und der US-Präsident haben ihre Solidarität mit London bekräftigt, erklärte die Bundesregierung. Sie bezeichneten das koordinierte Vorgehen der EU-Staaten und Nato-Verbündeten als «ein starkes Signal der Einheit», wie Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilte.

Auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sprach am Dienstag nach Angaben des Elysée-Palasts mit Trump. Beide lobten demnach die «starke Reaktion» des Westens. 

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