Gesellschaften, die mit unberechenbarem Klima kämpfen, sorgen sich häufiger um nicht leibliche Kinder. Das zeigt eine neue Studie unter der Leitung der Universität Zürich (UZH), die im Fachmagazin «Proceedings B» der Royal Society erschienen ist.
Fürsorge für die Nachkommen anderer kommt nicht nur bei verschiedenen Säugetier- und Vogelarten vor, sondern auch bei Menschen. Dieses Verhalten sei für die menschliche Lebensgeschichte zentral, schreiben die Forschenden.
Die Pflege nicht leiblicher Kinder mag auf den ersten Blick erstaunen: Immerhin investieren nicht leibliche Eltern beträchtliche Ressourcen für fremden Nachwuchs, doch erhalten sie gleichzeitig keinen unmittelbar erkennbaren biologischen Vorteil. In einer umfassenden Studie analysierte ein internationales Forscherteam um den Verhaltenspsychologen Jordan Martin, der auch an der UZH forscht, wann sich sogenanntes alloparentales Verhalten entwickelt.
Datenbank ausgewertet
Die zugrundeliegenden Daten der Studie entnahmen sie der Datenbank für Orte, Sprachen, Kultur und Umwelt (D-PLACE). Diese führt die kulturellen, sprachlichen, ökologischen und geografischen Informationen von mehr als 1400 vorindustriellen Gesellschaften zusammen. Die Forscher fokussierten auf die 141 Gesellschaften, zu denen Informationen für das Säuglingspflegeverhalten vorhanden sind.
Die Lebensweisen traditioneller Gesellschaften auf der ganzen Welt wurden in den letzten Jahrtausenden von Ethnologen sorgfältig dokumentiert und in umfassenden Datenbanken erfasst. «Diese gut dokumentierte Vielfalt ist für uns eine wahre Goldgrube» sagt Professor Adrian Jäggi vom Institut für evolutionäre Medizin, «denn sie erlaubt uns zu testen welche Faktoren zu unterschiedlichen Anpassungen führen». Jordan Martin, Doktorand und Erstautor dieser Studie, kam auf die Idee, zu testen ob die Umwelt die Kinderfürsorge beeinflusst.
Je trockener, desto mehr Unterstützung
Unter den ausgewählten Gesellschaften waren etwa die Comanche und andere Indianerstämme, die in den Wüsten und kargen Steppen Nordamerikas lebten; bei ihnen war die nichtelterliche Fürsorge besonders ausgeprägt. In eher tropischen, beständigeren Gegenden wie bei den Yąnomamö im südamerikanischen Regenwald waren die Mütter eher auf sich alleine gestellt. Tatsächlich korreliere die Fürsorge insgesamt stark mit Umweltfaktoren wie Niederschlag und Temperatur – je kälter, trockener, und unbeständiger das Klima, desto mehr Hilfe erhielten Eltern, heisst es in der Studie.
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