Gefährliche Reise US-Krösus will im All spazieren – 1400 Kilometer über der Erde

tbz

9.9.2024

Bei der Weltraummission «Polaris Dawn» soll die Raumkapsel geöffnet und vollständig dem Druckabfall ausgesetzt sein.
Bei der Weltraummission «Polaris Dawn» soll die Raumkapsel geöffnet und vollständig dem Druckabfall ausgesetzt sein.
Bild: polarisprogram.com

Der US-Milliardär und Abenteurer Jared Isaacman war schon einmal im Weltraum. Auf einer neuen, weitaus gefährlicheren Reise will er erneut ins All. Nach mehreren Verzögerungen soll es nun mit dem Start klappen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der US-Milliardär Jared Isaacman will nach einer selbst finanzierten Weltraumreise im Jahr 2021 zurück ins All.
  • Dieses Mal handelt es sich laut CNN nicht um eine «Spritztour».
  • Die Mission «Polaris Dawn» sei mit erheblichen Risiken für Mensch und Technik verbunden.
  • Zum einen ist da der Durchflug des gefährlichen Van-Allen-Strahlungsgürtels, zum anderen soll die Raumkapsel, in der sich die Crew befindet, geöffnet und vollständigem Druckabfall ausgesetzt sein.
  • Isaacman und ein weiteres Crewmitglied werden daraufhin die Kapsel verlassen.
  • Das Ziel der Mission ist in erster Linie das Testen von Equipment.
  • Nach mehreren Verzögerungen und verschobenen Starts soll die Reise nun endlich losgehen.

Als der US-Milliardär und Abenteurer Jared Isaacman im Jahr 2021 von einer selbst finanzierten Reise ins Weltall zurückkehrte, liess er verlauten, wohl nie mehr dahin zurückzukehren. Zusammen mit einer dreiköpfigen Crew hatte er damals in einer knapp vier Meter breiten Raumkapsel die Erde drei Tage lang umkreist. Nun will er doch zurück – am Montag starten die Vorbereitungen für eine grössere, gefährlichere und experimentellere Reise ins All.

Bei dem von Elon Musk gegründeten US-amerikanischen Raumfahrtunternehmen SpaceX herrscht seit Wochen Hochbetrieb. Nach mehreren Verzögerungen und verschobenen Starts könnte es am Dienstag klappen: Die experimentelle Weltraummission «Polaris Dawn», angeführt von US-Milliardär und Abenteurer Jared Isaacman, soll endlich abheben.

Das Ziel: Eine vierköpfige Crew – darunter Isaacmans enger Freund und ehemaliger Air-Force-Pilot Scott Poteet sowie die beiden SpaceX-Ingenieurinnen Anna Menon und Sarah Gillis – werden fünf Tage an Bord einer SpaceX-Crew-Dragon-Kapsel verbringen, die so weit ins All hinaus fliegt wie kein Mensch mehr seit dem Ende des Apollo-Programms der NASA in den 1970er-Jahren.

Die Umlaufbahn der Kapsel soll dabei hoch sein, dass die Besatzung in eine gefährliche Zone, den Van-Allen-Strahlungsgürtel, eintauchen wird, wie CNN berichtet.

Gefährlicher Durchflug von Strahlungsgürtel 

Im weiteren Verlauf der Reise soll die Besatzung auch die Luke des Raumschiffs öffnen und sich dem Vakuum des Weltraums aussetzen. Zwei Personen sollen die Kapsel sogar ganz verlassen. Während dieses Unterfangens werden die Astronauten ausschliesslich von speziellen Anzügen geschützt.

Das Testen des Equipments gehört zu den Hauptzielen der Mission. Es sollen dabei erste Schritte zur Validierung von Technologien unternommen werden, die SpaceX eines Tages benötigen könnte, um Menschen noch tiefer in den Kosmos zu befördern.

Nach dem Start wird die «Polaris Dawn»-Besatzung in eine Umlaufbahn einschwenken, die sich bis in eine Höhe von 1400 Kilometern von der Erde erstreckt. Das ist mitten im inneren Band des Van-Allen-Strahlungsgürtels, der in einer Höhe von etwa 1000 Kilometern beginnt.

Bei den Gürteln handelt es sich um Bereiche, in denen Konzentrationen hochenergetischer Teilchen, die von der Sonne kommen und mit der Erdatmosphäre interagieren, eingefangen werden. Dadurch entstehen zwei gefährliche Strahlungsbänder. Ein Durchflug ist entsprechend gefährlich für Mensch und Technik.

Potenziell tödlicher Druckabfall

Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet der Crew, dass die Kapsel bei ihrer späteren Öffnung vollständigem Druckabfall ausgesetzt sein wird. Bei der Mission gibt es keine Luftschleusen wie beispielsweise auf der Internationalen Raumstation (ISS), die als spezielle Dekompressionskammern für Astronauten dienen, die zu einem Weltraumspaziergang aufbrechen.

«Polaris Dawn» wird stattdessen «einen wirklich neuartigen und anderen Ansatz» für den sogenannten Voratmungsprozess wählen, bei dem «der Kabinendruck langsam gesenkt und die Sauerstoffkonzentration erhöht wird», zitiert CNN Mitarbeiter von SpaceX.

Fast unmittelbar nach der Ankunft im Weltraum wird die «Polaris Dawn»-Besatzung mit einem «Voratmungsprozess» beginnen, um sich auf den Weltraumspaziergang vorzubereiten. Der Prozess sei vergleichbar mit dem, was Taucher tun, um die Dekompressionskrankheit zu vermeiden.

Die Besatzungsmitglieder müssen dabei den Stickstoff aus ihrem Blut entfernen, damit das Gas beim Druckabfall in der Dragon-Kapsel und dem Vakuum im Weltraum keine Blasen im Blutkreislauf bildet – ein potenziell tödlicher Zustand. Dieser Prozess wird etwa 45 Stunden dauern.

Erhebliche Risiken für Mensch und Technik

Am dritten Tag der Weltraumreise soll sich dann in einer Höhe von etwa 700 Kilometern über der Erde die Luke des Crew Dragon öffnen. Alle vier Besatzungsmitglieder und das gesamte Innere des Raumschiffs werden dabei der weiten Leere ausgesetzt sein. Nur Isaacman und Gillis werden das Raumschiff tatsächlich verlassen, wobei sie durch ein paar Nabelschnüre mit der Kapsel in Verbindung bleiben.

Auch für die Technik an Bord bestünden bei diesem Unterfangen erhebliche Risiken. Es wurden deshalb in der Vorbereitung zahlreiche Tests durchgeführt, um die Bedingungen in einer solchen Höhe zu simulieren.

Start mehrfach verschoben

Nachdem der Start ursprünglich für Ende Juli und dann für Mitte August geplant gewesen war, soll die Reise nun am Dienstag, 10. September endlich losgehen.

Hauptproblem waren die Wetterkonditionen, die sowohl beim Start als auch bei der Wasserlandung nach der Rückkehr der Kapsel möglichst präzise vorhergesagt werden müssen.

Allerdings ist auch der Start am Dienstag alles andere als in Stein gemeisselt. «Das Wetter ist derzeit zu 40 Prozent günstig für den Start, und die Bedingungen an den möglichen Wasserlandeplätzen für die Rückkehr von Dragon zur Erde werden weiterhin beobachtet», heisst es seitens Polaris Dawn am Montag.

Musk kündigt unbemannten Mars-Flug an

Noch bevor Polaris Dawn gestartet ist, kündigt SpaceX-Besitzer Elon Musk bereits das nächste Grossprojekt an. Der Multi-Milliardär will 2026 eine unbemannte Mars-Mission starten. «Wir wollen die Zuverlässigkeit des intakten Landens auf Mars testen», schreibt Musk auf seiner Plattform «X».

Sollte alles problemlos verlaufen, könnten 2028 bereits die ersten Menschen zum Mars fliegen. Danach soll es dann so richtig losgehen, verrät Musk: «Die Flugrate wird von da an exponentiell ansteigen, mit dem Ziel, in etwa 20 Jahren eine sich selbst versorgende Stadt zu bauen.»