Tote bei FeiertagsparadeMutmasslicher Täter postete Gewalt-Videos
dpa
5.7.2022 - 10:30
Schüsse bei US-Parade
Der Zeitung «Chicago Sun-Times» zufolge fielen die Schüsse etwa zehn Minuten nach dem Beginn der Parade.
04.07.2022
Bei einer Feier zum Unabhängigkeitstag der USA in Chicago wurden Schüsse auf die Menschenmenge abgegeben: Sechs Personen kamen ums Leben. Inzwischen werden mehr Details über den Verdächtigen bekannt.
DPA
05.07.2022, 10:30
05.07.2022, 10:47
dpa
Nach dem Schusswaffenüberfall auf eine Parade zum US-Nationalfeiertag im Chicagoer Vorort Highland Park hat die Polizei den Verdächtigen gefasst. Wie das FBI inzwischen mitteilte, soll es sich um einen 21-Jährigen handeln. Zuvor hatte es geheissen, der Mann sei 22 Jahre alt.
Der Verdächtige wurde am Montagabend (Ortszeit) nach kurzer Verfolgungsjagd gestoppt und dann in Gewahrsam worden, teilte der örtliche Polizeichef Lou Jogmen mit. Er hatte den Mann zuvor als bewaffnet sowie gefährlich beschrieben und die Bevölkerung zur Wachsamkeit ermahnt. Nach Behördenangaben war er nach der Bluttat in einem silbernen Honda mit einem Autokennzeichen des Staates Illinois geflohen.
Der Verdächtige soll vor der Tat Musikvideos mit Szenen von Waffengewalt im Netz veröffentlicht haben, Die Social-Media-Konten, von denen anzunehmen ist, dass sie ihm zuzuordnen sind, wurden inzwischen gesperrt. In archivierten Versionen sind angeblich aber Videos des mutmasslichen Schützen zu sehen, der laut US-Medien versuchte, sich einen Namen als Rapper zu machen. Sie wurden unter einem Pseudonym veröffentlicht.
Video zeigt Szenen von Erschiessungen
Ein vor rund einem Jahr hochgeladenes Video zeigt einen Comic, in dem mehrere Szenen von Erschiessungen zu sehen sind. An einer Stelle liegt ein Schütze in einer Blutlache am Boden, umzingelt von Polizisten mit gezückten Gewehren.
Ein weiteres Video zeigt einen Mann mit bunt gefärbtem Haar und mehreren Tätowierungen, unter anderem im Gesicht. Er ist in einem Raum zu sehen, der wohl ein Klassenzimmer darstellen soll. Gegen Ende des Videos posiert er mit einem Schutzhelm und einer Art Einsatzweste vor einer Tafel. Er hält dabei eine US-Flagge hoch.
Er tötete mindestens sechs Menschen
Mindestens sechs Menschen wurden am Montagmorgen in Highland Park laut der Polizei von Kugeln aus einem Hochleistungsgewehr tödlich getroffen, mindestens 30 weitere verletzt. Der Schütze soll alleine agiert und von einem Versteck auf dem Dach eines Gebäudes aus in die Menge geschossen haben, die die Parade anlässlich des am 4. Juli begangenen Unabhängigkeitstags verfolgte.
Präsident Joe Biden sagte, er und seine Frau Jill seien «von sinnloser Schusswaffengewalt schockiert, die wieder einmal einer amerikanischen Gemeinde Trauer gebracht hat an diesem Unabhängigkeitstag».
Täter nutzte Hochleistungsgewehr
Der Einsatzleiter der Polizei von Highland Park, Chris O'Neill rief die Menschen auf, Schutz und Deckung zu suchen, während die Polizei nach dem mutmasslichen Schützen fahndete. Ein Sprecher Lake County Major Crime Task Force, Christopher Covelli, teilte auf einer Pressekonferenz mit, der Schütze habe ein Hochleistungsgewehr benutzt, das am Tatort gefunden worden sei. Der Täter habe wahllos und vorsätzlich Menschen ins Visier genommen.
Die Parade hatte um 10:00 Uhr Ortszeit begonnen, nach einem Bericht der Zeitung «Chicago Sun-Times» wurde der Umzug gestoppt, weil Schüsse fielen. Hunderte Besucher – einige blutverschmiert – flohen von der Umzugsstrecke. Viele Menschen waren früh gekommen, um sich die besten Plätze für den Blick auf die Parade zu sichern.
Die Bürgermeisterin von Highland Park, Nancy Rotering, fasste das Entsetzen über die Gewalt so zusammen: «An diesem Morgen um 10:14 (Ortszeit) wurde unsere Gemeinde von einem Gewaltakt terrorisiert, der uns bis ins Mark erschüttert hat. Unsere Herzen sind bei den Familien der Opfer in dieser niederschmetternden Zeit. An einem Tag, an dem wir zusammenkamen, um Gemeinschaft und Freiheit zu feiern, trauern wir stattdessen um den tragischen Verlust von Menschenleben und ringen mit dem Terror, der über uns gebracht wurde.»
Illinois' Gouverneur J.B. Pritzker sagte: «Es gibt keine Worte für die Art Monster, das auf der Lauer liegt und in eine Menge von Familien mit Kindern feuert, die einen Feiertag mit ihrer Gemeinde begehen.» Später erklärte der Demokrat auf einer Pressekonferenz: «Es ist niederschmetternd, dass eine Feier von Amerika durch unsere einzigartige amerikanische Plage in Stücke gerissen wurde. Ich bin zornig, weil es nicht so sein müsste. Während wir den 4. Juli einmal im Jahr feiern, sind Massenerschiessungen eine wöchentliche – ja, wöchentliche – amerikanische Tradition.»
Bluttat bei Feiertags-Parade in Highland Park nahe Chicago: Verdächtiger gefasst - Gallery
Von Zuschauern der Parade in Highland Park zurückgelassene Stühle.
Bild: Keystone/Daily Herald via AP/John Starks
Beamte ermitteln in der Innenstadt eines Vororts von Chicago.
Bild: dpa
Zahlreiche Polizisten sind in der Innenstadt von Highland Park im Einsatz.
Bild: dpa
In Highland Park im US-Bundesstaat Illinois fielen bei einer Parade zum 4. Juli Schüsse. Mindestens fünf Menschen kamen dabei ums Leben.
Bild: dpa
Bluttat bei Feiertags-Parade in Highland Park nahe Chicago: Verdächtiger gefasst - Gallery
Von Zuschauern der Parade in Highland Park zurückgelassene Stühle.
Bild: Keystone/Daily Herald via AP/John Starks
Beamte ermitteln in der Innenstadt eines Vororts von Chicago.
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Zahlreiche Polizisten sind in der Innenstadt von Highland Park im Einsatz.
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In Highland Park im US-Bundesstaat Illinois fielen bei einer Parade zum 4. Juli Schüsse. Mindestens fünf Menschen kamen dabei ums Leben.
Bild: dpa
Es war ein weiterer Schusswaffenvorfall mit vielen Opfern in den USA. In Buffalo im Staat New York erschoss ein weisser Mann am 14. Mai in einem Supermarkt in einem überwiegend von Schwarzen bewohnten Viertel zehn Menschen. Im texanischen Uvalde erschoss ein 18-Jähriger zehn Tage später 19 Kinder und zwei Erwachsene in einer Primarschule. Bei einer Serie weiterer Zwischenfälle in Vestavia Hills/Alabama, Duncanville/Texas, Chattanooga/Tennessee, Philadalphia, Dayton, Tulsa, Chicago und Laguna Woods/Kalifornien kamen jeweils zwischen einem und drei Menschen ums Leben.