Raumfahrt Venus-Manöver der «BepiColombo» hat geklappt

SDA

15.10.2020 - 11:07

Die Merkursonde «BepiColombo» und die Instrumente an Bord – davon auch welche aus Bern – funktionierten offenbar bei ihrer Begegnung am frühen Donnerstagmorgen einwandfrei (Bild Nasa).
Die Merkursonde «BepiColombo» und die Instrumente an Bord – davon auch welche aus Bern – funktionierten offenbar bei ihrer Begegnung am frühen Donnerstagmorgen einwandfrei (Bild Nasa).
Source: Nasa

Erfolgreiches Rendezvous im All: Auf ihrer Jahre dauernden Mission zum Merkur ist die Sonde «BepiColombo» am Donnerstagmorgen (MESZ) an der Venus vorbeigeflogen. Das Manöver dient auch dem Abbremsen des Raumfahrzeugs. Zudem wurden Bilder gemacht.

Kurz vor 6 Uhr flog das weit über eine Milliarde Euro teure europäisch-japanische Raumfahrzeug in gut 10'000 Kilometer Entfernung an dem Nachbarplaneten der Erde vorbei. Das Manöver wurde aus dem Kontrollzentrum in Darmstadt gesteuert. «Es hat alles funktioniert, es war erfolgreich», sagte Simon Plum vom Esa-Satellitenkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt der Deutschen Presse-Agentur. In der kommenden Woche würde nun eine genaue Analyse erfolgen.

Bei dem Flug um die Venus sammelte die Sonde Daten und schoss auch Bilder. Sieben der elf Instrumente an Bord sollten Wissenschaftsdaten von der Venus erheben. Die zwei Instrumente namens MIPA und PICAM, an denen die Universität Bern beteiligt ist, sollten Daten von den ionisierten Teilchen der Venus-Atmosphäre liefern.

Bei der Begegnung mit Merkur in etwa fünf Jahren wird auch das Massenspektrometer STROFIO zum Einsatz kommen, dessen Projektleiter Peter Wurz von der Uni Bern ist. «Wir werden mit STROFIO dereinst die sehr dünne Atmosphäre von Merkur – man spricht von einer Exosphäre – erfassen und deren chemische Zusammensetzung analysieren», erklärte er gemäss einer Mitteilung der Uni.

Auch soll ein Laser-Höhenmesser namens Bela (BepiColombo Laser Altimeter) ein 3D-Abbild der Merkur-Oberfläche erstellen. Konzipiert und gebaut wurde das Instrument unter Leitung von Nicolas Thomas von der Universität Bern.

9 Milliarden Kilometer in 7 Jahren

Vorbeiflüge an Planeten wie der Venus sind für «BepiColombo» nötig, um die Geschwindigkeit zu reduzieren. Nur so kann das Raumfahrzeug den Schub durch die Sonnengravitation abbremsen und schliesslich mit der berechneten Geschwindigkeit in eine stabile Umlaufbahn um den Merkur einschwenken. Am Donnerstagmorgen reduzierte sich die Geschwindigkeit um fast ein Zehntel auf rund 34 Kilometer pro Sekunde.

Ein ähnliches Manöver flog «BepiColombo» im vergangenen April, als sich die Sonde für einen Vorbeiflug bis auf weniger als 12'700 Kilometer der Erde näherte, ein Katzensprung in den Weiten unseres Sonnensystems.

Auf dem Flug zum Merkur, dem kleinsten und schnellsten Planeten in unserem Sonnensystem, wird die Sonde im kommenden August in nur 550 Kilometern Höhe noch einmal an der Venus und insgesamt sechsmal am Merkur vorbeifliegen, bevor sie 2025 in ihre endgültige Umlaufbahn einschwenkt. Nach rund sieben Jahren Flugzeit wird die 2018 gestartete Sonde dann rund neun Milliarden Kilometer zurückgelegt haben.

Kein Leben auf der Venus

Die Venus war kürzlich wieder in den Fokus gerückt. Erst im September gaben Astronomen bekannt, dass sie in der Venus-Atmosphäre das Gas Monophosphan entdeckt haben. Auf der Erde entsteht dieses vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Die Forscher räumten aber gleich ein, dass der Nachweis in der Venus-Atmosphäre kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf dem Planeten ist.

Venus und Erde sind fast gleich gross. Dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zufolge haben sich die Nachbarplaneten aber sehr unterschiedlich entwickelt. Die Atmosphäre der Venus sei wesentlich dichter und bestehe fast ausschliesslich aus Kohlendioxid. Das bewirke einen sehr starken Treibhauseffekt und Oberflächentemperaturen von rund 470 Grad. Die Existenz von Wasser und damit auch von Leben sei dort ausgeschlossen.

Die Merkur-Mission ist die erste europäische zum der Sonne am nächsten gelegenen Planeten. Auf der Sonde sitzen zwei Orbiter aus Deutschland und Japan. Sie sollen nach dem Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn um den Merkur 2025 das Magnetfeld, die Oberfläche und auch die Sonnenwinde untersuchen.

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