Grossbritannien Vereint auf Distanz – Royals nehmen Abschied von Prinz Philip

SDA

18.4.2021 - 11:50

HANDOUT - Soldaten der Royal Horse Artillery geben auf dem East Lawn von Schloss Windsor einen Salutschuss ab, um den Beginn der nationalen Schweigeminute zu Ehren des verstorbenen Prinzen Philip zu markieren. Foto: Corporal Cameron Eden Rlc/MoD
HANDOUT - Soldaten der Royal Horse Artillery geben auf dem East Lawn von Schloss Windsor einen Salutschuss ab, um den Beginn der nationalen Schweigeminute zu Ehren des verstorbenen Prinzen Philip zu markieren. Foto: Corporal Cameron Eden Rlc/MoD
Keystone

Die trauernde Königin bewahrt Haltung, die Brüder William und Harry gehen gemeinsam hinter dem Sarg, und der Thronfolger kämpft mit den Tränen: Die britische Königsfamilie hat Abschied von Prinz Philip genommen. Wegen der Corona-Pandemie fand die Zeremonie auf Schloss Windsor am Samstag nur im kleinsten Kreis mit 30 Gästen statt – doch landesweit nahmen die Menschen Anteil. Prinz Philip, Herzog von Edinburgh und Mitglied des exklusiven Hosenbandordens, war am 9. April im Alter von 99 Jahren gestorben.

18.4.2021 - 11:50

Nach 73 Jahren Ehe musste Queen Elizabeth II. sich von ihrem Mann verabschieden – wegen der Pandemie mit viel Abstand zu ihrer Familie. Es ist das Bild, das in Erinnerung bleiben wird: Die 94 Jahre alte Königin sass äusserlich gefasst mit schwarzem Hut und schwarzer Mund-Nase-Bedeckung ganz allein vorn in der St.-Georgs-Kapelle. «Das einsamste Lebewohl», titelte der «Sunday Mirror» zu einem Foto der Monarchin. Die Queen trug eine Lesebrille, verfolgte mit gesenktem Kopf Lied- und Redetexte. Ohne gestützt zu werden, war sie zuvor aus ihrer Staatslimousine gestiegen und in die Kirche geschritten – und so verliess sie diese so auch wieder. In den weissen Blumen auf Philips Sarg war ein Brief zu sehen – ein letzter Gruss seiner Frau und grossen Liebe.

Emotionaler als seine Mutter wirkte Thronfolger Prinz Charles (72). Im Trauerzug lief ihm eine Träne über das Gesicht, auch in der Kirche wirkte er ergriffen. Für Fans des Königshauses war der Samstag auch deshalb besonders, weil die Royals länger nicht bei einem öffentlichen Auftritt zu sehen waren. Auch wegen der Corona-Pandemie fielen Feste und traditionelle Anlässe zuletzt aus.

Besonders auf einen waren die Blicke gerichtet: Prinz Harry (36), der sich im vergangenen Jahr von seinen royalen Pflichten zurückgezogen hatte und – gemeinsam mit Frau Meghan und Sohn Archie – in die USA gezogen war. Es war das erste Mal seit gut einem Jahr, dass er zusammen mit seiner Familie auftrat. Gemeinsam mit Bruder William (38) schritt er hinter dem Sarg seines Grossvaters. Viele dachten da an die Bilder, als die beiden als Kinder nach dem Unfalltod von Diana im Jahr 1997 hinter dem Sarg ihrer Mutter gingen – damals mit Grossvater Philip.

Vom Streit wegen der Rassismus-Vorwürfe von Harry und Meghan gegen das Königshaus war bei der Trauerfeier nun nichts zu sehen. Zwar schritt vor dem Gottesdienst noch Peter Phillips, Sohn der Queen-Tochter Prinzessin Anne, zwischen den Brüdern. Doch später verliessen sie gemeinsam mit Williams Frau Kate (39) die Kirche. TV-Bilder zeigten, wie sie miteinander plauderten, es wirkte harmonisch. Die Queen hatte ihren Enkel bei den Vorbereitungen im Blick: Damit Harry, der nach seinem Abschied aus dem Königshaus seine militärischen Titel abgeben musste, nicht als einziger in Zivil erscheinen musste, ordnete sie an, dass niemand Uniform tragen dürfe.

Es sind erste Schritte aufeinander zu, die gemeinsame Trauer scheint die Familie wieder zusammenzubringen. Hinter den Kulissen soll Cousine Eugenie (31), Tochter von Prinz Andrew, als «Friedensstifterin» gewirkt haben, wie britische Medien berichteten. Harry verbrachte seine Corona-Quarantäne nach der Ankunft aus den USA bei der «Blauhelm-Prinzessin» ("Evening Standard") und ihrer jungen Familie in seinem alten Haus Frogmore Cottage.

Millionen Menschen weltweit verfolgten die Zeremonie vor dem Fernseher. Die Trauerfeier wirkte zwar formal – doch es gab viele sehr persönliche Noten, die Prinz Philip besonders wichtig waren. Schon seit Jahren hatte er selbst Vorbereitungen getroffen und seine Ideen eingebracht. Im Hof des Schlosses stand seine Kutsche mit zwei Ponys, auf dem Bock lagen Philips Mütze und Handschuhe. Den Leichenwagen, einen umgebauten Landrover, gestaltete er über 16 Jahre lang selbst. Und auch die Musikauswahl sowie andere Elemente wie die Orden, die präsentiert wurden, waren von Philip selbst gewählt.

Schliesslich dominierten Anklänge an die militärische Vergangenheit Philips, der im Zweiten Weltkrieg in der Royal Navy gedient hatte. Auf dem Sarg des Royal Consort, wie der Prinzgemahl offiziell heisst, ruhten sein Schwert und seine Admiralsmütze. Davor schritten die Oberbefehlshaber der Truppenteile in Gardeuniformen. Matrosen pfiffen das Signal, das ertönt, wenn ein ranghoher Offizier das Schiff verlässt, zum Schluss bliesen Hornisten der Royal Marines als letzten Gruss «Last Post».

Auch Philips Familiengeschichte fand Berücksichtigung. Drei deutsche Angehörige – mit Philip über seine vier Schwestern verwandt – gehörten zu den 30 Gästen, die die Queen selbst ausgewählt hatte.

Vor der königlichen Residenz nahe London versammelten sich zahlreiche Royal-Fans und Schaulustige. «Er war ein Nachbar», sagte Riad Terha von einem Fish-and-Chips-Laden. «Er war ein echt netter Kerl. Alle Briten mochten und respektierten ihn. Er hat der Nation lange gedient.» Zu einer Schweigeminute kehrte Stille ein. Landesweit hielten die Menschen inne. Um das Gedenken in Windsor nicht zu stören, hatte der nahe gelegene Flughafen Heathrow rund um die Schweigeminute Starts und Landungen verboten.

Wie die königliche Familie den Trauertag weiter verbrachte, wurde nicht bekannt. Am Sonntag endete die nationale Trauerzeit. Schon bald steht ein weiterer wichtiger Termin an, auch wenn wegen der Corona-Regeln ebenfalls keine Feier möglich ist – die Queen wird am Mittwoch 95. Es ist ihr erster Geburtstag ohne ihren Gatten seit ihrer Hochzeit 1947.

SDA