Rätselhaftes Phänomen Wenn beim Erdbeben der Himmel leuchtet

smi

16.9.2023

Kurz vor dem verherenden Erdbeben in Marokko von vergangener Woche, soll der Himmel bläulich geleuchtet haben.
Kurz vor dem verherenden Erdbeben in Marokko von vergangener Woche, soll der Himmel bläulich geleuchtet haben.
dpa

Immer wieder beobachten Menschen kurz vor oder während Erdbeben ein Leuchten. Das Phänomen ist seit der Antike bekannt. Eine Erklärung gibt es bis heute nicht dafür. 

smi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Vor oder während manchen Erdbeben leuchtet der Himmel kurz bläulich auf.
  • Das Phänomen wird Erdbebenlicht genannt.
  • Letzte Woche etwa, als die Erde in Marokko bebte, erschien das Licht als schwebende leuchtende Kugel am Himmel.
  • Wie das Phänomen entsteht, ist noch nicht abschliessend geklärt.

Ob in der Türkei im Februar, in Marokko im September oder schon bei Erdbeben in der Antike: Immer wieder leuchtet der Himmel kurz vor oder während der Erdstösse bläulich auf. 

Erdbebenlicht wird das Phänoment genannt. Mal sieht es aus wie Blitze an einem bewölkten Himmel, mal gleicht es Nordlichtern. Jüngst in Marokko erschien es als schwebende leuchtende Kugeln am Himmel. Dass die Lichter keine Einbildung sind, ist eindeutig geklärt. Menschen sahen bei Erdbeben auch schon Flammen, die nur Lichterscheinungen waren.

Doch noch immer gibt es keine schlüssige Erklärung für das Phänomen. Dies auch deshalb, weil es nur bei einer Minderheit der Erdbeben auftritt, wie der «Spiegel» schreibt. 2014 vertraten Seismologen und der Geophysiker Jonathan Derr folgende These auf: Es brauche tiefe, steilstehende Verwerfungen. Während eines Erdbebens baue sich unter grosser mechanischer Spannung elektrische Ladung auf und steige entlang dieser steilen Brücken an die Erdoberfläche und lade Luftmoleküle auf. Die These erläuterten sie in den Seismological Research Letters

Bei den meisten Erdbeben leuchtet es nicht

Die Forschenden hatten 65 Erdbeben in Europa und Amerika mit Erdbebenlichtern seit 1600 untersucht. Warum die Lichter dennoch meist ausblieben, konnten sie nicht erklären. Zudem bemängelten andere Wissenschaftler*innen, 65 Erdbeben – viele vor dem 20. Jahrhundert vorgefallen – seien zu wenig, um gültige Schlüsse zu ziehen.

Eine andere Erklärung liefert Friedemann Freund von der San Jose University: Tektonische Verformungen würden Quarzkristalle beschädigen und verunreinigen und könnten so elektrische Ladung entstehen lassen. 

Eric Ferré von der Southern Illinois University weisen darauf hin, dass bei Erdbeben an der Bruchstellen Temperaturen bis zu 1700 Grad Celsius und Starkstrom entstehen könnten.

Oder sind es nur Kurzschlüsse?

Elektrische Energie sehen auch weitere Ursache, aber in viel naheliegenderer Weise, wie Wetter Online in einem Beitrag zeigt: Da bei den Erdstössen Stromleitungen und Transformatoren zerstört beschädigt werden, komme es zu Kurzschlüssen, die auch Lichtblitze auslösen könnten. Diese These passt dann aber nicht zu den Erscheinungen vor dem 19. Jahrhundert.

Da die Lichter manchmal auch schon vor einem Erdbeben aufgetreten sind, hoffen einige, dass sie als Warnsignal genutzt werden könnten. Es sei aber weitere Forschung zu den Ursachen nötig.