Protestbewegung Was man über Fridays for Future wissen sollte

dpa

24.5.2019

17. April: Papst Franziskus (l) begrüsst die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg (r) und ihren Vater, Svante Thunberg (M.) während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan.
17. April: Papst Franziskus (l) begrüsst die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg (r) und ihren Vater, Svante Thunberg (M.) während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan.
Bild: Uncredited/Vatican Media/AP/dpa

Was als stille Protestaktion eines Mädchens in Stockholm begann, ist zur grössten Demonstrationsbewegung dieser Zeit geworden. Am Freitag finden die Klimaproteste zum zweiten Mal weltweit statt.

Am heutigen Freitag werden erneut Menschen in aller Welt für mehr Klimaschutz protestieren. Beim zweiten globalen Klimaprotesttag könnten es die Organisatoren des Netzwerks Fridays for Future schaffen, noch einmal mehr Teilnehmer zu mobilisieren als bei der ersten Auflage am 15. März. Zeit, sich die Bewegung einmal genauer anzuschauen, die längst nicht mehr bloss aus Schülern besteht. Und was macht eigentlich diese Greta Thunberg?

Die Zahlen:

Beim ersten globalen Klimaprotest Mitte März gingen nach Angaben von Fridays for Future etwa 1,9 Millionen Menschen auf die Strasse – die Zahl variiert, weil sie regelmässig aktualisiert wird. In 2379 Städten in 134 Ländern wurde demnach protestiert, darunter an 207 Orten in Deutschland. Diesmal soll der grenzübergreifende Protest noch grösser werden: Bislang listet das Netzwerk 1623 beteiligte Städte in 119 Ländern auf – einige Hundert dürften noch dazu kommen. Beginnen werden wegen der Zeitverschiebung Neuseeland und Australien.

Die Klimaschutzikone

Greta Thunberg wird den globalen Protesttag in ihrer schwedischen Heimat verbringen: In Stockholm nimmt sie ab 11.30 Uhr an einem Protestmarsch teil, neben ihr werden eine Reihe Forscher und Aktivisten sprechen. In der schwedischen Hauptstadt hatte sie am 20. August 2018 – übrigens war das ein Montag, kein Freitag – damit begonnen, täglich fürs Klima zu streiken. Zweieinhalb Wochen später kündigte sie an, dies ausschliesslich freitags zu tun - damit schuf sie den Slogan «Fridays for Future» (Freitage für die Zukunft).

Aus dem still protestierenden Mädchen ist mittlerweile eine weltweit bekannte Klimaschutz-Ikone geworden, die auf der aktuellen Ausgabe des «Time»-Magazins zu sehen ist. Ihre einst einsame Aktion hat sich zu einer internationalen Klimaschutzbewegung mit Hunderttausenden Anhängern entwickelt.

Verglichen mit den Zehntausenden Menschen, die in Deutschland und Belgien für das Klima demonstrieren, ist Thunbergs wöchentlicher Protest in Stockholm verhältnismässig klein: Nur ein paar Dutzend Mitstreiter finden sich normalerweise mit ihr auf dem Mynttorget zwischen Reichstag und Schloss ein. Am globalen Protesttag dürften es wie bereits Mitte März nun wieder Tausende sein, die die Strassen der Stadt säumen werden.

Alle für die Zukunft

Während auf Thunbergs Protestschild seit Tag eins die Aufschrift «Schulstreik fürs Klima» prangt, ziehen die Freitagsdemonstrationen längst nicht mehr nur Schüler und junge Studierende an. Auf Schildern ist auch von Eltern, Lehrern und Wissenschaftlern zu lesen: «Parents for Future», «Teachers for Future» und «Scientists for Future». In dieser Woche unterzeichneten mehr als 1000 Unternehmen einen Katalog mit Klimaforderungen wie eine wirksame Bepreisung von CO2-Ausstössen. Der Name passt in die Reihe: «Entrepreneurs for Future».

Schülerproteste in Belgien, wo die Bewegung besonders schnell an Fahrt aufgenommen hat.
Schülerproteste in Belgien, wo die Bewegung besonders schnell an Fahrt aufgenommen hat.
Bild: Paul-Henri Verlooy/BELGA/dpa

Die Belgier und der Donnerstag

In Belgien haben – wie etwa auch in Deutschland – die Klimaproteste besonders schnell Fahrt aufgenommen. Zu verdanken ist das den nationalen Anführerinnen Anuna De Wever und Kyra Gantois. Kurios: Die Belgier bevorzugen den Donnerstag zum Klimaprotest. Einen konkreten Grund dafür gibt es nicht – es wurde einfach von Anfang an immer donnerstags gestreikt.

Anstatt #FridaysForFuture nennen die Belgier ihren Protest deshalb wochentagsneutral #YouthForClimate (Jugend fürs Klima). Zur weltweiten Aktion gehen sie aber auch am Freitag auf die Strasse – zwei Tage vor der belgischen Parlamentswahl, die parallel zur Europawahl an diesem Sonntag stattfindet.

Die Erfolge

Die Bewegung wird weltweit beachtet – auch in den höchsten Etagen der Macht. Greta Thunberg lud im Vatikan den Papst persönlich ein, sich den Protesten anzuschliessen. Luisa Neubauer von den deutschen Klima-Demonstranten und ihre belgische Mitstreiterin De Wever trafen unter anderem Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron bei einem EU-Gipfel. Die Kanzlerin Angela Merkel sagte gerade, die Proteste hätten «etwas verändert», es gebe Druck auf die Politiker weltweit. Vor der Europawahl gehört Klimaschutz zu den Top-Themen der Wähler; die meisten Parteien nehmen das ernst. Jetzt muss das nur noch in konkretes, wirksames politisches Handeln münden.


Bilder des Tages
Zurück zur Startseite